Das Möbelparadies war einmal
Unternehmen in Bammental hat Geschäftstätigkeit eingestellt - Folgenutzung noch unklar

Von Benjamin Miltner
Bammental. Es war über jahrzehntelang eine Bammentaler Institution, jetzt ist es Geschichte: das zu dem Eschelbronner Unternehmen Möbel-Streib gehörende Möbelparadies. "Das Haus ist stillgelegt", bestätigte Geschäftsführer Karl-Heinz Felke auf RNZ-Nachfrage. Aktuell werden die Verkäufe letzter Reststücke abgewickelt und bereits verkaufte Möbel ausgeliefert. Der große Räumungsverkauf war im Dezember über die Bühne gegangen.
Das Aus für das an der B 45 gelegene Möbelparadies sieht Felke als "Reaktion auf die wachsende Konzentration des Möbelmarkts". Es finde ein Verdrängungswettbewerb statt. Felke zeigt sich überrascht, wie intensiv die großen Möbelhändler neue großflächige Häuser in Angriff nehmen – mit entsprechend aggressiver Preispolitik. Der klassische Handel stagniere, im Internet gebe es dagegen zweistellige Wachstumsraten jährlich. "Da hat der Mittelstand mit kleineren Häusern einen schweren Stand", betont Felke.
Hintergrund
> Das Möbelparadies in Bammental wurde 1962 in der Bahnhofstraße errichtet. Es gehört zu Möbel-Streib, 1925 in Eschelbronn von Heinrich Streib als Ein-Mann-Schreinerei gegründet. Schnell wurde das Unternehmen zum Inventar der Eschelbronner Schreinerzunft und wuchs in der
> Das Möbelparadies in Bammental wurde 1962 in der Bahnhofstraße errichtet. Es gehört zu Möbel-Streib, 1925 in Eschelbronn von Heinrich Streib als Ein-Mann-Schreinerei gegründet. Schnell wurde das Unternehmen zum Inventar der Eschelbronner Schreinerzunft und wuchs in der Ortsmitte. "Die Zeit zwischen 1950 und 1980, das waren unsere goldenen Jahre", erklärte Karl-Heinz Streib, Sohn des Firmengründers und bis 2004 Geschäftsführer, vor einigen Jahren im RNZ-Interview. Im Möbelhaus Streib wurden moderne Wohn- und Kücheneinrichtungen angeboten und in der Schreinerei waren bis zu zwölf Schreiner beschäftigt. In diese Hochphase fielen neben dem Bau des Möbelparadieses 1971 auch der Kauf einer weiteren Ausstellungshalle in der Eschelbronner Industriestraße. Der Niedergang des Unternehmens begann im neuen Jahrtausend. Der Gebäudekomplex am Eschelbronner Marktplatz stand seit 2005 leer und wurde 2014 abgerissen, die Ausstellungshalle im Industriegebiet 2018 verkauft. Gleichzeitig mauserte sich das Bammentaler Möbelparadies zum Hauptgeschäft. (bmi/rw)
In der Tat sind auch in der Metropolregion Rhein-Neckar die Möbelgiganten am Wachsen. In der Heidelberger Bahnstadt plant XXXLutz ein Einrichtungshaus samt Möbelmarkt auf vier Etagen und über 28.000 Quadratmetern, in Mannheim wird sich die Verkaufsfläche des Möbelhauses Segmüller mit dem geplanten Umzug von der Seckenheimer Landstraße in das "Columbus-Quartier" von derzeit rund 12.400 auf 44.800 Quadratmeter vergrößern. Und in Heilbronn hat Möbel Rieger im Juni 2019 ein 54.000 Quadratmeter großes Möbelhaus eröffnet. "Noch drei Giganten in einer Region, die vorher schon ausreichend mit Möbelflächen bedacht war", erklärt Felke. "Da muss man sich eben fragen: Wie lange kann und will man da mitspielen?"
Das Spiel für das 15.000 Quadratmeter Fläche fassende Möbelparadies in Bammental ist jedenfalls nach knapp 60 Jahren vorbei. Dabei hatte das Unternehmen Möbel-Streib erst vor knapp zwei Jahren seine 5000 Quadratmeter große Ausstellungshalle in Eschelbronn verkauft. Der Möbelverkauf wurde ab März 2018 komplett nach Bammental verlagert. Doch auch die Konzentration auf nur noch einen Standort brachte nicht den gewünschten Effekt.
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Zuletzt waren im Möbelparadies noch acht Mitarbeiter angestellt, so Karl-Heinz Felke. "Wir hatten bereits zuvor sukzessive reduziert. Die meisten Mitarbeiter haben Stellen gefunden, im Möbelhandel sind Fachkräfte gesucht", meint der Geschäftsführer. Einige sind bei der Firma Möbel Geiß in Eschelbronn untergekommen.
Wie werden die Räumlichkeiten des Möbelparadieses in Zukunft genutzt? Steht ein Verkauf oder eine Vermietung an? Diese Fragen trieben auch den Bammentaler Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung um. Das Gebäude werde von der Firma für Verwaltung und Logistik weitergenutzt, aber nicht mehr als Verkaufsfläche, antwortete Bürgermeister Holger Karl auf Nachfrage von Ulf Höppner (Grüne).
Karl-Heinz Felke kann das so nicht bestätigen. "Entschieden ist nichts, die Zukunft noch offen", beteuert er. In einem ist er sich aber sicher: "Es wird sich gewiss keine Möbelkette mehr dort ansiedeln, dafür fehlt einfach die Besucherfrequenz."