Was Neckargemünd mit dem roten Wurstwagen will
Dieter Krauß hat für sein früheres Verkaufsfahrzeug einen unerwarteten Abnehmer gefunden - Einsatz auf Vereinsfesten geplant

Von Christoph Moll
Neckargemünd. "Ich bin froh, dass er weg ist", sagt Dieter Krauß. Die Rede ist von seinem roten Verkaufswagen, mit dem der Metzger während der Vollsperrung der Hauptstraße vor inzwischen bald acht Jahren die Neckargemünder vom Ortho-Gelände an der Bundesstraße B45 aus mit Wurst und Fleisch versorgte. Der Käufer des Gefährts ist nun allerdings nicht ein anderer Metzger, sondern es ist die Stadt Neckargemünd. Doch was will die Stadt mit einem Wurstwagen? Etwa selbst Schinken, Salami und Bratwürste verkaufen? Die RNZ hat nachgefragt.

Mit dem damals rund 30.000 Euro teuren Verkaufswagen eines Herstellers aus Norddeutschland hatte Krauß mehr Pech als Glück. Ursprünglich wollte er diesen während der über einjährigen Sperrung der Hauptstraße beim Profi-Baumarkt an der B45 am Stadtausgang Richtung Bammental postieren, um die zu erwartenden Umsatzeinbußen aufzufangen. Dort hätte es auch genügend Parkplätze gegeben.
Doch das habe der Betreiber des Baumarktes damals nicht gewollt und die Stadt habe dies schließlich untersagt. Deshalb musste er auf das gegenüber gelegene Ortho-Gelände ausweichen, wo er Miete zahlen musste und wo Autofahrer nur schlecht parken konnten. Hier durfte er diesen aber nicht direkt an der Straße aufstellen, weil dies die Autofahrer irritieren könnte. So wollte es damals das Landratsamt.
"Es war der falsche Standort", sagt Krauß im Rückblick. Nach etwa einem halben Jahr und niedrigen Umsätzen beendete er den Versuch. Den Schotter auf der extra angelegten Fläche musste er wieder entfernen – per Hand mit Schaufel und Schubkarre. "Das waren bestimmt zehn Tonnen", erinnert sich Krauß nur ungern. "Es war eine Riesenarbeit."
Und die Kosten seien immens gewesen. "Ich habe mit dem Wagen richtig Geld kaputtgemacht", gesteht er. "Nach einer groben Schätzung habe ich damit bestimmt 35.000 Euro versenkt." Aber das sei nun mal unternehmerisches Risiko: "Mal hat man Glück und mal Pech."
"Der Wagen stand zuletzt nur noch bei mir herum und hatte keine Tüv-Plakette mehr", sagt Dieter Krauß. Der 51-Jährige hatte kein Interesse daran, ihn weiter einzusetzen, etwa auf Wochenmärkten in der Region. "Wir sind ausgelastet", sagt der Metzgermeister. Für das Geschäft in der Neckargemünder Hauptstraße sei er sechs Tage in der Woche jeweils zwölf bis 14 Stunden täglich im Einsatz, hinzu kommt noch der Partyservice am Wochenende. "Außerdem bin ich kein Markttyp und kein Großmetzger." Und überhaupt hat er kein Auto, das den 2,5 Tonnen schweren Anhänger ziehen kann.
Hintergrund
Der frühere Verkaufswagen der Metzgerei Krauss verfügt über eine etwa fünf Meter lange Kühltheke, die für Wurstwaren, aber zum Beispiel auch für Kuchen genutzt werden kann. Für den Betrieb ist lediglich ein Stromanschluss notwendig. Der Wagen hat einen eingebauten Wasser- und
Der frühere Verkaufswagen der Metzgerei Krauss verfügt über eine etwa fünf Meter lange Kühltheke, die für Wurstwaren, aber zum Beispiel auch für Kuchen genutzt werden kann. Für den Betrieb ist lediglich ein Stromanschluss notwendig. Der Wagen hat einen eingebauten Wasser- und einen Abwassertank. Am berührungslosen Waschbecken sind fließendes kaltes und warmes Wasser vorhanden. Somit werden die Vorschriften zur Hygiene für Feste erfüllt. Außerdem kann in dem Wagen auf einer Platte gegrillt werden und eine Fritteuse ist ebenfalls vorhanden. (cm)
In den vergangenen Jahren hat Krauß deshalb versucht, den Wagen zu verkaufen, schaltete Anzeigen in Fachmagazinen und inserierte auf Verkaufsplattformen. "Es war immer mal wieder jemand da und hat den Wagen angeschaut", erzählt er.
Doch über die Jahre kamen weitere Probleme hinzu: Mäuse knabberten die Kabel der Kühlanlage an. "Der Elektriker hat immer neue Probleme gefunden", erzählt der Metzger. "Bei Reparaturkosten von 1500 Euro habe ich die Handbremse gezogen." Eine der beiden Kühlanlagen war zuletzt noch defekt.
Mehrere örtliche Vereine interessierten sich für den Wagen, um diesen bei Festen einzusetzen. "Die Stadt war allerdings schneller", sagt Krauß. Für rund 500 Euro wechselte der Wagen den Besitzer. Immer wieder sei er selbst gefragt worden, ob er bei Vereinsfesten grillen könne, erzählt Krauß.
Genau für diesen Zweck will die Stadt den Wagen den Vereinen bereitstellen, erklärt Stadtsprecherin Petra Polte auf RNZ-Nachfrage. Die Stadt erhalte viele Anfragen von Vereinen, ob sie Hütten bei Festen aufstellen könne. "Das ist aber immer sehr aufwendig", sagt Polte. Den Wagen zur Verfügung zu stellen, sei weniger Arbeit. Dieser sei gut ausgestattet und erfülle die aktuellen Anforderungen an Hygienebestimmungen.
Bevor der Wagen im Laufe des Jahres zum ersten Mal zum Einsatz kommt, soll er noch frisch gestrichen und aufgehübscht werden. Außerdem werden notwendige Reparaturen durchgeführt. Zu welchen Konditionen der Wagen an die Neckargemünder Vereine vermietet wird, stehe noch nicht fest, so Polte. "Es handelt sich um eine Form der Vereinsförderung", erklärt die Stadtsprecherin.
Dieter Krauß unterstützt diese Idee: "Es ist gut, dass die Stadt diesen Weg geht, um den Vereinen zu helfen", sagt der Metzger, der selbst im örtlichen Liederkranz-Chor "Sound’n’Pepper" singt. "Die Feste in der Stadt werden schließlich nicht mehr, sondern weniger."
Der Wagen sei ideal für Vereinsfeste. Die Kühltheke könne für Kuchen genutzt werden, außerdem könne im Wagen gegrillt werden. "Es ist alles drin, was man für ein Fest braucht", so Krauß. Außerdem habe die Stadt in ihrem Bauhof das Personal, um kostspielige Reparaturen selbst durchzuführen. "Die können was aus dem Wagen machen", meint er.