Zu viel Wasser im Hallenbad

Rohrbruch sorgt für Riesenschaden in Dossenheim (plus Video)

Technik-Keller wurde geflutet - Wiedereröffnung nach Sanierung verzögert sich um Monate

19.03.2019 UPDATE: 20.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Aus dem senkrecht von oben kommenden Rohr schoss das Wasser in den Keller, wo es - anders als im Becken - nichts verloren hat. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Dossenheim. Thomas Schiller wurde vor einigen Tagen unsanft geweckt - und zwar vom Schwimmmeister des Hallenbades. Dieser rief in aller Frühe beim Fachbereichsleiter der Gemeindeverwaltung an und schickte gleich noch ein "Beweisvideo" mit. Darin zu sehen ist Wasser im Hallenbad. Wasser im Hallenbad? Das ist ja eigentlich ganz normal. "Aber nicht im Keller, wo die ganze Technik untergebracht ist", sagt Schiller. Über Nacht war der Keller wegen einer undichten Leitung mit mehren Zehntausend Liter Wasser geflutet worden. Der Schaden ist riesig. Nach ersten Schätzungen könnte er bis zu 250.000 Euro betragen. Eigentlich sollte das Hallenbad nach der umfangreichen Drei-Millionen-Euro-Sanierung Ende März wieder eröffnen. Daraus wird nun nichts. Die Dossenheimer müssen sich wohl noch bis Ende Juni gedulden.

Die Wasserschäden an der Technik des Hallenbades werden bereits beseitigt. Foto: Alex

Was Thomas Schiller an jenem Morgen auf dem Video sah, war beunruhigend: Aus einer großen Wasserleitung im Keller - der Bereich um die Becken ist begehbar - schoss förmlich das Wasser. Und dies muss schon über einige Stunden so gewesen sein, denn das Wasser stand schon etwa 50 Zentimeter hoch. Und damit wurden große Teile der Technik in Mitleidenschaft gezogen. Schaltschränke, Pumpen, Isolierungen, Material für die Sanierung - alles nass. Vieles muss nun ausgetauscht und erneuert werden. Wie Schiller sagte, ist die Überprüfung noch nicht abgeschlossen. "Wenn etwas unter Wasser stand, geben die Hersteller keine Gewährleistung mehr", gibt der Fachbereichsleiter zu bedenken. Der Austausch von nassem Isoliermaterial zum Beispiel hat schon begonnen.

Aus dem senkrecht von oben kommenden Rohr schoss das Wasser in den Keller, wo es - anders als im Becken - nichts verloren hat. Foto: Alex

Doch wie konnte es zu dem Rohrbruch kommen? "Die betroffene Leitung wurde erst am Tag vorher neu verlegt", berichtet Schiller. Zwei Teile der Leitung seien zusammengesteckt und "verpresst" worden. Ein Probelauf verlief gut. Die Frischwasserleitung wurde "unter Druck" gesetzt. Als der Schwimmmeister am nächsten Morgen zum Dienst kam, fand er das eingangs geschilderte Bild vor. Er drehte zwar sofort das Wasser ab und schaltete zur Sicherheit auch den Strom aus, doch der Schaden war schon groß. Drei bis vier Stunden dauerte es, bis das Wasser aus dem Keller gepumpt war.

Hintergrund

Die Sanierung des Hallenbades in Dossenheim läuft seit April des vergangenen Jahres. Rund 15 Jahre sind der letzten großen Sanierung vergangen. Nachdem sich die Arbeiten damals im Wesentlichen auf die Schwimmhalle konzentriert hatten, musste nun die veraltete Technik bei

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Die Sanierung des Hallenbades in Dossenheim läuft seit April des vergangenen Jahres. Rund 15 Jahre sind der letzten großen Sanierung vergangen. Nachdem sich die Arbeiten damals im Wesentlichen auf die Schwimmhalle konzentriert hatten, musste nun die veraltete Technik bei Heizung, Elektroinstallation, Lüftung sowie Zu- und Abwasser modernisiert werden. Außerdem wurden die Umkleiden, die Duschräume und die Toilettenbereiche komplett umgestaltet. Gleichzeitig wurden die Barrierefreiheit verbessert und der Brandschutz auf den neusten Stand der Technik gebracht. Auch die angegliederte Sauna soll von der Modernisierung profitieren sowie die Nahwärmeversorgung des Schul- und Sportzentrums neu konzipiert werden. Das Dossenheimer Hallenbad ist - abgesehen von wenigen Wochen - das ganze Jahr über geöffnet. Es zählt jeden Monat etwa 5500 zahlende Besucher, lediglich im Sommer sind es einige Hundert weniger. Jedes Jahr gehen also zwischen 60.000 und 70.000 Besucher hier baden. Nicht mitgezählt sind die Schüler, die hier Schwimmunterricht bekommen. (cm)

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"Die Versicherungen müssen nun klären, wer den Schaden trägt", sagt Schiller. Sollte es ein Fehler der Baufirma sein, müsse deren Versicherung in die Bresche springen. Der Schaden werde aber auf jeden Fall übernommen, da es eine Bauleistungsversicherung gebe. In der Schadenssumme sind übrigens auch die Kosten für den Ausbau der beschädigten und den Einbau der neuen Teile enthalten. Auch entgangene Einnahmen durch die spätere Wiedereröffnung sind enthalten.

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Eigentlich sollte der Abschluss der Sanierung am 30. und 31. März mit zwei Tagen der offenen Tür groß gefeiert werden. Es wäre der krönende Schlussakt der nach 24 Jahren endenden Amtszeit von Bürgermeister Hans Lorenz gewesen. So aber verzögert der Wasserschaden den Eröffnungstermin um - wenn es gut läuft - drei Monate. "Das ist allerdings zügig kalkuliert", gibt Schiller zu. Das beauftragte Planungsbüro muss nun die zusätzlich notwendigen Arbeiten koordinieren. Eine Herausforderung dabei: Die ohnehin derzeit viel beschäftigten Baufirmen haben schon Folgeaufträge.

Abgesehen vom Wasserschaden läuft die Sanierung des Bades (siehe Hintergrund-Kasten oben rechts) nach Plan. In dieser Woche wird der Umkleidebereich fertiggestellt. Die neuen Schränke, Bänke und Trennwände sind schon fertig aufgebaut. Ende des Monats kommt die neue Kassenanlage. Die Becken sind schon mit Wasser gefüllt. Dieses dient aber lediglich dazu, dass die Fugen der Fliesen nicht austrocknen. Die prognostizierten Kosten für die Sanierung von drei Millionen Euro sollen eingehalten werden. "Wir liegen eher drunter", sagt Schiller.

Das alles nützt aber nach dem Wasserschaden im Keller nichts. "Das ist nun dumm gelaufen", sagt der Fachbereichsleiter. Das Thema "Wasser" verfolgt die Bergstraßengemeinde also weiter. Dieses Mal ist es immerhin nicht blau...

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