54-Jähriger stürzte von Mauer im Menzerpark (Update)
Ergebnis der Obduktion - Keine Gewalteinwirkung

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Die Stadt am Neckar kann aufatmen. Im Menzerpark hat sich kein Mord ereignet. Gleichwohl ist das Geschehene schrecklich. Am Dienstagnachmittag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass der 54-jährige Mann, der Mitte Dezember lebensgefährlich verletzt im Menzerpark gefunden wurde, kurz vor Weihnachten wohl infolge eines "Sturzgeschehens" verstorben sei. Es hätten sich jedenfalls keine Hinweise auf eine äußere Gewalteinwirkung gefunden. Was genau geschah, blieb jedoch offen. Am Mittwoch nannte Jonathan Waldschmidt, Sprecher der Heidelberger Staatsanwaltschaft, auf RNZ-Anfrage weitere Details.
So soll der 54-Jährige unterhalb der Villa Menzer eine 2,30 Meter hohe Mauer hinuntergestürzt sein – direkt auf den wohl am stärksten frequentierten Fußweg des Parks, der die Julius-Menzer-Straße mit der Dilsberger Straße verbindet. "Auf dem Weg wurden Spuren gefunden, die einem solchen Sturzgeschehen zuzuordnen sind", erklärte Behördensprecher Waldschmidt. Das Geschehen sei mangels Zeugen aber "nicht mit absoluter Sicherheit" rekonstruierbar.
Zudem sei der 54-Jährige "erheblich alkoholisiert" gewesen, sagte Waldschmidt, ohne eine genaue Promillezahl nennen zu wollen. "Wenn jemand betrunken ist und stürzt, liegt der Verdacht eines Zusammenhangs nicht fern", so der Sprecher. Ob die Alkoholisierung aber die Ursache war, könne man nicht sagen. Klar sei jedoch, dass der 54-Jährige "multiple und massive Verletzungen" am Kopf, aber auch am übrigen Körper erlitt. Dies ergab die Obduktion.
Als der Mann gegen 19 Uhr von einem Jogger gefunden wurde, sei seine Körpertemperatur schon niedriger als üblich gewesen. Wie lange der Sturz zu diesem Zeitpunkt schon zurücklag, steht nicht fest und sei wegen der kalten Temperaturen nicht nachvollziehbar. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
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Update: Mittwoch, 8. Januar 2020, 19.37 Uhr
Neckargemünd. (pol/mare) Der 54-jährige Mann, der am 12. Dezember im Menzerpark gefunden wurde und wenig später im Krankenhaus starb, ist wohl durch einen Unfall ums Leben gekommen. Das teilen Staatsanwaltschaft und Polizei mit.
Nachdem sich dessen Zustand stetig verschlechtert hatte, wurde der Mann in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er sich einer sofortigen Notoperation unterziehen musste. In der Nacht auf den 21. Dezember erlag dieser im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Nun liegt das Ergebnis der Obduktion vom 27. Dezember vor. Es ergaben sich demnach keine Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung, sodass derzeit von einem Sturz des 54-Jährigen als Todesursache auszugehen ist. Gleiches ergaben die Befunde der kriminaltechnischen Untersuchungen. Das Verfahren wurde durch die Staatsanwaltschaft Heidelberg zwischenzeitlich eingestellt.
Update: Dienstag, 7. Januar 2020, 15.42 Uhr
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Die wenigen Sonnenstrahlen in diesem Winter durchbrechen die kahlen Kronen der stattlichen Bäume im Menzerpark. Vögel zwitschern, Nilgänse grasen auf der mit Raureif bedeckten Wiese. Fußgänger mit Einkaufstüten nutzen die vom Regen aufgeweichten und matschigen Schotterwege des Parks als Abkürzung vom Altstadt-Bahnhof in die Stadt oder zum Durchatmen. Hundehalter gehen mit ihren Vierbeinern Gassi. An diesem idyllischen Ort wurde vor drei Wochen ein 54-jähriger Mann aus Neckargemünd gefunden. Am Boden liegend. Lebensgefährlich verletzt. Er starb wenige Tage später im Krankenhaus (siehe Hintergrund-Kasten). Noch immer ist die Ursache unbekannt. Die Polizei ermittelt, schließt weder ein Verbrechen noch einen Unfall aus. Die Verunsicherung in der Stadt ist deshalb groß.
Nichts, aber auch gar nichts mehr, deutet inzwischen im Menzerpark auf den dramatischen Rettungs- und den folgenden Polizeieinsatz hin. Der Ort, an dem der 54-Jährige gefunden wurde, ist nicht mehr abgesperrt. Er befindet sich am Hauptweg des Parks zwischen Julius-Menzer-Straße und Dilsberger Straße direkt unterhalb der weitgehend leerstehenden Villa Menzer aus dem Jahr 1890. Gleich nebenan ist ein Spielplatz. Der Weg ist Teil des Neckarsteigs, der nach einer Umfrage Deutschlands beliebtester Wanderweg ist. Am Weg befindet sich ein mannshoher Torbogen aus Sandstein, der unleserlich mit weißen sowie roten Buchstaben besprüht und von Efeu umrankt ist.
Hintergrund
Hintergrund
Am 12. Dezember 2019 findet ein Jogger kurz vor 19 Uhr im Menzerpark in Neckargemünd einen lebensgefährlich verletzten Mann. Dieser ist zunächst noch ansprechbar, sein Zustand wird aber immer kritischer. Nur eine stundenlange Notoperation kann sein Leben
Hintergrund
Am 12. Dezember 2019 findet ein Jogger kurz vor 19 Uhr im Menzerpark in Neckargemünd einen lebensgefährlich verletzten Mann. Dieser ist zunächst noch ansprechbar, sein Zustand wird aber immer kritischer. Nur eine stundenlange Notoperation kann sein Leben zunächst retten. Erst sah alles aus wie ein Unfall, doch dann schaltet das Krankenhaus die Polizei ein. Diese trifft gegen 2 Uhr mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften im Menzerpark ein. Die Spurensuche startet. Der Park wird großräumig abgeriegelt. Während vom Nachthimmel unablässig nasser Schnee und später Regen fällt, streifen Kriminalbeamte über die Wege und Grünflächen, durchforsten das Gebüsch und Laub. Die Feuerwehr leuchtet den Park aus. Auch am Tag darauf sind Spezialisten der Heidelberger Kriminalpolizeidirektion noch am Werk, sichern Spuren und fotografieren verdächtige Gegenstände. Kurz vor Weihnachten werden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Polizei und Staatsanwaltschaft geben bekannt, dass der 54-Jährige in Folge seiner schweren Verletzungen verstorben ist. Die entscheidende Frage bleibt: Was ist hier passiert? Hat sich ein schweres Verbrechen ereignet? Zur Art der Verletzungen schweigt die Polizei bis heute. Und somit bleibt der Fall mysteriös und gibt Rätsel auf. (bmi/cm)
Eine Frau aus Bayern mit zwei kleinen Hunden, die hier vorbeikommt, ist zwischen den Jahren zu Besuch in Neckargemünd, weiß aber über den Fall Bescheid. Denn ihre Schwester wohnt unweit des Parkes. "Sie ist vorsichtiger geworden und läuft seither nicht mehr nachts durch den Park", berichtet die Frau. "Und auch außerhalb des Parks läuft sie nur noch mit den Hunden und dort, wo Licht ist." Der Fall sei ein großes Thema in der Stadt: "Man weiß ja immer noch nicht, was genau passiert ist", so die Hundehalterin ungläubig. Eine weitere Frau sagt nur, dass sie das alles sehr schlimm finde. Und ein Mann, der gerade auf dem Weg zum Bahnhof ist, kann auch nicht verstehen, wieso die Polizei noch kein Ermittlungsergebnis hat. "Das ist alles ganz mysteriös", sagt er und geht weiter. Andere wollen sich nicht näher äußern oder berichten der RNZ, dass die Spekulationen inzwischen ins Kraut schießen.
Michael Klump widerspricht Gerüchten entschieden. Der Polizeisprecher erklärt, dass es keine Drogenproblematik im Menzerpark gebe und es auch in vergangenen Jahr nicht zu einem Raub kam, wie in der RNZ zu lesen war. Einem 25-Jährigen, der im vergangenen Juni von zwei Unbekannten mit dunklem Teint zu Boden gestoßen wurde, sei der Geldbeutel beim Sturz zufällig aus der Hosentasche gefallen. Die Täter nahmen einen 50-Euro-Schein heraus und flüchteten. Auch angesichts der Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen junger Männer im Juli sei der Park kein Einsatzschwerpunkt für die Polizei. Damals schlugen sich zwei Männer gegenseitig mit Glasflaschen auf die Köpfe. Einer von ihnen erlitt eine Platzwunde, ein weiterer eine Schnittwunde am Arm. Zusammenhänge zum aktuellen Fall sieht die Polizei nicht.
Und so sind dessen Hintergründe weiter unklar. Nach RNZ-Informationen konnte der schwer verletzte 54-Jährige dem Jogger, der ihn fand, nur noch seinen Vornamen sagen, bevor er das Bewusstsein verlor. Informationen, nach denen der Zeuge zunächst Schwierigkeiten hatte, den Rettungsdienst zu verständigen, konnte Polizeisprecher Klump nicht bestätigen. Der RNZ wurde berichtet, dass das Handy des Joggers streikte und mehrere angesprochene Personen nicht helfen wollten. Unklar ist auch, ob die Polizei angesichts des Rettungseinsatzes und des schlechten Wetters an diesem Abend und in der Nacht überhaupt verwertbare Spuren sichern konnte. Laut Klump soll das schriftliche Gutachten der Gerichtsmedizin zur Todesursache in den kommenden Tagen vorliegen. Wegen der Feiertage sei dies nicht früher möglich gewesen. Dann soll endlich Klarheit darüber herrschen, was im Menzerpark geschah.