Eiterbacher Klinik für Suchtkranke schließt
Leitender Arzt kündigte zum Ende des Monats - Keine Nachfolge gefunden - "Heutzutage kein einfacher Standort"

Der Standort Eiterbach hatte der Fachklinik zunehmend Probleme bereitet. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Heiligkreuzsteinach-Eiterbach. Nach 36 Jahren muss die Fachklinik Eiterbach zum Ende des Monats schließen. In der Einrichtung des Arbeiterwohlfahrt-Kreisverbands Mannheim (Awo) für bis zu 42 Patienten wurden Menschen mit Suchtkrankheiten behandelt. Derzeit sind noch acht Rehabilitanden in der Klinik untergebracht; sie kommen in den nächsten Tagen in andere Einrichtungen. Für die 20 Beschäftigten ist am 31. Oktober Schluss in Eiterbach, laut Klinik-Leiterin Elisabeth Bambauer soll aber niemand entlassen werden. Geplant sei demnach, dass die Mitarbeiter an andere Stellen der Awo wechseln.
"Der leitende Arzt hat fristgerecht gekündigt", erklärt Bambauer den Grund der Schließung, "und die Nachfolge konnten wir nicht besetzen." Weil die von der Rentenversicherung als federführender Kostenträger geforderte "tägliche psychiatrische Präsenz" damit nicht mehr gewährleistet sei, habe sie die Zuweisung von Patienten eingestellt. In der Folge beschlossen Vorstand und Präsidium des Awo-Kreisverbands, die Klinik zu schließen. Als Verantwortliche für die Suchthilfen der Awo Mannheim im Rhein-Neckar-Raum betont Bambauer, dass dies lediglich den Standort Eiterbach betrifft: Die weiteren Angebote der Fachklinik mit Adaption, Betreutem Wohnen und Fachambulanz in Heidelberg bleiben erhalten.
Doch nicht nur in der regionalen Hilfe für Menschen mit einer sogenannten Doppeldiagnose - eine Abhängigkeit zusätzlich zu einer psychischen Erkrankung - geht mit der Klinik ein wertvolles Angebot verloren. Bambauer zufolge gebe es bundesweit nur wenige vergleichbare Einrichtungen. Auch ehemalige Patienten berichten gegenüber der RNZ, dass es sich um eine "gute Klinik" handelte, die zahlreichen Menschen mit Drogenproblemen geholfen habe.
Wie die Leiterin der Fachklinik erklärt, habe der Standort im Heiligkreuzsteinacher Ortsteil in den vergangenen Jahren aber zunehmend Probleme mit sich gebracht. So sei die vergebliche Suche einer Nachfolge für den leitenden Arzt nur ein Beispiel für die ohnehin immer schwierigere Gewinnung von Personal. Dies hänge auch mit der Verkehrsanbindung von Eiterbach an die Region zusammen: "Interessenten für ausgeschriebene Stellen mussten feststellen, dass sie sich extra ein Auto kaufen müssten", erklärt Bambauer. Auch die Suche nach einem mit der Klinik kooperierenden Allgemeinarzt sei zuletzt immer schwerer geworden. Zeitweise habe die Klinik sogar einen eigenen Fahrdienst zur Verfügung stellen müssen, der die Patienten zu einem Facharzt brachte. "Alternativ musste teures Personal von uns die Fahrten übernehmen", erklärt die Diplom-Pädagogin.
"Und Eiterbach ist für eine Rehabilitations-Einrichtung allgemein heutzutage kein einfacher Standort, da eine an Teilhabe orientierte Rehabilitation gefordert wird", fügt sie an. "Zum Beispiel wird gegen Ende der Therapie geprüft, wie ein Rehabilitand im Alltag zurechtkommt", so Bambauer, "da können wir nicht mal mehr sagen: ,Gehen Sie in den nächsten Supermarkt und kaufen Sie ein Brot.’" Entsprechend sei neben der Anbindung auch die Nahversorgung ein Faktor, der dem Klinikbetrieb immer häufiger Probleme bereitet habe.
Bambauer, die den Bereich Suchthilfen beim Mannheimer Awo-Kreisverband aufgebaut hat und die Eiterbacher Klinik seit 2011 leitet, bedauert die Schließung: "Der Bedarf ist groß und für die Patienten tut es mir leid", sagt sie. "Das ist ein Verlust." Was mit dem "in die Jahre gekommenen Gebäude" der Awo geschieht, weiß sie noch nicht. "Für uns geht es jetzt erst einmal darum, Rehabilitanden und Mitarbeitende zu versorgen und dann wird die Klinik ausgeräumt", erklärt sie. Sie selbst werde weiterhin das Suchthilfe-Angebot der Awo Mannheim im Rhein-Neckar-Raum leiten - künftig von Heidelberg aus.