Das sagt Hans-Peter Wild zu 50 Jahren Capri-Sun
Die RNZ sprach anlässlich des Jubiläums mit dem Unternehmenschef

Glückwünsche zum 50. Geburtstag des Fruchtsaftgetränks aus Eppelheim: Bürgermeisterin Patricia Rebmann und Unternehmenschef Hans-Peter Wild. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel
Eppelheim. Das Fruchtsaftgetränk "Capri-Sun", das in Eppelheim erfunden wurde, feierte am Donnerstag den 50. Geburtstag. 27 Jahre älter ist der Mann, der das Getränk zur Weltmarke machte: Hans-Peter Wild. Die RNZ sprach mit dem Unternehmer. Er war zur Feier aus dem Schweizerischen Zug angereist.
Herr Wild, pünktlich zum 50. Jubiläum erscheint Ihr Fruchtsaftgetränk wieder unter seinem angestammten Namen: "Capri-Sonne". Ist die Umbenennung der Marke in das englische "Capri-Sun" in Deutschland nicht gut angekommen?
Beides hat miteinander überhaupt nichts zu tun - Capri-Sun wächst beständig. Was wir aber gemacht haben, ist, dass wir zum Jubiläum das Design von 1969 wieder aufleben lassen, aber nur für die Geschmacksrichtung Zitrone und nur in diesem Jahr.
Unlängst ist mir aufgefallen, dass "Capri-Sun" auch damit wirbt, vegan zu sein. Was kann an einem Fruchtsaftgetränk nicht vegan sein?
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Das hat mit dem Fruchtsaft überhaupt nichts zu tun, sondern mit der Filtrierung. Um unerwünschte Schwebstoffe aus dem Saft zu holen, wurde früher tierische Gelatine genutzt. Wir setzen schon seit Jahren mineralische Filterstoffe wie natürliches Bentonit ein. Damit ist "Capri-Sun" vegan.
Als "Bubbles" gibt es Capri-Sonne neuerdings auch mit Kohlensäure in der Aluminiumdose. Da fühlt man sich fast an Ihre alte Limonadenmarke "Libella" erinnert, die in der braunen Riffelflasche ausgeliefert wurde.
Mit "Bubbles" wollen wir Fuß fassen im stark wachsenden Markt der Premium-Limonaden, zu dem unter anderem Orangina oder San Pellegrino gehören. Was mich freut: Unsere neue Limonade läuft sehr gut an.
Wie sehr betrifft Sie das von der Europäischen Union beschlossene Verbot von Plastikprodukten wie Trinkhalmen? Bedeutet dieses Verbot früher oder später auch das Ende der Capri-Sonne mit dem Plastik-Strohhalm?
Brüssel unterscheidet sehr wohl zwischen technisch notwendigen und nicht notwendigen Trinkhalmen, auch wenn dies noch nicht rechtskräftig ist. Bei "Capri-Sun" ist der Trinkhalm Bestandteil der Verpackung und muss stabil genug sein, um damit unseren Standbeutel durchstechen zu können. Er ist also notwendig. Aber wir arbeiten natürlich sehr an einer Alternative zum Plastikhalm und prüfen die unterschiedlichsten Lösungen. So sind wir auch dabei, einen Trinkhalm aus Papier zu entwickeln, auch wenn es aus meiner Sicht keinen Sinn macht, irgendwo auf der Welt Wälder abzuholzen, um daraus Strohhalme zu machen.
Hintergrund
Stationen der Capri-Sonne
1969: Capri-Sonne kommt auf den deutschen Markt mit den Geschmacksrichtungen Orange und Zitrone.
1976: Capri-Sonne ist nationaler Marktführer bei Getränken in flexibler Kleinverpackung und steigt ins europäische
Stationen der Capri-Sonne
1969: Capri-Sonne kommt auf den deutschen Markt mit den Geschmacksrichtungen Orange und Zitrone.
1976: Capri-Sonne ist nationaler Marktführer bei Getränken in flexibler Kleinverpackung und steigt ins europäische Geschäft ein.
1979: Der Boxchampion Muhammad Ali wird Werbepartner. Das öffnet die Türen weltweit und vor allem auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt.
1994: Capri-Sonne wird Marktführer in den Vereinigten Staaten.
2003: Das Umweltministerium stuft den Trinkpack als ökologisch vorteilhaft ein.
2006: Die neue Capri-Sonne setzt auf Früchte aus kontrolliert-integriertem Anbau.
2007: Zu dem 0,2-Liter-Trinkbeutel mit dem Strohhalm kommt die wieder verschließbare große Capri-Sonne mit 0,33 Litern Inhalt.
2010: Eine Weiterentwicklung des Trinkpacks fliegt mit der Internationalen Raumstation ISS durch das Weltall.
2015: Die Westerweiterung des Wild-Standorts in Eppelheim mit dem weithin sichtbaren Hochregallager geht in Betrieb.
2019: Zum 50. Jubiläum erscheint eine Nostalgie-Ausgabe von "Capri Sun" im Retro-Look von 1969. (fre)
Dennoch: Beim Blick auf den Trinkbeutel sind wir bei einem generellen Thema, bei der Ächtung von Plastik und von Plastikmüll.
Halt! Stopp! Unser Pouch, unser Trinkpack, ist für stille Getränke wie "Capri-Sun" die ökologisch vorteilhafteste Verpackung der Welt. Das ist nachgewiesen, deshalb ist der Pouch hierzulande vom Pfand befreit. Außerdem haben wir in Deutschland beim Abfall ein hervorragendes Trennsystem und Plastik kann, wenn es zur Energiegewinnung verbrannt wird, Rohöl ersetzen.
Und die Bilder von Plastikbergen in der armen Welt?
Die Bilder machen betroffen. Deshalb arbeiten wir auch an biologisch abbaubaren Folien für unsere Trinkbeutel. Ich gebe zu: Da ist auch der Druck von außen mitunter ganz hilfreich. Jedenfalls sind wir in Italien auf Akquise gegangen und haben einen entsprechenden Folien- und Verpackungsspezialisten gekauft.
Capri-Sonne wird nach eigenen Angaben in 24 Ländern produziert. Wird dort nur abgefüllt oder werden dort auch die Fruchtsaftkonzentrate hergestellt?
Das kommt auf die Länder an. Wenn es dort genug Orangen, Kirschen oder Maracuja gibt, werden dort die Konzentrate auch hergestellt. Wenn nicht, werden die Konzentrate importiert.
Inwieweit hat der heftige Handelskrieg zwischen den USA und China Auswirkungen auf das Sonnen-Geschäft, auch international?
Keine. Wir sind zu klein, wir sind kein Auto, die Branche ist zu unbedeutend.
In über 110 Ländern der Erde wird Capri-Sonne getrunken. Welche neuen Länder werden in nächster Zukunft dazukommen?
Auch wenn "Capri-Sun" eine globale Marke ist und die Nummer 1 im Segment von Fruchtsaftgetränken in Portionspackungen: Unser primäres Ziel ist es nicht, die Zahl der Länder auszubauen, sondern in den Ländern, in denen wir sind, den Umsatz zu steigern. Das haben wir im vergangenen Jahr mit plus zehn Prozent geschafft, in einer Zeit, in der die Fruchtsaftbranche eher rückläufig ist.
Ich fragte danach, weil es in Bezug auf die jährlich verkauften Beutel immer wieder andere Zahlen gab und gibt. Vor drei, vier Jahren hieß es, die Zahl habe bei über sieben Milliarden gelegen, jetzt ist von sechs Milliarden zu lesen?
Ich zähle die Beutel nicht. Sechs Milliarden dürften aktuell aber stimmen.
Und was bewirkte den Rückgang?
Das lag am amerikanischen Mark. Dort ist unser Lizenznehmer die Kraft Heinz Company. Diese hat vor einigen Jahren die Preise für unsere "Capri-Sun" um 25 Prozent erhöht, was zu einem deutlichen Absatzrückgang führte. Unserem Umsatz hat das glücklicherweise nicht geschadet. Kraft macht mit unserem Pouch einen Umsatz von etwa einer Milliarde Dollar.
Unterschiedliche Angaben gibt es auch bei den Umsatzzahlen von "Capri-Sun". Mal ist von 260 Millionen Euro die Rede, mal von 500 Millionen. Sie selbst hatten, als Sie 2014 ihre Wild-Aromensparte für 2,3 Milliarden Euro an den amerikanischen Agrarkonzern ADM verkauft hatten, die Zielmarke von einer Milliarde für "Capri-Sun" ausgerufen. Was stimmt?
Sie wissen, dass ich mich mit Zahlen traditionell zurückhalte. Wir sind ja keine Public Company. Die 260 Millionen aber stimmen jedenfalls nicht, wir liegen deutlich darüber. Im Übrigen ist das der Innenumsatz, den wir selbst mit dem Verkauf an unsere Partner machen. Der Außenumsatz, also der, den unsere Partner mit unserer "Capri-Sun" machen, liegt bei 1,5 Milliarden.
Wissen Sie, wie viele Mitarbeiter Sie am "Capri-Sun"-Standort Eppelheim haben?
Um die 750 - und wir stellen auch weiter ein. Wir würden gerne auch noch erweitern, aber da sind noch viele offene Grundstücksfragen.
Eppelheim ist aber nicht nur ein Standort. Hier ist das Unternehmen Wild groß geworden, hier gibt es eine nach Ihrem Vater und Unternehmensgründer Rudolf Wild benannte Kulturhalle und dazu auch noch eine Capri-Sonne-Arena. Wäre da nicht auch noch Platz für eine Hans-Peter-Wild-Halle?
Von Frau Bürgermeisterin Rebmann weiß ich, dass die Rhein-Neckar-Halle wackelig dasteht und dass die Stadt auch baulich etwas machen muss. Wir reden darüber, und ich schließe überhaupt nichts aus. Eppelheim ist schließlich der Ort, wo ich herkomme, der Ort, wo ich geboren wurde.



