Amtsinhaber Ehret vermutet einen Sinsheimer Strippenzieher
Ehret kritisiert die Kandidatur seiner Stellvertreterin Heike Kramer - Sein Vorgänger Jörg Albrecht bestreitet eine Einmischung

Von Christoph Moll
Mauer. In manchen Orten dauert es Wochen, bis ein Bürgermeisterwahlkampf so richtig ins Rollen kommt. Anders in Mauer: Dort steht erst seit der vergangenen Woche fest, dass sich Amtsinhaber John Ehret bei der Wahl am 8. März gegen neun Mitbewerber behaupten muss. Und schon geht es los: In der Gemeinde und sogar darüber hinaus macht derzeit eine Nachricht über die sozialen Medien die Runde, die John Ehret verfasst hat. Und die einen brisanten Inhalt hat.
Der Text, der der RNZ vorliegt, beginnt mit "Guten Morgen" und beschäftigt sich mit der Kandidatur von Ehrets Stellvertreterin Heike Kramer (CDU). "Ich ahnte, dass jemand aus Sinsheim Gelenktes noch kommt", schreibt Ehret. "Ich vermute ganz klar, dass hier Jörg seine Finger im Spiel hat." Gemeint ist Jörg Albrecht, Ehrets Amtsvorgänger in Mauer und seit acht Jahren Oberbürgermeister in Sinsheim. "Vermutlich hat er ihr gesagt, im Wahlkampf und auch wenn sie Bürgermeisterin ist, bekommt sie jegliche Art von Unterstützung von ihm", so Ehret. "Ich verstehe das nicht, was der Mann für ein Problem mit mir hat."
Der parteilose Bürgermeister, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt, ärgert sich auch darüber, dass Heike Kramer nicht mit ihm über ihre Kandidatur gesprochen hat. Dass sie "als fast 58-jährige Schulsekretärin" gegen ihn antritt, lässt Ehret fragen: "Hat sie so viel Selbstbewusstsein? Höhenflug nach der Kommunalwahl mit 2600 Stimmen? Als Gemeinderat mit hoher Stimmenanzahl gewählt zu werden, ist ein sehr großer Unterschied zur Bürgermeisterwahl. Hat sie keine Angst vor der Aufgabe?"
Zudem verliere Heike Kramer "mit dem Schritt alles", wie Ehret meint: "Falls sie nicht gewählt wird, kann sie definitiv nicht mehr meine Stellvertretung sein oder muss gar als Gemeinderätin zurücktreten." Der 48-Jährige findet: "Die Bewerbung ist total überflüssig. Es läuft in Mauer für jeden ersichtlich grundsätzlich gut. Sogar die CDU verzichtet wegen Zufriedenheit auf einen eigenen Kandidaten." Er bekomme viel Zuspruch und spüre einen großen Rückhalt in der Bevölkerung, so der Rathauschef. "Diese Infos kannst Du gerne in deinem Freundeskreis (Wählerschaft) kundtun", heißt es am Ende der Nachricht.
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Gegenüber der RNZ bestätigt Ehret, dass der Text von ihm stammt. "Als mich die Info erreicht hat, dass meine Stellvertreterin sich um das Amt der Bürgermeisterin bewirbt, war ich persönlich zutiefst enttäuscht und betroffen, da wir die letzten acht Jahre im Gemeinderat und vor allem auch in der Funktion als Stellvertreterin eine sehr vertrauensvolle und zielführende Zusammenarbeit pflegten", erklärt er. "Sie hat vorher nie Kritik an meiner Arbeit geäußert, es ist eine Bewerbung ohne Begründung." In der Demokratie sei es aber natürlich das gute Recht Kramers, zu kandidieren.
Aus dieser Betroffenheit heraus sei die Nachricht entstanden, die er per SMS an "fünf enge Vertraute" verschickt habe, so Ehret. Diese sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Dass diese aber nach außen gelangte, sei eine Enttäuschung für ihn, so Ehret, der erneut bekräftigt, dass im Falle eines Wahlsieges für ihn Kramer nicht seine Stellvertreterin bleiben könne: "Das ist ein Vertrauensproblem." Ehret betont, dass er Kramer nicht die Qualifikation für das Amt absprechen wollte: "Eine Diffamierung war nicht meine Absicht."
Dass Jörg Albrecht hinter Kramers Kandidatur steckt, sei eine "reine Vermutung", räumt Ehret ein. Er habe viel Kritik für die Nachricht bekommen und wolle nicht Öl ins Feuer gießen. "Ich würde die Nachricht heute nicht mehr schreiben, aber zum Inhalt stehe ich", so der Bürgermeister. Nun freue er sich auf einen spannenden und fairen Wahlkampf.
"Ich konzentriere mich auf meinen Wahlkampf und gehe meinen eigenen Weg", sagt Heike Kramer zu der Nachricht. "Ich trete für mich an und nicht gegen John Ehret." Ihre Kandidatur sei nicht von langer Hand geplant, so die 57-Jährige. Zu Jörg Albrecht habe sie aktuell keinen Kontakt. "Wenn ich Angst vor einer Kandidatur hätte, würde ich mich nicht bewerben", betont sie. Und dass sie nach einer Niederlage nicht mehr Ehrets Stellvertreterin sein kann, versteht Kramer nicht: "Ich bin ja vom Gemeinderat gewählt", sagt sie. "Ich sehe da als Demokratin kein Problem."
Die RNZ sprach auch mit Jörg Albrecht: "Ich halte mich da raus, wie ich es schon immer tue", betont der frühere Mauermer Bürgermeister und jetzige Sinsheimer Oberbürgermeister, der nach wie vor mit seiner Familie in Mauer wohnt. Dass er Heike Kramer zu einer Kandidatur ermutigt haben soll oder diese gar unterstütze, bezeichnet der 51-Jährige als "Blödsinn" und "Quatsch": "Ich habe keine Veranlassung und keine Motivation dazu." Er könne sich nicht erklären, wie Ehret zu dieser Behauptung komme und diese einfach in die Welt setze.
Überhaupt sei er zu weit weg, um sich eine Meinung zu erlauben. Natürlich verfolge er das politische Geschehen in Mauer, aber seine Ansichten behalte er für sich – nicht nur in Wahlkampfzeiten. Zwar sitze er ab und zu sonntags am Stammtisch in einer örtlichen Gaststätte. "Da geht es aber nicht um Politik, sondern hauptsächlich um Fußball", so Albrecht.