Die Renovierung des "Drei Könige" kommt voran
Die Arbeiten sollen bis Mitte 2020 abgeschlossen sein

Die Renovierung des "Drei Könige" ist nicht immer ganz einfach. Erst kürzlich wurde hinter einer Mauer ein Barockfenster entdeckt. Das soll erhalten bleiben. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Alt ist es, dieses Gebäude an der Ecke Bahnhofstraße/Kirchplatz, das seit einiger Zeit renoviert wird und zu einem Kultur-Quartier umgebaut werden soll. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, davon konnten sich die Besucher bei einer Baustellenbesichtigung überzeugen.
"Dass das stehen geblieben ist", verwundert Architekt Martin Oszter zwar nicht übermäßig, es hätte aber auch anders ausgehen können in all den Jahrzehnten, seit dieses Haus schon steht: Zum einen waren da nachträglich Stahlträger verbaut, wo sie nichts zu suchen hatten. Anderswo fehlten welche, wo man sie dringend gebraucht hätte.
1723 gebaut, wurde das nach Rathaus-Angaben älteste noch stehende Gebäude im Stadtkern anno 1866 erstmals zur Gaststätte. Glanzzeiten erlebte "Drei Könige" dann im Besitz der Sinsheimer Familie Pfeuffer. Und auch Sinsheims erste Disco, die "Kajüte", war mal im Obergeschoss. "1969, hoch ging’s über eine Außentreppe." Ein Kapitel, an das sich kaum noch jemand erinnert, außer Rüdiger Heier, damals Koch. Mit dem Irish Pub "Three Kings" ging’s in den späten 2000er-Jahren mit dem Gebäude bergab.
Nun soll in Sinsheims bester Lage wieder Gastronomie einziehen; etwas Solides und zugleich Wertiges schwebt den Machern vor. Seit vergangenem Dienstag stehe auch der künftige Pächter fest, dessen Name Baudezernent Tobias Schutz noch nicht verraten wollte. Es handle sich jedoch um einen erfahrenen Partner, der nur im weiteren Sinn aus der Region stammt. Er wird das "Drei Könige" komplett belegen, bis hin zur Pächterwohnung im oberen Geschoss, und auch den Hof und eine Außenanlage bewirten, die inzwischen Anschluss zum Kulturquartier "Würfel" und zum Stadtmuseum haben.
Auch interessant
Kunst, Genuss, Kultur-Quartier - so heißt es auf den Plänen. Bis es so weit kommt, wird es nach Angaben der Sinsheimer Verwaltungsspitze Mitte 2020 werden. "Lieber mit Bedacht und was Gescheites planen", sagt Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Es würden bleibende Werte geschaffen, der imposante Barockbau gehöre "der Bevölkerung Sinsheims". Ein Bauabschluss schon bis März nächsten Jahres ist ebenfalls denkbar - kommt darauf an, welche Unwägbarkeiten Haus, Untergrund und Behörden noch bereit halten.
Es gilt "besonderer Denkmalschutz", das heißt auch, dass Widrigkeiten auftauchten, wie etwa mit Klarlack bestrichene Natursteinmauern. Hinter einer Mauer kam ein gut erhaltenes Barockfenster zum Vorschein; ein Rahmen aus rostigem Eisen mit filigranen Griffen. Es muss erhalten werden. Rund ums Fenster sind Reste einer lila Papiertapete mit Blumenmuster - "handbemalt". Auch sie bleiben. Ein Handwerker von früher hat Wände und Fenstersimse mit Zeitungsseiten grundiert: "Der Landbote", gedruckt in Frakturschrift, spätes 19. Jahrhundert. Alles, bis zu den Decken aus Eichenbalken, Lehm und Stroh, ist hier alt. Alles ist bauhistorisch wertvoll. Die Einbauschränke, die Türen und erst recht das Portal. Alles verlange individuelle Lösungen, "die, jede für sich, mit den Handwerkern besprochen und umgesetzt werden müssen", wie Bauleiterin Claudia Gerstner erklärt. So kommt man vom Hundertsten ins Tausendste.
Und viele Hunderttausende Euro koste das dann auch, schildert Dezernent Schutz, zumal zu Beginn ein "echt badisches Stockwerkseigentum aufgelöst" werden musste. Den insgesamt vier Besitzern des "Drei Könige" gehörten einzelne Teile der Stockwerke. Schwierig auch: Viele Bauten und Anbauten in dem Areal seien "auf Sand gebaut gewesen", sagt Schutz. Folge davon: "In Sand kann man nicht gründen." Fundamente mussten neu angelegt werden.
Ähnlich aufwendig waren oder sind die Bedingungen auch beim Alten Grundbuchamt, dem früheren Würfeltheater und dem Anbau des Stadtmuseums, die gemeinsam mit dem "Drei Könige" später das Quartier bilden. Der Preis, auf den, so scheint es, die Bevölkerung allmählich vorbereitet wird, ist noch unklar. Alleine schon die Renovierung des "Drei Könige" kostet insgesamt rund 1,4 Millionen Euro. Außerdem fließen 1,2 Millionen Euro an Denkmalschutz-Zuschüssen in das Gesamtprojekt.



