Eschelbronn

Archäologische Stücke im neuen Baugebiet "Ambelwiesen II" gefunden

Wissenschaftliche Untersuchungen müssen Grundstückseigentümer zahlen

19.09.2019 UPDATE: 20.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Bei Ausgrabungen im Eschelbronner Neubaugebiet "Ambelwiesen II" ist Hobbyarchäologe Günter Kress fündig geworden. Die Stücke werden jetzt wissenschaftlich untersucht. Für die Grundstückseigentümer könnte das teuer werden. Foto: Roland Wolf

Von Roland Wolf

Eschelbronn. Seit er vor 30 Jahren beim Ausgraben der Schwarzwurzel in seinem Garten auf Scherben aus der Keltenzeit gestoßen ist, ist Günter Kress aus Meckesheim der Archäologie verfallen. Er selbst nennt sich etwas scherzhaft "archäologisches Trüffelschwein", aber er darf sich in der Fachsprache "ehrenamtlich Beauftragter der archäologischen Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Stuttgart" nennen. Dafür hat er einen Ausweis und kann sich überall dort, wo Erdbewegungen stattfinden, frei bewegen und auf archäologische Spurensuche gehen.

Als vor drei Monaten die Erschließungsarbeiten für das Eschelbronner Neubaugebiet "Ambelwiesen II" begannen, da rückte er mit Spaten, Harke und Spachtel an und machte erste Schürfungen. Und dies war nicht erfolglos, denn er fand verschiedene Keramikscherben aus der Zeit etwa zwischen 500 v.Chr. und 300 n. Chr. Außerdem entdeckte er Reste eines Brunnenschachts und eines Kalkbrennofens. "So etwas findet man nicht jeden Tag", sagt der Hobbyarchäologe, der im Lauf der Jahre ein Gespür für erfolgreiche Ausgrabungen entwickelt hat.

Derzeit laufen die wissenschaftlichen Untersuchungen und sogenannte "Prospektionsgrabungen" werden vorgenommen. Dies sind Ausgrabungen, die nach einem derartigen Fund gesetzlich vorgeschrieben sind. Bei der Trägeranhörung zum Bebauungsplan war für das Landesamt für Denkmalpflege damals das Gebiet noch nicht von archäologischer Relevanz, was sich jetzt nach den Grabungen von Kress aber grundlegend geändert hat. "In zwei Wochen soll ein zusammenfassendes Ergebnis der Prospektionsgrabungen mit den daraus resultierenden Folgen vorliegen", sagt Bürgermeister Marco Siesing, der die eigentlichen Erschließungsarbeiten noch nicht in Gefahr sieht. Zurzeit werden im Baugebiet Schmutz- und Regenwasserkanal mit den Hausanschlüssen verlegt.

Beim Landesamt für Denkmalpflege hält man sich bei der Beurteilung der Funde und bei der Einschätzung ihrer Bedeutung noch sehr zurück. Eine offizielle Auskunft darüber gibt es noch nicht.

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Zur berechtigten Freude der Archäologen kann aber womöglich bald das Leid anderer hinzukommen, nämlich das der betroffenen Grundstückseigentümer. Die Gemeinde ist im Besitz von 19 Bauplätzen und will diese sobald wie möglich an über 100 Kaufinteressenten veräußern. Über die Vergabemodalitäten und die Bauplatzpreise soll in der nächsten Gemeinderatssitzung entschieden werden. Die restlichen Bauplätze sind in Privatbesitz. Die Erschließungsarbeiten könnten für die Eigentümer aber teuer werden.

Obwohl Günter Kress für seine ehrenamtlichen Arbeiten nicht entschädigt wird, kosten die Prospektionsgrabungen und die wissenschaftlichen Untersuchungen trotzdem Geld. Dabei gilt das "Verursacherprinzip" und Verursacher ist aus archäologischer Sicht der Grundstückseigentümer.

Die Mannheimer "MVV Regioplan" ist Erschließungsträger und im städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde werden sämtliche Kosten, die im Zusammenhang mit der Erschließung anfallen, den Grundstückseigentümern der Baugrundstücke zugeordnet. MVV-Geschäftsführer Markus Prien hat durchaus Verständnis für die archäologischen Belange, aber er sieht sich auch in der Verantwortung, den vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen für das Projekt einzuhalten. Nach Abschluss der Prospektionsgrabungen wird ein weiteres Grabungsteam die Arbeiten aufnehmen, die ungefähr vier Wochen dauern werden. Es kann auf dem Gelände momentan noch parallel gearbeitet werden, was bedeutet, dass sich die gesamten Erschließungsarbeiten nach jetzigem Stand nicht wesentlich verzögern.

"Aber mit jedem Tag der Grabungen steigen auch die Kosten", sagt Prien, die zunächst vom Erschließungsträger übernommen werden, dann aber auf die Grundstückseigentümer umgelegt werden. Man habe zwar einen Kostenpuffer für "Unvorhergesehenes" eingeplant, der auf jeden Fall ausgeschöpft werden muss, aber dann sei auch bald das Ende der Fahnenstange erreicht. Großes Unverständnis zeigt Markus Prien dafür, dass bei der Trägeranhörung noch nicht einmal eine Stellungnahme des Denkmalamtes eingegangen ist. Die Höhe der Mehrkosten, die auf die Grundstückeigentümer zukommen werden, jetzt zu nennen, das wäre für Prien unverantwortlich, weil vieles noch nicht absehbar ist. Vorrangiges Ziel ist für ihn allerdings weiterhin, das Baugelände im Frühjahr 2020 fertig zu übergeben.

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