Ladenburg

"Römergarten" wurde eröffnet

Lustwandeln wie einst die Römer – Originalgetreue Pflanzen – Lebendiger Unterricht und Hochzeiten möglich

28.10.2019 UPDATE: 28.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Die alten Römer legten bei der Gestaltung ihrer Nutz- und Lustgärten viel Wert auf Akkuratesse. Das ist eines der Elemente, die auch im Römergarten wiederzufinden sind. Für ein Bassin mit Wasserspielen werden noch Spenden benötigt. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Auch die Römer haben sich in der Antike schon Gartenträume erfüllt. Zunächst dachten sie ganz pragmatisch und legten Nutzgärten zur Versorgung an. Beliebte Obstsorten waren Datteln und Feigen, aber auch Weintrauben, Bitterorangen und Zitronen waren in den Gärten zu finden. Hülsenfrüchte und Gemüse wie Linsen, Erbsen, Zwiebeln, Lauch und Mangold waren ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Ernährung.

Im Römischen Reich wurden die Nutzgärten von den sogenannten Lustgärten getrennt. Die Lustgärten, die sich direkt an die Villen und Wohngebäude anschlossen, waren stets akkurat gestaltet. Klare Linienführungen sollten zu erkennen sein. Auf der Veranda wurden Schlingpflanzen gepflanzt. Üppige Blumenbeete kannten die Römer nicht, Farbe wurde durch Wandmalereien oder bemalte Säulen in den Garten gebracht. Figuren aus Marmor durften in keinem römischen Garten fehlen.

Und die Römer beherrschten nicht zu letzt die Kunst des Pflanzenschnitts. Stauden und Bäume wurden kunstvoll geschnitten und auch hier wurde Wert auf ein akkurates Aussehen gelegt. Die Gärten der Oberschicht hatten zudem ein Bassin mit Wasserspielen, denn das Plätschern des Wassers hatte schon auf die römischen Villenbesitzer eine beruhigende Wirkung.

Viele dieser Elemente finden sich im neuen "Römergarten" am Lobdengau-Museum wieder. Am Sonntag konnten ihn die Bürger erstmals bei einem Tag der offenen Tür besichtigen. Das rege Interesse freute die Verantwortlichen, zahlreiche Geschichtsinteressierte wollten die neue Attraktion betrachten. Gartenführer Werner Molitor, der viele Ideen in die Projektumsetzung eingebracht hatte, war daher sehr zufrieden. "Die Resonanz ist ausgezeichnet. So haben wir uns dies gewünscht, denn der Römergarten ist schließlich für die Bevölkerung angelegt worden."

Die Stiftungsratsmitglieder der "Stiftung Lobdengau-Museum" hatten schon 2013 die Idee, die Terrasse des Museums neu zu gestalten. Inspiriert wurden sie vom Römergarten der Festung Ehrenbreitstein, der zur Bundesgartenschau 2011 in Koblenz gestaltet wurde. Auch in Ladenburg musste etwas geschehen. Denn die Abdichtung der 260 Quadratmeter großen Fläche war undicht, bei starkem Regen drang immer wieder Wasser in die darunter liegenden Museumsräume ein. Die Stadt musste also handeln und der damalige Bürgermeister Rainer Ziegler war von der Idee eines Römergartens begeistert.

Die Museumsstiftung richtete für die Umsetzung des Projekts ein Spendenkonto ein, auf das 35.000 Euro eingingen. Neben vielen Spendern stiftete der Förderer des Lobdengau-Museums, der Auktionshausinhaber Mike Metz, einen fünfstelligen Betrag. Anlässlich seines 60. Geburtstages am 17. Mai rief Metz seine Gäste auf, die Aktion Römergarten zu unterstützen.

"Ich hätte nicht gedacht, dass unser Römergarten so schön wird", sagte der Stiftungsratsvorsitzende Rainer Beedgen, der den großen ehrenamtlichen Einsatz der Projektbeteiligten lobte. Werner Molitor brachte die gestalterischen Ideen ein, Michael Salinger hatte ein Auge auf die baulichen Herausforderungen, um die Pflanzenauswahl kümmerte sich Andreas Huben. Ziel war es, möglichst originalgetreu einst von den Römern genutzten Pflanzen anzubauen. Im Ladenburger Römergarten wurden daher unterschiedliche Beete angelegt.

Zwar war die Blumenpracht bei den Römern nicht so vielfältig, wie Molitor beim Rundgang sagte, aber die Damaszener-Rose schätzten schon die Römerinnen als Geschenk. Ein Beet ist zudem den Getreidepflanzen gewidmet. Die Römer kultivierten Einkorn, Dinkel, Weizen, Hafer und Hirse. Museumsleiter Andreas Hensen hofft, dass der Römergarten auch die Schulen interessieren wird. Hier könnte ein lebendiger Geschichtsunterricht stattfinden, wenn die Römerzeit behandelt wird, sagte er.

Bürgermeister Stefan Schmutz ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Stadt hat erst einmal 35.000 Euro investieren müssen, damit die Grundlagen für die Gartengestaltung geschaffen waren. Nun wünscht sich Schmutz eine öffentliche Nutzung zum Beispiel bei Hochzeiten. Eine Möglichkeit sei es, im Weinkeller der Bischöfe zu heiraten, und der anschließende Umtrunk könnte dann auf der Terrasse des Römergartens stattfinden, meinte der Bürgermeister.

Fertiggestellt ist der Römergarten aber noch nicht. "Wir brauchen weitere Spenden, um den Garten zu perfektionieren", sagte Stiftungsratsvorsitzender Beedgen. Die Stiftung will dann den Bau eines Bassins mit Wasserspielen bezahlen. Auch eine Bewässerungsanlage zur Beregnung der Pflanzen sei erforderlich, um das Projekt abzuschließen.

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