Hallenbad: Der Abriss beginnt

Meckesheim. Das Kapitel "Hallenbad" trieb den Meckesheimern jahrzehntelang die Sorgenfalten auf die Stirn: An der einstigen Vorzeigeeinrichtung rückt nun nächste Woche der Abbruchbagger an

17.01.2013 UPDATE: 17.01.2013 06:48 Uhr 2 Minuten
Hier schwimmt schon lange keiner mehr: Das Hallenbad wurde 1990 geschlossen. Foto: Alex
Von Christoph Moll

Meckesheim. Das Kapitel "Hallenbad" trieb den Meckesheimern jahrzehntelang die Sorgenfalten auf die Stirn - jetzt wird es endgültig geschlossen: An der früheren Vorzeigeeinrichtung rückt der Abbruchbagger an. Nächste Woche beginnt der Abriss des Gebäudes, das einst der ganze Stolz der Gemeinde war. Der Gemeinderat hatte im September - gegen den Willen von Bürgermeister Hans-Jürgen Moos - den sofortigen Abbruch des Hallenbades beschlossen. Eigentlich sollte dieser schon im Dezember beginnen, wie Bauamtsleiter Uwe Schwarz auf Anfrage der RNZ sagte. Doch die Maschinen des mit dem Abriss beauftragten Unternehmens Orth Recycling aus Eppelheim stehen erst jetzt zur Verfügung.

Dessen Chef Trudbert Orth sagte gegenüber der RNZ, dass Anfang nächster Woche der Startschuss für den Abriss fällt. Bevor aber die eigentlichen Abbrucharbeiten beginnen können, müsse noch eine etwa 50 Meter lange Baustraße aus Schotter hergestellt werden, um ein angrenzendes Kleinspielfeld vor Schäden durch das schwere Gerät zu schützen. Der Abriss soll vier bis sechs Wochen dauern und wird Stück für Stück erfolgen. Erste große Gebäudeteile fallen deshalb erst Ende des Monats. Für Orth ist es eine "Routinemaßnahme": "Wir haben schon mehrere Hallenbäder abgerissen", berichtete der Unternehmer. Eine Besonderheit gibt es in Meckesheim jedoch: "Wichtig ist, dass die angrenzende Sporthalle nicht beschädigt wird."

Das Hallenbad wird übrigens komplett dem Erdboden gleichgemacht. Nichts bleibt mehr stehen, sogar die Bodenplatte wird entfernt. Diese war die eigentliche Ursache dafür, dass Meckesheim mit dem Hallenbad ein Desaster erlebte. Beim Bau der 2,4 Millionen Mark teuren Einrichtung Anfang der 70er-Jahre wurde - trotz des besonders weichen Untergrunds in den Auwiesen - auf ein Fundament mit einer sogenannten Tiefgründung verzichtet. Mit fatalen Folgen: Die Probleme begannen, da war das Hallenbad noch nicht einmal eröffnet. Schon während der Bauzeit lief im wahrsten Sinne des Wortes einiges schief - das Gebäude neigte sich, es bildeten sich Risse in den Wänden. Nach der feierlichen Eröffnung im Jahr 1975 war die Freude schnell getrübt: Die Risse wurden immer größer, Leitungen wurden undicht, es regnete herein, Fensterscheiben und Fliesen rissen. Sogar das Becken kippte. Und als dann auch noch die Fußbodenheizung kaputt ging, gab es hygienische Probleme. Ein Pilzbefall war schließlich das Todesurteil. Nach nur 15 Jahren beschloss der Gemeinderat 1990 die "vorübergehende Schließung", wie es hieß. Doch alle Sanierungspläne scheiterten, zur Wiedereröffnung kam es nie.

Seit über 22 Jahren gammelt das einst modernste Hallenbad der Region vor sich hin und zerfällt. Heute ist es nur noch eine Ruine. Vandalen wüteten im Innern, schlugen Scheiben ein und schmierten mit Farbe herum. Es bietet sich ein Bild der Verwüstung. Im Sommer 2011 ließ die Gemeinde eine Entsorgungsfirma in das Hallenbad. Diese "schlachtete" das Gebäude kostenlos aus und nahm alles mit, was sich zu Geld machen ließ - vor allem Metallteile. Zurück blieb zwar ein Chaos, doch das ist jetzt auch egal.

Nach dem rund 100.000 Euro teuren Abriss will die Gemeinde ein Konzept für das Areal am Schulzentrum entwickeln. Im Gespräch ist ein Neubau mit Mensa. Bürgermeister Moos hatte sich zuletzt für einen Umbau eingesetzt, da dieser wirtschaftlicher sei als ein Neubau. Denn die "spannende und tolle Immobilie", so Moos, habe noch einen Restwert.

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