"Erftalstube" schließt im September 2020
Sabine und Sven Dräger werden Gaststätte aufgeben - Gesundheitliche Gründe gaben den Ausschlag

Hardheim. (rüb) "Wir freuen uns auf eine langfristige Verbindung - am liebsten bis zur Rente." Das hatte Sabine Dräger vor fünf Jahren anlässlich der damals bevorstehenden Übernahme der "Erftalstube" mit einem Lächeln im Gesicht herausgestellt. Doch daraus wird leider nichts: Aus gesundheitlichen Gründen wird Sabine Dräger, die das Gasthaus in den traditionsreichen Mauern der Erftalhalle seit 2015 mit ihrem Mann Sven erfolgreich betreibt, den im kommenden Jahr auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängern. Wie es ab Oktober 2020 weitergeht, steht noch in den Sternen.
Die Familie Malcher hatte die "Erftalstube" zu einem beliebten gastronomischen Treffpunkt im Herzen Hardheims gemacht, ehe sie im Jahr 2011 die Türen ihres Lokals schlossen. Vier Jahre dauerte es, bis die Gemeinde als Eigentümer der mehr als 400 Jahre alten Zehntscheuer einen Nachfolger präsentieren konnten: Sabine und Sven Dräger, die zuvor schon drei Jahre mit Erfolg das Restaurant "Famos" in Hardheim betrieben hatten, knüpften an die Erfolge der Malchers an.
Mit frisch zubereiteten gutbürgerlichen Gerichteten und einem mit viel Liebe zum Detail gestalteten Ambiente trafen sie den Geschmack ihrer Gäste. Auch die moderne Küche im angeschlossenen Restaurant "Famos", die Cateringangebote, der idyllische Biergarten vor der Kulisse des Schlosses und spezielle kulinarische Mottoabende wurden und werden gut angenommen.
"Es waren sehr schöne, aber auch sehr arbeitsintensive Jahre", sagt Sabine Dräger und verweist auf die immense Arbeitsbelastung in der Gastronomie. 14-Stunden-Tage seien keine Seltenheit gewesen, zumal ein nicht unerheblicher Teil der Arbeit außerhalb der Öffnungszeiten erledigt werden muss: "An eigentlich freien Tagen heißt es aufräumen, einkaufen und vorbereiten."
"Deshalb werde ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen", bekennt die 45-Jährige. Das eine Auge weint, weil der leidenschaftlichen Gastronomin die Arbeit und der Kontakt mit den Gästen immer viel Spaß gemacht hat. Das andere Auge lacht, weil die kräfteraubende Belastung bald ein Ende hat und "ich nicht mehr über meine körperlichen Grenzen hinausgehen muss".
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Ihr Mann Sven (44) wird weiter in seinem Hauptberuf als Küchenleiter bei der Bundeswehr in Walldürn und Hardheim arbeiten. Nur noch einen ganz normalen "40-Stunden-Job" und keinen zeitintensiven Nebenberuf mehr zu haben, wird ihn auch entlasten. Seine Frau, die für den Service verantwortlich zeichnet, wird sich zunächst ganz auf ihre Genesung konzentrieren und dann weiterschauen.
Eines verrät sie aber schon jetzt: Die Zusammenarbeit mit dem DRK, mit dem die Drägers in Kooperation bei Festen und anderen Großveranstaltungen die Feldküche betreiben, möchten sie ebenso beibehalten und wenn möglich sogar noch ausbauen, wie die mobilen "Burger-Partys" als Attraktion für private Feiern.
Wie es mit dem Team - drei Festangestellte und 19 Teilzeitkräfte - weitergehen wird, ist größtenteils auch noch offen. Sohn Max, der seine Kochausbildung abgeschlossen hat, wird ins Ausland gehen und dort Erfahrungen sammeln. Vor allem für die vielen Servicekräfte wäre es natürlich ideal, wenn zeitnah ein neuer Betreiber gefunden wird.
"Unser Wunschtraum wäre es, unseren Nachfolger einzuarbeiten und ihm so einen leichteren Start zu ermöglichen", sagt Sabine Dräger. Wer jedoch die Situation in der Branche kennt und weiß, wie viele Gastronomiebetriebe derzeit leer stehen, der weiß, wie schwer es überhaupt wird, wieder einen Pächter zu finden. Zwei Interessenten seien zwar schon da gewesen, aber etwas Konkretes habe sich daraus noch nicht ergeben.
Nicht nur die vielen zufriedenen Gäste, sondern auch die Gemeinde ist an einer zeitnahen Lösung interessiert. Schließlich ist Hardheim derzeit mit gastronomischen Angeboten nicht mehr so verwöhnt wie noch vor einigen Jahren. Zudem kümmern sich die Drägers und ihr Team auch um die Bewirtung bei Veranstaltungen in der Erftalhalle.
Der Fünf-Jahres-Vertrag für die "Erftalstube" endet am 30. September 2020. "Unser letzter Arbeitstag wird der 20. September 2020 sein", betont Sabine Dräger. Der Kalender für die kommenden zwölf Monate sei schon jetzt gut gefüllt. Auch wenn die Schließung der Wirtschaft beschlossene Sache ist, wird der Betrieb wie gewohnt weiterlaufen, das heißt, dass auch die bei den Gästen beliebten Events und Mottoabende angeboten werden.
Doch nicht nur das: Das bevorstehende Aus der "Erftalstube" wird auch zu einer vorgezogenen Eheschließung führen. Bei einer Hochzeit im Juni war die jüngere Schwester der Braut vom Ambiente und vom Essen so begeistert, dass sie zu Sabine Dräger sagte: "Bei euch möchte ich auch einmal heiraten!"
Die Antwort der schlagfertigen Wirtin kam prompt: "Da müsst ihr euch aber beeilen!" Und so wurden die vagen Hochzeitspläne schnell konkretisiert. Die Feier findet nun im Sommer 2020 in der "Erftalstube" statt. In jedem Ende liegt ja bekanntlich ein neuer Anfang ...

Noch ein Jahr werden Sabine und Sven Dräger sowie ihr Sohn Max Reichenberger die "Erftalstube" betreiben. Aus gesundheitlichen Gründen werden sie den auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängern. Foto: Janek Mayer



