Neckargemünd

Große Ausstellung zu Janosch in der Villa Menzer

Am heutigen Samstag Eröffnung - Werke des bekannten Künstlers

10.01.2020 UPDATE: 11.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Nur drei von rund 250 Janosch-Werken, die ab heute in der Villa Menzer in Neckargemünd zu sehen sind, betrachtet hier Claus Petschmann vom Verein „Villa Menzer“. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Der Boden ist frisch geputzt, gerade wird der letzte Nagel in die Wand geschlagen. "Jetzt hängen alle Bilder", sagt Claus Petschmann, Vorsitzender des Vereins "Villa Menzer. Haus für Soziales, Kunst und Kultur", der die große Ausstellung mit Werken des Künstlers Janosch mit der Stadt und der Galerie Petschmann veranstaltet. Am Freitag laufen in der Villa Menzer die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren und am heutigen Samstag, 11. Januar, um 12 Uhr werden die Tore für Besucher geöffnet. Die Veranstalter erwarten bis zum Ausstellungsende am 15. März mindestens 3000 Besucher. Gleich heute könnten es mehrere Hundert werden, glaubt Petschmann.

"Wir wollen mit der Ausstellung die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit der Villa Menzer unter Beweis stellen", sagt der 76-Jährige. "In manchen Bereichen hängen keine Bilder, um zu zeigen, wie schön die Villa ist." Der Reinerlös der Ausstellung soll in die Innensanierung der Villa Menzer fließen. Der Verein träumt bekanntlich davon, dass die Villa bald als Ort für Trauungen genutzt werden kann.

Nun aber wird das seit Jahren weitgehend leerstehende Gebäude aus dem Jahr 1890 zunächst Schauplatz der Ausstellung. Die Vorbereitungen haben bereits vor Weihnachten begonnen, als die ersten Werke angeliefert wurden. Vor wenigen Tagen trafen in einer Holzkiste noch Radierungen von Janosch ein.

Hintergrund

> Janosch heißt eigentlich Horst Eckert und wurde am 11. März 1931 im oberschlesischen Hindenburg geboren. Der deutsche Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller ist heute 88 Jahre alt und lebt auf Teneriffa. Bekannt wurde Janosch durch seine illustrierten

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> Janosch heißt eigentlich Horst Eckert und wurde am 11. März 1931 im oberschlesischen Hindenburg geboren. Der deutsche Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller ist heute 88 Jahre alt und lebt auf Teneriffa. Bekannt wurde Janosch durch seine illustrierten Kindergeschichten wie "Oh, wie schön ist Panama", "Post für den Tiger" und "Ich mach dich gesund, sagte der Bär". Zudem ist er Erfinder der bekannten Tigerente.

"Weil ich keine Kindheit gehabt habe, muss ich sie jetzt ewig nachholen", sagte Janosch einmal. Rückblickend sprach er aber auch "vom Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben". Überlebt hat er nämlich Hunger, Krieg, Vertreibung, Einsamkeit und persönliche Krisen. Vor seiner künstlerischen Karriere absolvierte er eine Lehre als Schmied. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten die Eltern mit ihm nach Westdeutschland. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch. Janosch zeichnete und schrieb jedoch auch Bücher für Erwachsene, in denen er unter anderem Erlebnisse seiner Kindheit verarbeitete. Sein Werk besteht aus über 300 Büchern und zigtausend Illustrationen, Zeichnungen, Aquarellen und Radierungen. Janosch hat im Jahr 2013 seine langjährige Lebensgefährtin Ines geheiratet. Das Paar ist kinderlos. (cm)

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Eine Handvoll Vereinsmitglieder war in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, die Villa Menzer für die Ausstellung herzurichten. Allein das Aufhängen der über 250 Gemälde, Zeichnungen und Radierungen – laut Petschmann allesamt Originale – dauerte vier Tage. 40 Freiwillige werden in den kommenden Wochen mehr als 800 Stunden lang die Ausstellung betreuen.

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Die Werke waren in dieser Kombination bisher noch nicht zu sehen, erklärt Petschmann. Sie wurden individuell für die Villa Menzer zusammengestellt und stammen von zwei Kunstverlagen in Tübingen und Lüneburg. "So viel Raum wie hier gibt es nicht an vielen Ausstellungsorten", sagt der frühere Galerist. "Die Menge erschlägt die Betrachter nicht." Insgesamt neun Zimmer – drei im Unter- und sechs im Obergeschoss – sowie das Foyer, die Flure und das Treppenhaus sind Teil der Ausstellung.

Im Foyer der Villa begegnen Besucher einem großen Foto von Janosch und Informationen zu seinem Leben. In den Räumen des Untergeschosses finden sich frühe Arbeiten des Künstlers – darunter auch eines der wenigen abstrakten Bilder und ein Selbstporträt aus jungen Jahren. Im früheren Zimmer des Bürgermeisters – die Villa diente einst als Rathaus – wurden die dunklen Holzwände abgedeckt, damit die Werke besser zur Geltung kommen.

Dieser Raum ist für Kinder gedacht, die hier Zeichnungen mit Tiger und Bär sowie der berühmten Tigerente auf Augenhöhe entdecken können. Denn die erzählenden und szenischen Bilder hängen besonders niedrig. Auf gemütlichen Sitzsäcken können Kinder an einem Tisch malen und lesen. "Jedes Bild erzählt eine Geschichte", sagt Petschmann. Ebenfalls im Untergeschoss finden sich Coverentwürfe für Janosch-Bücher und Wimmelbilder.

Hintergrund

Vernstaltungen

> Die Ausstellung "Janosch – Malerei, Grafik, Literatur" in der Villa Menzer in Neckargemünd (Dilsberger Straße 2) ist bis zum 15. März donnerstags bis sonntags jeweils von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Karten gibt es vor Ort. Führungen finden am heutigen

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Vernstaltungen

> Die Ausstellung "Janosch – Malerei, Grafik, Literatur" in der Villa Menzer in Neckargemünd (Dilsberger Straße 2) ist bis zum 15. März donnerstags bis sonntags jeweils von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Karten gibt es vor Ort. Führungen finden am heutigen Samstag um 18 Uhr sowie dann immer donnerstags und sonntags um 15 Uhr statt. Die Ausstellung wird von einem großen Rahmenprogramm begleitet.

> Samstag, 11. Januar, 19.30 Uhr: "Eine Rede für Herrn Janosch" mit Kunsthistorikerin Yvonne Weber.

> Mittwoch, 15. Januar, 16 Uhr: Workshop "Projektunterricht mit Janosch" für Lehrer.

> Donnerstag, 16. Januar, 19.15 Uhr: Kammerkonzert "Jugend musiziert" der Neckargemünder Musikschule.

> Donnerstag, 23. Januar, 19.30 Uhr: Vorführung "Druck einer Farbradierung" mit dem Künstler Gerhard Hofmann (Pfalzpreis für Malerei).

> Donnerstag, 30. Januar, 19.30 Uhr: Vortrag "Gewalt im Leben und Werk von Janosch" mit Claus Petschmann.

> Donnerstag, 13. Februar, 19.30 Uhr: Vortrag "Über die Erzählkunst von Janosch" mit Verlegerin Katharina E. Meyer.

> Donnerstag, 27. Februar, 19.30 Uhr: Vortrag "Liebesgeschichten bei Janosch" mit Claus Petschmann.

> Montag, 2. März, 15 Uhr: Kreativ-Workshop "Tiger-Ente und Günther Kastenfrosch" ab sechs Jahren mit Autorin Ingrid Sissung.

> Samstag, 14. März, 19.30 Uhr: Janosch-Abschiedssparty.

In Zusammenarbeit mit der Mediothek der SRH:

> Montag, 27. Januar, Donnerstag, 20. Februar, und Montag, 9. März, jeweils 15 Uhr: Digitale Schatzsuche, "Ausstellungsjagd" mit dem Tabletcomputer in der Villa Menzer.

> Dienstag, 14. Januar, Dienstag, 18. Februar, und Dienstag, 10. März, jeweils 15 Uhr: "Bilderbuchkino", Fantasiereisen, Abenteuer und Basteln in der SRH-Mediothek, Anmeldung unter Telefon 0 62 23 / 89 24 31 oder per E-Mail an mediothek@srh.de

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Auch im Treppenhaus ist die Tigerente präsent. Im Obergeschoss geht’s um "Paare und Paarungen". Hier nehmen Ironie und Satire zu und es wird teilweise auch zynisch. Nicht alle Bilder wurden aufgehängt. "Geschmack kennt Grenzen", meint Petschmann. Aber auch Blumenmotive – Grafiken, Aquarelle und Acrylgemälde – sowie bildlich dargestellte Bibelzitate sind hier zu finden.

"Für mich war aber überraschend, dass die Tigerente kein Spielzeug ist, sondern die Offenheit, Neugier und Vitalität der Menschen symbolisiert", sagt Petschmann. Sie tauche in vielen Situationen auf. Und sie begrüßt die Besucher der Ausstellung. Ab heute wird ein 1,30 Meter hohes Holzmodell im Einsatz sein.

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