So bewegend wurde OB Dieter Gummer in den Ruhestand verabschiedet
Noch einmal "Danke" gesagt - Angriff vor Wohnhaus vor sechs Wochen

Hockenheim. (lsw/man) Knapp sechs Wochen nach einem brutalen Angriff auf ihn wurde Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer am Freitagabend mit einer bewegenden Feier in der Stadthalle in den Ruhestand verabschiedet. Gummer war persönlich anwesend - er wirkte sehr gefasst, die Strapazen der vergangenen Wochen waren ihm aber deutlich anzusehen.
Dieser Abschied sei ihm wichtig, betonte der SPD-Politiker, er wolle nicht in den Ruhestand gehen, ohne noch einmal Danke zu sagen. Er appellierte an alle, die öffentliche Ämter begleiten, sich nicht von solchen Vorfällen beeinflussen zu lassen. Zuvor hatte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur betont, dass er eine Verrohung der Gesellschaft sehe.
"Für mich ist klar, dass unsachlich geführte Debatten, falsche Behauptungen und eine aufwieglerische Sprache zur Verrohung beitragen", betonte Gummer auf die Frage, ob die AfD einen Anteil an dieser Tendenz habe. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) weist der AfD eine Mitschuld zu.
Gummer war am 15. Juli im Hof seines Hauses in Böhl-Iggelheim (Rheinland-Pfalz) angegriffen und niedergeschlagen worden. Der 67-Jährige erlitt Prellungen, Gehirnblutungen sowie einen Kieferbruch und wurde operiert. Gummer lag tagelang auf der Intensivstation und war vier Wochen in stationärer Behandlung. In drei Monaten müssten noch die beiden Titanplatten und die Verschraubungen an der Bruchstelle entfernt werden, erklärte Gummer. Körperlich sei er weitgehend wieder hergestellt.
Allerdings fehle ihm die Erinnerung an die zwei Tage nach dem Angriff. Genesungswünsche aus der ganzen Republik hätten ihn und seine Familie sehr gefreut. Gummer war nach eigenen Worten von dem Angriff sehr überrascht. "Es gab in den letzten zehn Jahren keine mir bekannten Bedrohungen oder dergleichen." Die Kriminalpolizei habe ihn vor zehn Jahren nur einmal über eine Bedrohung informiert.
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Dies habe dann zu polizeilichen Vorsorgemaßnahmen geführt. "Oberbürgermeister sind Personen des öffentlichen Lebens. Daher sind Angriffe auf sie grundsätzlich möglich." Er würde gerne die Hintergründe dieser Tat erfahren. "Dann wäre es mir sicherlich leichter, das Geschehene noch besser als bisher verarbeiten zu können."
Motive im privaten Umfeld schloss er aus. Seinem Nachfolger Marcus Zeitler (CDU) werde er nicht zu besonderer Vorsicht raten. "Ich denke, dass in Hockenheim aus diesem Grund niemand besonders auf der Hut sein muss."



