Heidelberg

Katholische Stadtkirche schließt zwei Kindergärten

St. Theresia und St. Vitus werden nur noch bis August 2022 geführt - Sie sind schlicht zu klein - Stattdessen sollen Neubauten kommen

30.01.2020 UPDATE: 31.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
25 Kindergarten-Kinder von St. Theresia in Rohrbach dürfen dort noch bis zur Einschulung bleiben. Weiterer Nachwuchs kommt nicht mehr hinzu. Der katholische Kindergarten wird 2022 aufgegeben, ebenso wie der Kindergarten St. Vitus in Handschuhsheim. Foto: Rothe

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Die Eltern der Kindergarten-Kinder von St. Theresia in Rohrbach und St.Vitus in Handschuhsheim bekamen es am gestrigen Donnerstag schriftlich, als sie ihre Kinder abholten: Beide Kindergärten sollen zum 31. August 2022 schließen. Diese Entscheidung fällte der Pfarrgemeinderat der Katholischen Stadtkirche am Dienstag.

"Das hört sich krass an", gibt Pfarrer Johannes Brandt, der Leiter der Stadtkirche, zu, "aber wir geben allen damit eine lange zeitliche Perspektive." Die je 25 Kinder in beiden Einrichtungen haben die Chance, bis zur Einschulung in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Wer zum Schluss noch von der Schließung betroffen ist, soll einen Platz in einem anderen katholischen Kindergarten erhalten. Beim derzeitigen Mangel an Erzieherinnen sei auch der Job der sechs Mitarbeiterinnen in den katholischen Einrichtungen garantiert.

Die Schließung der eingruppigen Kindergärten ist seit zwei Jahren im Gespräch; Eltern in Rohrbach hatten auch bereits dagegen protestiert, weil es zu wenige Alternativen für ihre Kinder in nächster Nähe gebe. Mit einer zweieinhalbjährigen Vorlaufzeit ist die Zahl der unmittelbar Betroffenen nun minimal, weil ab sofort keine neuen Kinder mehr aufgenommen werden sollen.

Das Aus für beide Einrichtungen der Katholischen Kirche kam laut Pfarrer Brandt, weil eingruppige Kindergärten nur sehr personalintensiv geführt werden können – bei Erkrankung gibt es beispielsweise nur schwer Ersatz, stattdessen müssen die Eltern dann ihre Kinder zuhause lassen. Auch das pädagogische Angebot sei nicht im richtigen Umfang möglich, heißt es bei der Kirche, denn Eltern erwarteten heute beispielsweise verlängerte Öffnungszeiten.

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Die beiden Gebäude sind nach Angaben Brandts so nicht mehr zu halten. In Rohrbach wurde das Gelände an der Rathausstraße mit Pfarrhaus, Gemeindehaus und Kindergarten bereits an die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei übertragen. Diese will einen Investor für Wohngebäude finden, der möglicherweise auch wieder eine Kita mit einplant. Doch da die Stadt Heidelberg derzeit an einem Bebauungsplan für den historischen Ortskern arbeite, verzögere sich die Entwicklung des Geländes, heißt es bei der Kirche.

Durch den Verkauf wurden aber Mittel frei für einen Ausbau des zweigruppigen Kindergartens St. Benedikt im Hasenleiser. Auf diesen sozial schwächeren Stadtteil will sich die Kirche nun konzentrieren. Der Kindergarten an der Konstanzer Straße soll letztlich drei oder vier Gruppen beherbergen, und zwar in einem Neubau. Möglicherweise, so Brandt, könne man einen Neubau auf das große Grundstück stellen und anschließend den Altbau nebenan ersetzen.

In Handschuhsheim gilt das Gebäude an der Pfarrgasse, in dem sich die Kindergartengruppe St. Vitus, die Sozialstation-Nord und das Gemeindehaus St. Vitus befinden, als marode. Hier denkt man aber weiter: Weil das Pflegeheim St. Michael an der Steubenstraße ebenfalls erneuert werden muss, soll die gesamte Struktur der Einrichtungen im Bereich Pfarrgasse/Steubenstraße von Stadtkirche und Caritas neu entwickelt werden. Vielleicht kommt es dann sogar zu einer gemeinsamen Trägerschaft für die Caritas-Krippe St. Bernhard mit ihren vier Gruppen und den neuen Kindergarten.

Dass die beiden Kindergärten ab 2022 erst einmal aufgegeben werden, ist Teil des Masterplanes, mit dem die katholische Stadtkirche ihre 16 Kindertagesstätten mit 52 Gruppen in Heidelberg und Eppelheim überprüft. Sie will zukunftsfähige Standards setzen. "Eingruppige Kindergärten haben keine Zukunft", sagt Johannes Brandt ganz klar. Darin ist man sich mit der evangelischen Kirche in Heidelberg einig, die ihre kleinen Kita-Einheiten ebenfalls auflöst.

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