Der Ironman aus Schloßau übernimmt den Instagram-Account der RNZ (plus Video)
Christian Trunk hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Die Ausdauer holt sich Christian Trunk im Odenwald. Foto: Ramona Baier
Von Alisa Götzinger
Knapp vier Kilometer gegen peitschende Wellen und wogendes Salzwasser ankämpfen, dann raus aus dem nassen Anzug und rauf aufs Rad. Es folgt ein Kampf gegen Seitenwinde und Steigungen. Stunde um Stunde vergeht, die Temperatur steigt unerbittlich. Nach 180 Kilometern schließlich das Etappenziel. Doch damit nicht genug. Schweißgebadet beginnt jetzt der Lauf, ein ganzer Marathon ist zu bewältigen. Die Kräfte schwinden, wie eine Maschine wird ein Fuß vor den anderen gesetzt, während der Asphalt in der Lavawüste glüht. Doch dann kommt die Belohnung, der Moment, bei dem sich die ganzen Strapazen auszahlen: der Zieleinlauf - wenn man ihn nämlich bezwungen hat, den Ironman auf Hawaii, den härtesten Triathlon der Welt.
Der Ironman, seine Strapazen und die Mythen, die sich um ihn ranken, bleiben für wohl jeden Triathleten der große sportliche Traum. Einmal über das Ziel laufen, die Blätter der traditionellen Finisherkette um den Hals spüren und den Moment genießen, den Ruhm für diese sportliche Höchstleistung.
Auch Christian Trunk, Triathlet aus Schloßau, hat dieses Ziel fest vor Augen. Dabei begann seine Karriere, seine sportliche Liebe zum Triathlon eher zufällig: "Ich bin schon immer viel gelaufen und war in der Schule wohl der einzige, der die Ausdauerübung Coopertest ganz gut fand", erzählt er schmunzelnd und fügt hinzu: "Über meinen Sportlehrer bin ich dann daraufhin zur Sparte Leichtathletik/Triathlon im Sportverein gekommen. Als ich das erste Mal richtig geschwommen bin, war das allerdings eine einzige Katastrophe", erinnert er sich.
Nach dem Abitur beginnt für Christian dann das duale Studium und wie jeder Student braucht auch er einen Ausgleich zu Vorlesungen und zum Lernen. So beginnt er, seinen Schwimmstil zu verbessern. "Ich habe mir das Ziel gesetzt, in drei Monaten ein halbwegs guter Schwimmer zu werden. Die ersten Trainingseinheiten haben natürlich nicht so viel Spaß gemacht, aber mit jedem Training wird man besser und findet so auch Freude daran", sagt er rückblickend. In Verbindung mit seiner Leidenschaft, dem Laufen und Radfahren, beginnt so in kleinen Schritten seine Triathlonkarriere. Ein Wettkampf folgt dem nächsten.
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2016 fällt dann beim Qualifikationsrennen für die WM auf Rügen die Entscheidung: Christian will den Triathlon, den er bislang nur als Hobby betrieben hat, professionalisieren. "Die Teilnahme an einer WM ist privat sehr teuer. Man muss Flüge, Unterkunft, Material, Startgebühren und Verpflegung komplett selbst bezahlen. Daher habe ich dann angefangen, nach Sponsoren zu suchen und bin mit Grimm Reisen direkt in meinem ehemaligen Heimatort Schloßau fündig geworden."
Heute hat der 25-Jährige den Triathlon als seinen Beruf. Schwimmen, Laufen und Radfahren bestimmten in wechselnder Reihenfolge nun seinen Alltag. Neben seinem eigenen Training arbeitet Christian noch als Teammanager für das Triathlonteam seines Hauptsponsors "hep sports Team". Den Großteil seines Tages nimmt allerdings das tägliche Training ein: Jeden Tag plant Christian mit zwei bis drei Trainingseinheiten von 45 Minuten bis zu 5 Stunden.
Auf eine Nüchterneinheit vor dem Frühstück folgt mittags das längste Training, die Kerneinheit, die abends durch eine Fülleinheit abgeschlossen wird, in der man beispielsweise die Schwimmtechnik verbessert. 365 Tage im Jahr legt Christian so gewaltige Distanzen zu Fuß, schwimmend oder auf dem Rad zurück. Ein Beispiel: bis jetzt ist er in diesem Jahr in 655 Trainingsstunden 559 Kilometer geschwommen, 9709 Kilometer Rad gefahren und 1535 Kilometer gelaufen.
Was sich nach einem straffen Programm anhört, empfindet der Sportler aber auch als große Freiheit: "Ich habe das Privileg, mir alles selbst einzuteilen. Der Sport gibt mir viele Freiheiten. Ich kann entscheiden, wann und wo ich trainieren will, ob ich alleine trainieren will oder in der Gruppe. Zudem bin ich viel in der Natur unterwegs. Wir leben in einer schönen Gegend und das nutze ich für mein Training aus. Ich kenne wahrscheinlich alle Ortschaften rund um Buchen wie meine Westentasche und bin jede Straße schon einmal entlang gejoggt oder gefahren", erzählt er.
Wie viele Profisportler muss sich auch Christian in seiner Ernährung an den Sport anpassen. Ein Asket, der nur noch gesund isst und sich nichts gönnt, sei er deshalb trotzdem nicht, sagt er lachend: "Ab und zu ein Bier oder etwas Schokolade sind immer drin." Im Jahr absolviert Christian zehn bis zwölf Triathlons weltweit, die ihn sogar bis nach Südafrika führen.
Während der Hälfte der Laufstrecke, wenn schon viele, viele Kilometer geschwommen und gefahren wurden, wenn jeder Muskel schmerzt und man sich völlig leer und erschöpft fühlt, da sei dann der härteste Moment eines jeden Triathlons erreicht, sagt Christian: "Dann kann man nur noch funktionieren und die eingespielten Abläufe, die man trainiert hat, abarbeiten."
Was ihn trotz aller Strapazen am Triathlon fasziniert? Darüber muss er keine Sekunde nachdenken: "Das Gefühl, vor einem Triathlon richtig fit zu sein, ist einfach unbeschreiblich. Man macht sich erst einmal klar, wozu der eigene Körper in der Lage ist, wenn man nur mit der eigenen Muskelkraft auf dem Fahrrad bis zu 40 Kilometer pro Stunde erreichen kann. Und der Zieleinlauf ist natürlich die größte Belohnung, da fällt alles von einem ab und man genießt einfach nur."
Viele sportliche Ziele hat Christian in der Vergangenheit schon erreicht, doch die größte Herausforderung, den Ironman auf Hawaii, die Königsklasse des Triathlons, hat er bisher noch nicht bezwungen: "Das ist natürlich mein absoluter Traum, einmal in Hawaii zu starten", sagt er und fügt hinzu: "Aber bis dahin werde ich wohl noch einige Trainingseinheiten absolvieren müssen." Vor den größten Erfolg, so hat schon der Dichter Hesiod gesagt, haben die Götter schließlich den Schweiß gesetzt.
Information: Christian Trunk nennt sich auf Instagram "christiantrunk". Der Triathlet aus Schloßau übernimmt ab dem kommenden Montag, 11. November, für eine Woche den Account der RNZ. Wenn Sie das verfolgen möchten, einfach @rnzonline auf Instagram abonnieren.