Heidelberger SRH-Studenten entwickeln essbares Besteck
Das erste "Eatlery"-Produkt kommt diesen Sommer

Von Sophie Krischa
Heidelberg. Berge von Müll häufen sich vor Hauseingängen, Abfalleimer quellen über vor lauter Einwegbechern, Essensresten und Einmalplastik: So sieht die bittere Realität in vielen Städten Deutschlands – und der ganzen Welt – aus. In einer Konsumgesellschaft wie der unsrigen können die meisten Gegenstände nur schwer oder gar nicht recycelt werden. Gleichzeitig nimmt in Zeiten zunehmenden Umweltbewusstseins die Nachfrage nach ökologisch abbaubaren Produkten stetig zu. Viele Entwickler forschen zurzeit an recycelbaren Materialen – und doch gibt es noch viel zu wenige davon auf dem freien Markt.
Produkt hat "Null-Müll-Bilanz"
Das wollen zwei Heidelberger Studenten nun ändern: Phanindra Gopala Krishna und Abhinan Ramachandran stammen ursprünglich aus Indien und sind an der SRH-Hochschule Absolventen des Studiengangs "International Business and Engineering". Gemeinsam gründeten sie das Start-up Unternehmen "Frenvi" – eine Mischung aus den englischen Wörtern "Friendly" und "Environment", auf Deutsch also "umweltfreundlich". "Wir haben uns mit dem Thema rund um Müll und Recycling beschäftigt. Dabei ist uns aufgefallen, dass ein großer Teil des Problems Einmalbesteck aus Plastik ist", erklärt Ramachandran. So machen laut einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft Gabeln, Löffel, Strohhalme und Co rund 40 Prozent der 407 Millionen weltweit produzierten Tonnen von Plastik aus.
"Deswegen wollten wir ein Produkt entwickeln, das eine ,Null-Müll-Bilanz’ hat", fügt Krishna hinzu. So entstand schließlich "Eatlery" – essbares Besteck. "Wir haben Löffel, Gabel und Messer entwickelt, die stabil genug sind, um sie auch bei festem und heißem Essen benutzen zu können. Andererseits sind sie nicht zu fest, so dass man sie problemlos zerkauen kann", meint Ramachandran. Heiße Suppen kann man mit "Eatlery" bis zu 20 Minuten genießen, andere Speisen wie Pasta ungefähr 50 Minuten. Bei Eis halten die Löffel eine ganze Stunde. "Danach wird das Besteck etwas weich", erklärt Krishna.
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Auf ihrem Weg zum perfekten Produkt wurden die beiden Gründer richtig experimentell: "Wir haben Löffel mit Rosmarin-, Kakao- und sogar Currywurstgeschmack ausgetestet", erzählen die beiden Studenten. Letztlich entschieden sie sich aber für recht neutral schmeckendes Besteck. Und das kommt gut an. Ramachandran berichtet: "Wir haben von allen Seiten nur Zuspruch bekommen, vor allem natürlich dem Gründerinstitut der SRH, von dem wir viel Starthilfe bekamen." Auch finanziell wird "Frenvi" unterstützt. "Dank dem Gründerstipendium ,Exist’ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie haben wir die Mittel, uns in unserem ersten Jahr gut aufzustellen", meint Krishna.
Diesen Sommer kommen so die ersten essbaren "Eatlery"-Eislöffel auf den freien Markt. Weitere Produkte sollen etwas später folgen – und im besten Fall ganz Europa erreichen. "In unserer Heimat Indien ist das Plastikproblem natürlich extrem präsent, aber auch in Mannheim ist es uns sehr aufgefallen. In Deutschland wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen", sagt Krishna. Für die Zukunft wünschen sich die beiden Studenten, andere Länder mit ihrem Produkt im Kampf gegen Plastik inspirieren zu können.



