St. Leon-Rot

Der geplante Windpark Lußhardt und seine Gegner

Vor-Ort-Termin der CDU im Wald zwischen St. Leon und Kirrlach - Bürgerinitiative gründet sich

25.07.2019 UPDATE: 26.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Heftige Kritik am geplanten "Windpark Lußhardt": Der Vor-Ort-Termin der CDU im Wald zwischen St. Leon und Kirrlach fand große Resonanz. Foto: Busse

St. Leon-Rot. (bus) 30 Gläser und fünf Flaschen, gefüllt mit dem kostbaren Nass, das der Wassergewinnungszweckverband Hardtwald an die angeschlossenen Gemeinden St. Leon-Rot, Malsch, Mühlhausen und Rauenberg liefert, hatte Carsten Kamuf vom CDU-Gemeindeverband St. Leon-Rot mitgebracht, um auf die hohe Bedeutung und die hervorragende Qualität des Trinkwassers hinzuweisen - doch sie sollten bei Weitem nicht reichen. Rund 90 interessierte Bürger nahmen an der von der CDU organisierten Ortsbegehung im Wald zwischen St. Leon und Kirrlach teil, unter ihnen auch die Landtagsabgeordneten Karl Klein (Wahlkreis Wiesloch) und Ulli Hockenberger (Wahlkreis Bruchsal).

Im Kreuzfeuer der Kritik standen die Pläne des Waghäuseler Unternehmens Wirsol, einer Tochter der Wircon GmbH, auf den Gemarkungen von Waghäusel, Bad Schönborn und Kronau den "Windpark Lußhardt" zu bauen: Zehn Windkraftanlagen mit jeweils einer Gesamthöhe von 238,5 Metern und einem Rotordurchmesser von 149 Metern sollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Nicht jeder ist jedoch von dieser Idee begeistert.

Für Karl Knopf, den Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbands St. Leon-Rot, sind die geplanten Windkraftanlagen grundsätzlich zu nahe an der Wohnbebauung. "Wir sind gut bei alternativen Energien, wir haben auch Naturschützer in unseren Reihen. Aber hier sind wir auch in einem wichtigen Wasserschutzgebiet. Der Schutz der Bevölkerung und des Grundwassers muss hier klar Vorrang haben." Carsten Kamuf erläuterte die jahrelangen Planungen des Windparks und kritisierte die Informationspolitik: "Das erste Mal haben wir im Gemeinderat in diesem Jahr davon gehört. Offenbar findet der Informationsfluss genau hier, an der Kreisgrenze, auch seine Grenze."

Die Standortwahl gebe Rätsel auf, so Kamuf, der Windpark würde in einem geschlossenen Waldgebiet stehen, der Flächenverbrauch betrage 10,5 Hektar. Neben Schallimmissionen, Schattenwurf und Landschaftsbild war für Kamuf ebenso wie für Karl Klein die Nähe zu den vorhandenen fünf und insbesondere zum vom Wassergewinnungszweckverband Hardtwald geplanten sechsten Trinkwasserbrunnen ein Knackpunkt.

Klein machte deutlich: "Wir sind keine Windkraftgegner, aber wir sagen: Windkraftanlagen müssen dorthin, wo sie Sinn machen, wo sie die Menschen nicht beeinträchtigen und wo sich eine Wirtschaftlichkeit ergibt." Klein ging in seinen Ausführungen detailliert auf die von der Bevölkerung gewünschte Energiewende ein, erläuterte das Vorgehen des Unternehmens Wirsol, die planungsrechtlichen Voraussetzungen, den derzeitigen Stand des Vorverfahrens und widmete sich ferner dem noch bevorstehenden Genehmigungsverfahren. Für Ende September plane Wirsol eine öffentliche Informationsveranstaltung in St. Leon-Rot.

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"Die mir vorliegenden Planungen nehmen auf bestehende Grundwasserschutzzonen Rücksicht. Windkraftanlagen innerhalb von Wasserschutzgebietszonen I und II sind sowieso nicht zulässig. Diesbezüglich liegt mir auch ein Schreiben von Umweltminister Untersteller an Innenminister Strobl vor, den ich darum gebeten hatte, hier tätig zu werden, und dieses hat der Innenminister auch den Bürgermeistern des Wassergewinnungszweckverbands Hardtwald bereits zugeleitet", sagte Klein. Und weiter: "Der geplante Grundwasserbrunnen VI des Wassergewinnungszweckverbands muss ebenso behandelt werden, auch wenn das wasserrechtliche Verfahren noch am Laufen ist, da es dazu keinen alternativen Standort gibt." Klein betonte abschließend, dass die Qualität des Wassers auch dem Standort der Brunnen "im geschützten Waldbereich" zu verdanken sei.

In der anschließenden Diskussion, an der sich zahlreiche Bürger beteiligten, wies Verena Weisenberger auf die Bürgerinitiative "Gegenwind Lußhardt" hin, die sich auf der Kronauer Seite gegründet habe. "Windkraft im Wald - das geht gar nicht, wenn dafür Bäume gefällt werden müssen", kritisierte Weisenberger. Auch Naturschutzverbände haben sich mittlerweile im Landkreis Karlsruhe zu Wort gemeldet und Unverständnis darüber geäußert, dass sechs der zehn Anlagen im Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet stehen sollen.

In St. Leon-Rot will ebenfalls eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Standort des Windparks und dessen Auswirkungen auf die Umgebung mobil machen: Gründungsversammlung ist am Donnerstag, 1. August, um 18.30 Uhr in der VfB-Gaststätte in St. Leon.

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