Das sagt der neue Bürgermeister Matthias Frick zum Amtsantritt
Im RNZ-Interview erklärt der 52-Jährige, wie er Gräben überwinden will - "Es geht um Schönau, nicht um Parteipolitik"

Von Christoph Moll
Schönau. Die Namensschilder im Rathaus sind schon geändert, der Mann auf dem Chefsessel ist neu: Am Donnerstag trat Matthias Frick (parteilos) sein Amt als Bürgermeister von Schönau und damit die Nachfolge von Marcus Zeitler (CDU) an. Dieser war im September als Oberbürgermeister nach Hockenheim gewechselt. Im RNZ-Interview verrät Frick, was er alles vorhat.
"Bürgermeister Matthias Frick" – wie klingt das für Sie, Herr Frick?
Das habe ich in den vergangenen Wochen öfter gehört, obwohl ich noch gar nicht Bürgermeister war. Es klingt gut.
Mit welchem Gefühl wacht man auf, wenn man weiß: Ab heute bin ich Bürgermeister?
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Es waren gemischte Gefühle. Es warten viele Aufgaben. Es stehen viele Termine an, die sich der Gemeinderat wünscht und zurecht fordert. Natürlich stelle ich mir Fragen: Was kommt im neuen Job alles auf mich zu? Wie gehe ich mit Herausforderungen um? Im Rettungsdienst habe ich zuletzt tagesaktuell Fälle abgearbeitet. Da ging es meist um lebensbedrohliche Notfälle und es mussten schnell Entscheidungen getroffen werden. Als Bürgermeister haben Entscheidungen langfristige Folgen, aber es geht nicht um Leben und Tod. Ich bin also nicht nur euphorisch, sondern weiß um die Verantwortung – auch für die Mitarbeiter.
Hintergrund
Matthias Frick aus Nußloch ist 52 Jahre alt und parteilos. Nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium in Mannheim stieg der gebürtige Hamburger in einem Ladenburger Industrieunternehmen bis zum Marketingchef auf. Zudem war er Vorsitzender des PR-Ausschusses des
Matthias Frick aus Nußloch ist 52 Jahre alt und parteilos. Nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium in Mannheim stieg der gebürtige Hamburger in einem Ladenburger Industrieunternehmen bis zum Marketingchef auf. Zudem war er Vorsitzender des PR-Ausschusses des "Bundesverbandes Technischer Brandschutz". Danach übernahm Frick eine Führungstätigkeit beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Mannheim und arbeitete bis Ende 2019 beim DRK in Heidelberg. Frick ist Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes in Leimen und ehrenamtlich auch in der DLRG aktiv, bei der er Rettungsdienstleiter im Rhein-Neckar-Kreis ist. Ende 2017 hatte er bereits bei der Bürgermeisterwahl in Nußloch kandidiert, wo er 12,9 Prozent holte. In Schönau trat er – unterstützt durch die CDU – als einziger "auswärtiger" Kandidat gegen sechs Schönauer an und setzte sich im November im zweiten Wahlgang durch. Frick ist verheiratet und hat einen knapp vierjährigen Sohn. (cm)
Haben Sie zum Amtsantritt etwas geschenkt bekommen?
Einen 60 Zentimeter hohen Stapel Post der vergangenen zehn Tage (lacht). Von Glückwünschen zu Weihnachten und zum neuen Jahr bis zu wichtigen Unterlagen war alles dabei. Und natürlich den Bürgermeister-Schlüsselbund. An diesem ist ein Anhänger mit einem "M" dran – M für Marcus Zeitler. Den kann ich ja einfach übernehmen (lacht). Der Empfang durch die Mitarbeiter war sehr herzlich.
Wie waren die vergangenen Wochen seit der Wahl für Sie? Konnten Sie sich vom Wahlkampf erholen?
Sie waren anstrengender als der Wahlkampf. Ich habe bis zum 31. Dezember um 19 Uhr in meinem bisherigen Beruf gearbeitet. Das wollte ich so, weil ich ihn gerne gemacht habe und die Personaldecke im Rettungsdienst ohnehin nicht gut ist. Außerdem wollten Kollegen über Weihnachten frei machen. Neben der 48-bis-60-Stunden-Woche im Job habe ich in den vergangenen Wochen schon viele Termine in Schönau wahrgenommen und war bei Besprechungen dabei. So habe ich zum Beispiel die anderen Bürgermeister aus dem Umland kennengelernt. Mein Ziel war es, dass ich zum Amtsantritt nicht von Neuem überrascht werde. Ich wollte mich hinsetzen und direkt loslegen können. Jetzt kann ich mich voll und ganz auf das Amt konzentrieren.
Wie haben Sie sich denn auf Ihr Amt vorbereitet?
Ich habe einen Vier-Wochen-Kurs zum Bürgermeister absolviert (lacht). Nein, im Ernst: Natürlich habe ich auch Fachliteratur gewälzt. Ein Bürgermeister muss sich in der Gemeindeordnung auskennen. Es gibt viele juristische Dinge, die ich nun wissen muss. Außerdem habe ich mich im Landratsamt informiert.
Welche Termine haben Sie als Bürgermeister in den kommenden Tagen und Wochen?
Das erste Treffen mit meiner Stellvertreterin Tanja Ehrhard fand schon statt. Am Freitag bin ich bei Landrat Stefan Dallinger in Heidelberg. Außerdem stehen Termine mit Vereinsvertretern, Haushaltsbesprechungen und der Neujahrsempfang der CDU mit Landesjustizminister Guido Wolf an.
Hintergrund
Mit gemischten Gefühlen beendete die Erste Bürgermeister-Stellvertreterin des Klosterstädtchens, die sozialdemokratische Stadträtin Tanja Ehrhard, die letzte von ihr geleitete Gemeinderatssitzung: Sie hat die Amtsgeschäfte geleitet, nachdem der bisherige Bürgermeister
Mit gemischten Gefühlen beendete die Erste Bürgermeister-Stellvertreterin des Klosterstädtchens, die sozialdemokratische Stadträtin Tanja Ehrhard, die letzte von ihr geleitete Gemeinderatssitzung: Sie hat die Amtsgeschäfte geleitet, nachdem der bisherige Bürgermeister Schönaus, Marcus Zeitler (CDU), zum 1. September sein Amt als Oberbürgermeister von Hockenheim angetreten hatte. Jetzt ist die Übergangszeit vorbei. Zum Januar hat der parteilose, von den Christdemokraten unterstützte Matthias Frick aus Nußloch das Amt angetreten.
In ihrem Schlusswort erkannte Ehrhard zum einen "an der Schwelle zum neuen Jahr trotz sorgfältiger Pläne und Vorkehrungen eine mehr oder minder große Unsicherheit", für sie daher eine Schwebesituation. Auf der anderen Seite hob sie die "erfolgreiche kommunale Partnerschaft" auf der Verwaltungs- und Gemeinderatsseite hervor. Sie bedankte sich für das aktive "Mitdenken, Mitwirken und Mitarbeiten in unserer Gemeinschaft".
"Die letzten Monate stellten uns vor ungewohnte Herausforderungen, die wir alle so nicht kannten", fasste Ehrhard ihre Gemütslage zusammen. Dennoch trat sie für "Aufbruchstimmung, Flexibilität und Wagemut" ein und erwartete Veränderungen, aber auch Chancen für Ziele, die alle ansprechen. Deshalb hielt sie es für wichtig, den unbedingten Zusammenhalt aus der "Solidarität und Mitmenschlichkeit" zu speisen.
Für die offizielle Verpflichtung von Bürgermeister Matthias Frick im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung am Freitag, 24. Januar, um 18.30 Uhr in der Stadthalle kürte der Gemeinderat gemäß der üblichen Gepflogenheiten den CDU-Stadtrat Manfred Hesse. Als ältestes Mitglied des Rats soll er die Verpflichtung vornehmen.
Zusätzlich legten die Stadträte einen Ablauf dieses Festakts fest, an dem sich die Musikschule Schönau und die drei örtlichen Gesangvereine – "Liederkranz", Singverein "Freiheit" und "Eintracht" Altneudorf – musikalisch beteiligen sollen. Ferner wird Landrat Stefan Dallinger um ein Grußwort gebeten. Darüber hinaus geht die Einladung auch an die Wahlkreisabgeordneten und den Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau, Werner Fischer, ebenfalls an die Bürgermeister der umliegenden Kommunen, die Schulleiterinnen, die Geistlichen sowie die Vertreter der Sparkassen und Banken. (ths)
Wann ist Ihre erste Gemeinderatssitzung?
Das ist formell meine Amtseinführung am 24. Januar. Die erste "richtige" Sitzung mit einer Tagesordnung und Themen findet am 21. Februar statt.
Apropos: Welche Themen werden Sie in den ersten Wochen beschäftigen?
Die finanzielle Situation der Stadt, die Marcus Zeitler hinterlassen hat, ist nicht schlecht. Auch Schönau hat Schulden, aber die Rücklage gleicht diese fast aus. So können wir auch große Projekte vergleichsweise angenehm angehen – ob eine neue Sporthalle oder ein neues Feuerwehrhaus. Das obere Tal ist ein Dauerbrenner, der konzeptionell angegangen werden muss. Die roten Zahlen werden dadurch größer, aber es wird nicht schmerzhaft. Außerdem müssen wir Straßen sanieren und ein Konzept für das Bürgerhaus am Marktplatz – das ehemalige Awo-Haus – finden. Und ich habe noch ein größeres Projekt, über das ich aber erst den Gemeinderat informieren möchte.
Ein Stausee, wie ihn Ihr Mitbewerber Peter Göttmann bauen wollte?
Nein (lacht). Es soll ein Projekt im kulturell-historischen Bereich werden, das Schönau die nächsten vier Jahre beschäftigen soll und das für alle sichtbar ist. Und es soll Menschen aus einem Umkreis von 150 bis 200 Kilometer in die Stadt locken. Es wäre ein Anziehungspunkt und eine richtig spannende Sache. Mehr kann ich aber noch nicht sagen.
Schade. Sicher haben Sie sich ein Ziel für die ersten 100 Tage gesteckt.
Ich will die Handlungsstränge verstehen und erkennen, an welchen Stellschrauben ich für eine gute Zukunft drehen kann. Ich will Schönau voranbringen. Es gibt unendlich viele Herausforderungen. Wir müssen zum Beispiel auch im Kleinen etwas tun, um den Klimawandel aufzuhalten. Wir leben von den Wäldern um uns herum. Deren Zustand wird nicht besser. Es muss sich aber etwas tun.
Im Wahlkampf wurde mit harten Bandagen gekämpft. Sie haben sich am Ende knapp gegen den SPD-Kandidaten durchgesetzt. Wie wollen Sie entstandene Gräben wieder zuschütten?
Ja, manche haben das Wahlergebnis nicht so gut verkraftet. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich will mit allen Fraktionen zurechtkommen. Es geht um Schönau und nicht um parteipolitische Belange. Ich strecke meine Hand aus und werde Gespräche führen. Mit CDU und Freien Wählern gab es diese schon, ein Termin mit der SPD ist vereinbart.
Haben Sie Kontakt zu Ihrem Amtsvorgänger Marcus Zeitler?
Ich kenne Marcus Zeitler schon seit 27 Jahren, da er ja aus Leimen kommt, wo ich auch aktiv bin. Es wird noch ein Treffen mit ihm geben, aber er hat viel in Hockenheim zu tun. Ich habe ihn aber auf dem Weihnachtsmarkt in Schönau getroffen. Er hält den Kontakt zur Stadt.
Wie geht es eigentlich weiter mit Ihrem privaten Engagement beim Roten Kreuz und in der DLRG in Leimen?
Das werde ich in diesem Jahr beleuchten. Ich werde Vorsitzender des Roten Kreuzes in Leimen bleiben und eng mit der Stadt Leimen zusammenarbeiten. Jetzt bin auch mit dem Oberbürgermeister per Du, weil wir ja nun Kollegen sind.
Sie hatten angekündigt, bei einer erfolgreichen Wahl nach Schönau zu ziehen. Was macht die Haussuche?
Es ist gar nicht so einfach, etwas zu finden. Wir haben uns vor Weihnachten verschiedene Häuser angeschaut, aber es war nichts Passendes dabei. Meine Frau und mein Sohn sollen sich wohlfühlen. Nebenbei ein Haus zu renovieren ist mit meinem neuen Job nicht zu vereinbaren.