"Besser in die Oper gehen"

1899 Hoffenheim verliert 1:4 gegen Wolfsburg

TSG-Trainer Nagelsmann sauer auf Pfiffe und Stadionflucht vieler Anhänger

28.04.2019 UPDATE: 29.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Die entscheidende Szene gestern in Sinsheim: TSG-Stürmer Andrej Kramaric (Nr. 27) trifft bei seinem Strafstoß nur den linken Pfosten. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Eine Viertelstunde war gestern Nachmittag in der Sinsheimer Arena gespielt, als die Partie von 1899 Hoffenheim gegen den VfL Wolfsburg die entscheidende Wendung nahm. Mit 1:0 führte das Team von Trainer Julian Nagelsmann nach einem Treffer von Adam Szalai (9. Minute), als Schiedsrichter Deniz Aytekin (Nürnberg) nach dem Videobeweis auf Strafstoß für die Kraichgauer entschied.

Nach einer Riesenchance für Ishak Beldodil, bei dem das frühe zweite TSG-Tor nur durch "Wölfe"-Torhüter Pavao Pervan und der Latte verhindert wurde, war Robin Knoche Nationalverteidiger Nico Schulz auf den Fuß gestiegen. Andrej Kramaric schnappte sich den Ball, lief an - und setzte das Spielgerät an den linken Pfosten.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Erst überragend, dann mit zwei folgenschweren Patzern. Das Torhüterleben kann manchmal so schmerzhaft sein.

Bicakcic: Hätte per Kopf zum 2:2 treffen können. Doch auch er hatte diesmal kein Glück.

Vogt: Lange

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Einzelkritik

Baumann: Erst überragend, dann mit zwei folgenschweren Patzern. Das Torhüterleben kann manchmal so schmerzhaft sein.

Bicakcic: Hätte per Kopf zum 2:2 treffen können. Doch auch er hatte diesmal kein Glück.

Vogt: Lange ordentlich, aber vier Gegentore sprechen halt nicht für den Abwehrchef.

Adams: Kurzfristig für den am Rücken verletzten Hübner aufgeboten. Schwächelte mit vielen ungenauen Pässen und Zuspielen.

Kaderabek: Fing wie alle gut an - und baute wie alle stark ab.

Amiri: Nach einer knappen Stunde ausgewechselt. Wütend raus mit wenig Applaus.

Grillitsch: Versuchte wie immer die Struktur und Ordnung ins Spiel zu bringen. Das gelang ihm nicht in gewohnter Form.

Schulz: Stand nachher den Medienvertretern tapfer Rede und Antwort. Da besser als zuvor auf dem Rasen, aber er war noch Bester bei den Verlierern.

Kramaric: Gemeinsam mit Baumann der Unglücksrabe. Hätte er vom ominösen Punkt getroffen ...

Belfodil: Traf in den vergangenen Wochen nach Belieben. Diesmal fehlte ihm der Killerinstinkt.

Szalai: Traf früh mit seinem 51. Bundesligator. Hätte nachlegen können.

Nelson: Kam für Bicakcic. Konnte aber keine entscheidenden Akzente setzen.

Bittencourt: Kam viel früher als Nelson für Amiri und konnte nicht auf sich aufmerksam machen. awi

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"Ausschlagend war der Elfmeter", befand Wolfsburgs Maximilian Arnold später und fand an diesem Sonntag keinen, der ihm diesbezüglich widersprochen hätte. Selbstverständlich auch in Nagelsmann nicht: "Wenn wir den Elfmeter machen, geht das Spiel in unsere Richtung", sagte er auf der Pressekonferenz. Dort fand der 31-Jährige auch kritische Worte, als er von der RNZ auf die frühen Pfiffe im Stadion, die es bereits beim Stand von 1:1 ab der 50. Minute gab, und das Abwandern zahlreicher Tribünengäste angesprochen wurde.

Nach einem Lob für die Treuesten der Treuen in der Südkurve brach es aus Nagelsmann heraus: "Ich habe vor ein paar Wochen schon mal gesagt, dass wir da Steigerungspotenzial haben, dass das Anspruchsdenken und die Wirklichkeit bei einigen anscheinend relativ weit auseinander gehen", machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Vielleicht ist ein Opernbesuch doch besser, aber da gibt es ja auch mal schiefe Töne. Vielleicht pfeifen sie dort auch.

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Und erst einmal in Fahrt, schloss er mit den Sätzen: "Ich glaube, wenn ich hier als Zuschauer die letzten drei Jahre im Stadion war, würde ich erst mal drei Kreuzzeichen machen und sagen: ’Schön, dass in der Region so ein Fußball gespielt wird.’"

Verständlich, dass Nagelsmann angefressen war, denn durch die unerwartete Niederlage nach zuvor vier Siegen steht seine Mannschaft beim Kampf um einen internationalen Wettbewerb nun noch mehr unter Druck. Nico Schulz redete Klartext: "Heute haben wir nicht unser Spiel gespielt. Wir müssen die nächste Begegnung in Gladbach auf jeden Fall gewinnen, müssen dort einfach punkten", sagte der Dampfmacher auf der linken Seite, der fast als einziger seine Normalform abrufen konnte. Auch Ermin Bicakcic wollte die schwache Vorstellung in der Mixed-Zone nicht schön reden. "Wir waren heute zu träge und müssen das jetzt schnell abhaken."

Dabei waren er und seine Mitspieler nach guten 20 Minuten kurz davor, die Patzer der unmittelbaren Konkurrenz um einen Platz für Europa zu nutzen und erarbeiteten sich eine ganze Reihe vorzüglicher Chancen. Doch das Runde wollte partout nicht ins Eckige und als es dann Wolfsburgs William mit einem herrlichen Schlenzer besser machte und den Ausgleich markierte (41.), war es vorbei mit der Hoffenheimer Herrlichkeit. Fast schon tragisch, dass nach der Pause ausgerechnet Oliver Baumann die erste Heimniederlage seit dem 1:3 im Januar gegen die Bayern einläutete. Baumann, bis dahin mit Glanzparaden stärkster Hoffenheimer, machte sowohl beim 1:2 durch Weghorst (69.) als auch beim 1:3 durch Arnold (85.) eine schlechte Figur. Das 1:4 durch erneut Weghorst (89.) bekamen dann viele gar nicht mehr mit.

Kein Wunder, dass Nagelsmanns Kollege Bruno Labbadia, beide später im intensiven Dialog miteinander, richtig gut gelaunt war. "Einfach ein geiler Sieg für uns gegen eine Mannschaft, die in den letzten Wochen sehr erfolgreich war", freute sich der gebürtige Darmstädter, der den VW-Club am Saisonende genauso wie Nagelsmann die Hoffenheimer verlassen wird. Allerdings im Gegensatz zu dem nicht freiwillig.

Nach dem sportlichen Rückschlag ist "Hoffe" nun Tabellensiebter, das Rennen um eine Europa- oder gar Champions-League-Qualifizierung spitzt sich weiter zu. Pfeifende und flüchtende Anhänger kann die TSG da im letzten Heimspiel in zwei Wochen gegen Werder Bremen am allerwenigsten gebrauchen.

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