1899 Hoffenheim

Die Nagelsmänner sind auf Europakurs

Die TSG 1899 Hoffenheim rückt nach dem souveränen 2:0-Sieg gegen die Berliner Hertha auf den sechsten Tabellenplatz vor

14.04.2019 UPDATE: 15.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Der eingewechselte Reiss Nelson köpft den Ball zum 2:0 für die TSG ins Netz, Berlins Torwart Rune Jarstein kann nur hilflos zusehen. Aber der Treffer wurde erst nach langem Warten auf den Videobeweis anerkannt. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Im Frühjahr 2019 fühlen sich die Anhänger der TSG Hoffenheim um ein Jahr zurückversetzt. Denn genau wie in der Endphase der vergangenen Saison sind die Kraichgauer drauf und dran, mit einem fulminanten Schlussakkord doch noch die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb zu sichern. Am Sonntagnachmittag ließ die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann einer allerdings schwachen Berliner Hertha beim 2:0 (1:0)-Sieg nicht den Hauch einer Chance und schob sich damit auf den sechsten Tabellenplatz. Der berechtigt schon einmal zur Teilnahme an der Europa League.

"Mit den ersten 25 Minuten war ich sehr zufrieden", sagte Nagelsmann und das durfte der Gast beim 3. RNZ-Sportforum am morgigen Dienstag in der Halle 02 (Beginn: 19.30 Uhr) auch sein. Chance um Chance reihte seine Mannschaft aneinander und hätte dem Gast aus der Bundeshauptstadt Tor um Tor einschenken können. Wenn es etwas zu bemängeln gab, dann allein die Tatsache, dass lediglich Nadiem Amiri nach einer halben Stunde zum 1:0 traf. Berlins Torwart Rune Jarstein machte bei seinem Distanzschuss allerdings nicht die allerbeste Figur.

Nagelsmann in seiner Analyse weiter: "Wenn du so dominierend bist und kein weiteres Tor machst, dann kommen ein bisschen Zweifel auf." Das zeigte sich auf dem Spielfeld, denn bis zur Pause und auch in den zweiten 45 Minuten war "Hoffe" zwar nie gefährdet, lieferte aber "nicht unbedingt ein großes Feuerwerk" ab, wie Nagelsmann nüchtern bilanzierte. Der eingewechselte Reiss Nelson köpfte noch das Runde eine Viertelstunde vor dem Abpfiff ins Eckige (76. Minute) und musste anschließend wieder einmal mit seinen Kollegen und den Fans in der Sinsheimer Arena eine gefühlte Ewigkeit darauf warten, bis per Videobeweis klar war, dass keine Abseitsstellung vorgelegen hatte.

Für Kerem Demirbay einfach nur noch unerträglich: "Ich finde, das dauert alles viel zu lange und macht viel kaputt. Wenn ich zu entscheiden hätte, ich würde das wieder abschaffen", bezog der Nationalstürmer Stellung und begründete es so: "Der Fußball lebt von den Schiedsrichterentscheidungen - und eben auch von den falschen."

Hintergrund

Baumann: Fehlerfrei und spielte stark mit. Ein Torwart wünscht sich ein bisschen mehr Arbeit.

Kaderabek: Auf rechts im Vorwärtsgang, weil defensiv von den Berlinern völlig unterfordert.

Vogt: Mit viel Übersicht.

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Baumann: Fehlerfrei und spielte stark mit. Ein Torwart wünscht sich ein bisschen mehr Arbeit.

Kaderabek: Auf rechts im Vorwärtsgang, weil defensiv von den Berlinern völlig unterfordert.

Vogt: Mit viel Übersicht. Der Kapitän hat seine Schwächephase zum Glück überwunden.

Hübner: Grundsolide. Hatte in der Innenverteidigung gemeinsam mit Vogt alles im Griff.

Schulz: Kam nachher bestens gelaunt zu dem Medienvertretern. Kein Wunder, denn er hatte einen prima Job erledigt.

Grillitsch: Musste einmal ziemlich einstecken. Der gewohnt gute Ballverteiler.

Demirbay: Redete Klartext über Videobeweis und Hertha-Leistung. Eine überzeugende Vorstellung auf und abseits des Rasens.

Amiri: Vor dem Anpfiff für sein 100. Bundesliga-Spiel vor zwei Wochen gegen Leverkusen geehrt - und dann Torschütze. Alles gut.

Kramaric: Unglücklich im Abschluss. Machte diesmal nichts.

Szalai: Rackerte unermüdlich, ohne mit einem Treffer belohnt zu werden.

Belfodil: Siehe Szalai.

Bicakcic: Kam für Szalai und fügte sich einwandfrei ein.

Nelson: Kam, sah und traf per Kopf.

Bittencourt: Mit Kurzeinsatz. awi

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Diesmal spielten die "Kellermänner" aus Köln zum Glück keine entscheidende Rolle, denn Demirbay traf den Nagel auf den Kopf: "Ich hatte keine Bedenken, dass wir nicht gewinnen. Der Gegner war meiner Meinung nach dafür viel zu schwach" - eine schallende Ohrfeige für die Profis von Hertha-Coach Pal Dardei, die zum fünften Mal in Folge als Verlierer vom Platz stiefelten. Kein Wunder, dass Dardei auf der Pressekonferenz knapp angebunden war. "Man hat ansatzweise gesehen, dass wir einen Tick ängstlich gespielt haben und keine richtigen Torchancen hatten." Viel mehr hatte der Ungar nicht zu sagen, was durchaus verständlich war.

Auch sein Kollege Nagelsmann hält den Ball trotz der jüngsten Erfolgsserie wohlweislich flach, schließlich warten in den fünf Endspielen bis zum Abpfiff der Runde noch einige direkte Duelle gegen die unmittelbare Konkurrenz um einen Europaplatz.

Am Karsamstag (20.30 Uhr) allerdings steht nun zunächst einmal die Aufgabe bei den noch schlimmer als die "Alte Dame" aus Berlin schwächelnden Schalkern auf dem Programm, die auch unter Interimscoach Huub Stevens - aus seiner kurzen Zeit in Hoffenheim noch bestens in Erinnerung - am Krückstock gehen. Nico Schulz jedenfalls sieht dem Gastspiel bei den Königsblauen optimistisch entgegen: "Unser Auftreten in den vergangenen drei Spielen macht viel Mut, dass wir auch auf Schalke gewinnen", geht der Dampfmacher auf dem linken Flügel fest davon aus, dass das Osterfest für "Hoffe" ein sportlich erfolgreiches sein wird.

Ganz weit aus dem Fenster lehnen wollte sich Schulz ebenfalls nicht: "Jetzt schon von Platz vier zu reden - das ist noch ein Stück zu weit weg. Doch wer gestern ganz genau in die entschlossenen Gesichter von Demirbay, Schulz und Co. sah, dem war klar: Die Champions-League-Qualifikation haben Nagelsmanns Schützlinge längst nicht abgeschrieben.

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