3. Handball-Liga

Das Hirschberg-Derby ohne Derbysieger

Weil Leutershausen die Führung in der Schlussphase noch verspielt, feiert Großsachsen das 21:21-Unentschieden

17.02.2019 UPDATE: 18.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Der Einsatz stimmte: SGL-Kreisläufer Manel Cirac wurde von seinen Mannschaftskollegen häufig gut freigespielt. Foto: F&S

Von Tillmann Bauer

Hirschberg. Am Ende jubelte Gelb, obwohl es keinen Sieger gab. Völlig losgelöst zog sich Simon Reisig, Großsachsens Urgestein und als aktueller Kreisläufer des TVG die Identifikationsfigur des Handball-Drittligisten, das Trikot aus und rannte mit einem Urschrei - wie man ihn sonst nur aus Actionfilmen kennt - auf den Gästeblock zu, in dem sich die zahlreich mitgereisten Großsachsener Fans jubelnd in den Armen lagen. Gewonnen hatte die Mannschaft von Trainer Stefan Pohl nicht - sie hatte lediglich in der letzten Aktion der Begegnung verhindert, dass Leutershausens Rückraumschütze Hendrik Wagner das entscheidende Tor erzielte. Der Zwei-Meter-Hüne feuerte zwar einen beachtlichen Wurf mit der Schlusssirene Richtung Großsachsener Tor, dieser schlug aber im Fangnetz über den Querlatte ein. Es blieb beim 21:21-Endstand und der damit verbundenden Punkteteilung - gleichzeitig war diese Aktion das Ende eines unfassbar spannenden Hirschberg-Derbys und der Beginn einer Nacht, in der in Hirschberg garantiert das eine oder andere Bier geöffnet wurde.

"Bei uns wird sicherlich gefeiert, ich weiß nicht wie das bei Leutershausen ist", lachte TVG-Trainer Pohl unmittelbar nach dem Abpfiff. Auch er wusste, dass sich dieses Ergebnis auf Seiten der SGL nicht so gut anfühlte. "Letztendlich war das Unentschieden aber okay so", sagte Mark Wetzel, der Sportliche Leiter der Roten, nachdem sich die Gemüter bereits wieder beruhigt hatten. Denn auch wenn sich SGL-Abwehrchef Manel Cirac und TVG-Kreisläufer Reisig fast permanent hitzige Zweikämpfe lieferten, kochte die Stimmung in der mit 1100 Zuschauern ausverkauften Heinrich-Beck-Halle niemals über. Es ging umkämpft eng zu, wie man das bei einem Derby gewohnt ist - deshalb schaffte es auch keine der beiden Mannschaften, sich final eine Führung herauszuspielen, die dafür reichte, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Mal führte Großsachsen, mal führte Leutershausen - symptomatisch, dass es mit Abpfiff keine Führung mehr geben sollte.

"Wir sind irgendwie glücklich über den Punkt, aber auch irgendwie enttäuscht", brachte es Linksaußen Gianluca Pauli auf den Punkt. Er war gerade vom Siebenmeterstrich nervenstark und kam am Ende insgesamt auf acht Tore. Dass aber Paulis Treffer zum 21:17 - acht Minuten vor Abpfiff - zeitgleich der letzte für die SGL in diesem Spiel sein sollte, spricht für ein bemerkenswertes Comeback der Großsachsener Gäste. Einmal mehr war es Jan Triebskorn, der in dieser Phase überragte und wichtige Tore erzielen konnte.

"Großsachsen hat ein gutes Spiel gemacht", urteilte SGL-Trainer Frank Schmitt. Man habe einige Chancen gehabt, die Begegnung früher für sich zu entscheiden, diese aber nicht genutzt: "Deshalb ist das Unentschieden dann verdient." Den ersten Schock mussten die Roten bereits früh einstecken: Weil sich Mittelmann Philipp Jaeger in der zweiten Spielminute am rechten Fuß verletzte und vom Feld getragen werden musste, waren die weiteren Optionen von Coach Schmitt begrenzt: Also ließ er seinen Kapitän Niklas Ruß als Spielgestalter auflaufen und brachte Pauli auf der Außenbahn. Es klappte mal gut, mal weniger gut.

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"Wichtig war für uns einfach, dass wir ein gutes Spiel gezeigt haben", sagte Pohl: "Auch wenn man als Großsachsener immer gewinnen will, denke ich, dass wir und unsere Zuschauer heute zufrieden sein können." Denn zwar gab es auf dem Papier keinen Sieger - von diesem Abend profitierte aber nicht nur die Gemeinde Hirschberg - sondern die ganze Region.

SG Leutershausen - TVG Großsachsen 21:21 (10:11), SGL: Hübe, Döding - F. Jaeger 2, Bernhardt, Schwarz, Rolka 2, Stippel 1, P. Jaeger, Ruß 2, Cirac, Gasser, Wagner 3, Seganfreddo 3, Pauli 8/6.

TVG: Sitter 1, Boudgoust - J. Gunst 2, Kernaja, Fath, Triebskorn 8, Schulz 2, Spilger, P. Gunst, Kadel, Unger, Straub, Reisig 2, Buschsieper 4/4, Hildebrandt 2.

Hintergrund

Hendrik Wagner, Rückraumspieler SG Leutershausen: "Wir waren am Ende ein bisschen zu hektisch und hatten keinen kühlen Kopf mehr. Dadurch haben wir es nicht geschafft, in der wichtigen Phase die richtigen Entscheidungen zu treffen. So sind wir jetzt erst mal

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Hendrik Wagner, Rückraumspieler SG Leutershausen: "Wir waren am Ende ein bisschen zu hektisch und hatten keinen kühlen Kopf mehr. Dadurch haben wir es nicht geschafft, in der wichtigen Phase die richtigen Entscheidungen zu treffen. So sind wir jetzt erst mal enttäuscht - das Unentschieden fühlt sich auf jeden Fall wie ein verlorener Punkt an."

Stefan Pohl, Trainer TVG Großsachsen: "Dieses Derby war keineswegs unfair. Beide Abwehrreihen waren diesmal extrem gut auf die gegnerischen Angreifer eingestellt, das sieht man am Endergebnis. Leider haben wir es nicht geschafft, noch mehr aus unseren Chancen zu machen. In unserer Situation ist dieser Punkt aber extrem viel wert. Wir müssen weiter unsere Spiele gewinnen, denn wir sind da unten noch lange nicht raus."

Yannick Stippel, Kreisläufer SG Leutershausen: "Am Ende kam dann alles zusammen: Irgendwie waren wir zu inkonsequent in der eigenen Chancenverwertung, dann haben wir uns Würfe genommen, die eigentlich keine richtigen Möglichkeiten waren - und hatten mit zwei Pfostentreffern in der Schlussphase auch noch Pech."(rnz)

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