Ratlosigkeit allerorten

Hoffenheim bekam gegen Mainz "richtig auf die Fresse"

Die Erfolgsserie ist gerissen, die Ratlosigkeit groß. Hoffenheim erlebt nach der Länderspielpause einen kapitalen Fehlstart und die mit höchste Bundesliga-Niederlage.

25.11.2019 UPDATE: 25.11.2019 12:12 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Ratlosigkeit nach der Rekordniederlage: Hoffenheims Jürgen Locadia (von links), Konstantinos Stafylidis und Pavel Kaderabek nach dem Heimdebakel. Foto: Uwe Anspach/dpa

Von Ulrike John

Sinsheim. Die Video-Aufarbeitung einer Pleite ist normalerweise unangenehm, TSG-Torwart Oliver Baumann jedoch kann es kaum erwarten. "Ich bin auf's Video gespannt", sagte er nach der krachenden 1:5-Niederlage gegen den Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 am Sonntagabend. Nach seinem 200. Spiel in der Fußball-Bundesliga für die TSG schaute der 29-Jährige so ratlos aus selten zuvor.

Die Hoffenheimer Hausherren staunten wie jemand, der höflich Gäste hereingebeten hatte, die ihnen dann das Mobiliar zerlegten. Die TSG war in freudiger Erwartung in das Spiel gegangen: Mit dem einem sechsten Sieg in Serie sollte ein neuer Vereinsrekord aufgestellt und ein Champions-League-Platz in der Liga-Tabelle erreicht werden. Unter Ralf Rangnick (2008) und Julian Nagelsmann (2016) waren jeweils fünf Dreier hintereinander gefeiert worden.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

> Baumann: Fünf Gegentore. Ein gebrauchter Abend für den schuldlosen Torwart.

> Posch: Kein Sicherheitsgeber in der Abwehrkette.

> Vogt: Der Kapitän hatte das Ruder auf dem "Hoffe"-Schiff nicht fest im

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Die Spieler in der Einzelkritik

> Baumann: Fünf Gegentore. Ein gebrauchter Abend für den schuldlosen Torwart.

> Posch: Kein Sicherheitsgeber in der Abwehrkette.

> Vogt: Der Kapitän hatte das Ruder auf dem "Hoffe"-Schiff nicht fest im Griff.

> Hübner: Wo er hin grätscht, fliegen auch schon mal die Rasenfetzen. Nach dem 0:2 musste der Abwehrmann runter.

> Kaderabek: Zirkusreife Akrobatik bei der Volleyabnahme – und ein genauso spektakuläres Eigentor.

> Skov: Der gelernte Angreifer wurde beim 0:1 ausgetänzelt.

> Grillitsch: Der Taktgeber diesmal ohne richtiges Taktgefühl.

> Rudy: Fast-Torschütze. Von Videobeweis-Rotsünder Baku brutal erwischt. Das war nicht sein Abend.

> Bebou: Wollte durchstarten und wurde dabei immer wieder abgefangen. Zu selten effektiv genug.

> Locadia: Hätte früh treffen müssen und hatte auch noch zweimal Kopfball-Pech.

> Akpoguma: Überraschend als Linksaußen aufgeboten. Das Experiment misslang. Gelbtäter und zur Pause raus.

> Kramaric: Der kroatische Torjäger schaffte das 1:3. Mehr war nicht drin.

> Baumgartner: Konnte offensiv nichts bewirken.

> Stafylidis: Eine Viertelstunde lang ohne Wirkung dabei. awi

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Trainer Alfred Schreuder fand schnell eine Erklärung für das desolate Auftreten seiner Mannschaft: "Es ist eine neue Situation für die Jungs. Sie sind es nicht gewohnt, dass sie immer Favorit sind. Sie sind nicht gut damit umgegangen. Mit 90 Prozent kannst du kein Spiel gewinnen."

Die Disziplin im defensiven Bereich und die Passgenauigkeit habe gefehlt. "Sehr schlimm. Extrem deprimierend", sagte Baumann. Er hatte sich im Spiel mehrmals einem Mainzer Angreifer alleine gegenüber gesehen. "Fünf Tore sprechen für sich. Irgendwas muss nicht gestimmt haben bei der Kontersicherung", sagte der TSG-Torhüter und zuckte mit den Achseln: "Ich weiß nicht, was heute gefehlt hat. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie aggressiver gegen uns waren, vielleicht hat uns das ein bisschen aus der Spur gebracht."

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Mit einer Siegesserie gegen die Abstiegskandidaten SC Paderborn (3:0), beim 1. FC Köln (2:1), gegen Mainz und am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf wollte Hoffenheim in den Schlager bei RB Leipzig mit Ex-Trainer Nagelsmann (7. Dezember) gehen. Der Rückschlag gegen die Rheinhessen mit dem neuen Chefcoach Achim Beierlorzer war nicht eingeplant - vor allem nicht so. Man sei in einen Strudel geraten, als man nicht mehr herausgekommen sei, sagte Ihlas Bebou.

"Ich kann es nicht erklären. Wir haben heute richtig auf die Fresse bekommen", gestand Sebastian Rudy. Der Nationalspieler betonte aber auch: "Lieber einmal einen abkriegen, um im nächsten Spiel wieder zu tausend Prozent zu wissen, was uns in den letzten Wochen stark gemacht hat."

So weit war Baumann kurz nach der Lehrstunde noch nicht. "Wir hätten etwas Großes schaffen können, vielleicht war das in unseren Köpfen", räumte er ein. Etwas Historisches hatte das 1:5 dann noch: Noch nie hat die TSG zuhause fünf Gegentore bekommen. Es war die höchste Heimniederlage nach dem 0:4 gegen Eintracht Frankfurt in der Saison 2012/13. "Na super", meinte Baumann resigniert und verschwand mit hängenden Schultern in der Kabine.

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