Evangelische Gemeinde Meckesheim

Gottesdienste im Gemeindehaus sollen Heizkosten sparen

Gotteshaus bleibt bis Ende März kalt und gespenstisch ruhig - So muss sie weniger heizen

09.01.2020 UPDATE: 10.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Die evangelische Kirche im Zentrum von Meckesheim.  Foto: Alex

Von Anja Hammer

Meckesheim. Kalt ist es. Und vor allen Dingen gespenstisch ruhig: Die Bänke sind leer und die Orgel ist stumm. Es ist ein ungewöhnliches Bild für einen Sonntagmorgen in einer Kirche. Doch genau dieses wird sich ab dem kommenden Sonntag in Meckesheim bieten.

Zwischen Januar und März finden nämlich keine Gottesdienste in der evangelischen Kirche statt. Der Grund: So spart sich die evangelische Gemeinde das Heizen. Bis zum 22. März kommen die Gläubigen stattdessen im evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus zusammen.

Pfarrer Dirk Ender. Foto: Marion Wind

Pfarrer Dirk Ender findet den winterlichen Umzug nicht ungewöhnlich: "Das wird in vielen Gemeinden diskutiert." In der Tat: Die evangelische Gemeinde von Schönau zieht dieses Jahr auch erstmals um. "Ich kenne das von meiner früheren Gemeinde in Weinheim und in Altneudorf ist das auch schon länger so", berichtet Agnes Seyferth, Pfarrerin für Schönau und Altneudorf.

In Meckesheim gibt es die sogenannte "Winterkirche" seit sechs Jahren. "Sie wurde insgesamt positiv aufgenommen; es gab keinen einzigen Beschwerdebrief", erinnert sich Ender, der sich seit über zehn Jahren mit seiner Frau Wiltrud Schröder-Ender die evangelische Pfarrstelle für Meckesheim und Mönchzell teilt. Es gebe zwar einige wenige, die den Gottesdienst nicht im Gemeindehaus feiern wollen, die würden dann aber in die Kirche nach Mönchzell ausweichen.

Auch interessant
Kirchen-Auszeichnung: Meckesheim hat nun eine Pilgerkirche
Wärmer als in dem evangelischen Kirchengebäude ist es im Bonhoeffer-Haus. Foto: Alex

Der Beweggrund für den temporären Umzug sei der Umweltaspekt gewesen, betont Ender: "Es ging nicht nur um die Kosten." Doch natürlich spart die Gemeinde auch Geld beim Heizen. Im Winter werde darauf geachtet, dass die Temperatur im Gotteshaus mindestens sieben Grad beträgt. "Damit die Orgel und das Inventar nicht beschädigt werden", erklärt Ender.

Für die sonntäglichen Gottesdienste werden – bis zum Umzug im Januar – die Temperaturen dagegen auf 17 Grad hochgefahren. Um die Orgel zu schonen, geschieht dieser Aufheizprozess langsam und beginnt schon freitags. "Ein Heizungsbauer hat mir mal gesagt, dass jedes Aufheizen rund 150 Euro kostet", so Ender. Und genau das spart sich die Gemeinde mit der Verlegung der Gottesdienste zwischen Januar und März.

Die evangelische Kirche im Zentrum von Meckesheim ist zwar weiterhin geöffnet, aber im Inneren herrschen nur noch acht Grad. Foto: Alex

"Das ist eine ruhige Zeit", erklärt der Pfarrer. "Da gibt es keine großen Kirchenfeste." Weihnachten sei vorüber und der nächste große Gottesdienst sei erst wieder zur Jubelkonfirmation am 29. März. In das Dietrich-Bonhoeffer-Haus würden bequem 100 Menschen passen und "zur Not" gingen auch 180 hinein. "Das reicht für kleine Gottesdienste", sagt Ender. In den letzten Jahren musste man auch für Taufen und Hochzeiten keine Ausnahmen machen.

Im Gemeindehaus-Gottesdienst sieht der Pfarrer Vorteile: "Man ist sich näher, die Gemeinschaft wird spürbarer." In der großen Kirche mit ihren rund 600 Plätzen würden wenige Besucher dagegen untergehen. Nur ungern erinnert sich Ender an den "Tiefpunkt" des letzten Jahres: "Am zweiten Advent waren nur 30 Leute da."

Dennoch will der 53-Jährige nicht den Nutzen des 1849 fertig gestellten Gotteshauses in Meckesheims Ortsmitte in Abrede stellen: "Es braucht auch große Kirchen", sagt Ender. "Sie sind nicht nur an Weihnachten voll." Sicherlich sinke die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger und es gebe einen zunehmenden Unterschied zwischen "besonderen" und "kleinen" Gottesdiensten.

Doch der evangelische Pfarrer ist überzeugt, dass man mit der Zeit gehen muss, dann wird auch die Kirche voller. "Die Krabbelgottesdienste sind oft besser besucht als die normalen", berichtet Ender. Daher macht er sich um die Zukunft des Gotteshauses keine Sorgen: "Hier in Meckesheim gibt es keine Überlegungen, die Kirche zu verkaufen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.