Formel 1 auf dem Hockenheimring

Ausgebuchte Hotels dank Fan-Andrang und Holländer-Boom

"Dieses Jahr explodiert es noch mal" - Tausende Niederländer erwartet

18.07.2018 UPDATE: 19.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Der Hockenheimring beim Großen Preis von Deutschland 2016. Archiv-Foto: Jan Woitas/dpa

Von Sebastian Blum und Tim Kegel

Hockenheim/Heidelberg/Sinsheim. Am Wochenende könnte die Formel 1 zum letzten Mal in Deutschland stattfinden. Die Traditionsstrecke am Hockenheimring steht nach jahrelangem Zuschauerrückgang und Konkurrenz aus internationalen Städten, die um die Aufnahme in den Rennkalender buhlen, vor ihrem letzten Großen Preis.

Von Untergangsszenarien will die örtliche Hotellerie aber nichts wissen. Ganz im Gegenteil: Die Zuschauerzahlen machen Hoffnung. Über 65.000 Tickets sind bereits im Vorverkauf abgesetzt worden, Hotels, Pensionen und Gasthäuser in der ganzen Region ausgebucht.

"Sie bauen auch gerade noch eine Zusatztribüne für 1000 Zuschauer. Für die Tageskarten müssen sie sich was einfallen lassen", sagt Richard Damian in Richtung Ring GmbH. Das Vorstandsmitglied des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Rhein-Neckar spricht von einem "bombastischen" Fan-Andrang.

Damian leitet das Hotel direkt am Motodrom, in dem alle 54 Zimmer restlos belegt seien. Zwei weitere Beispiele aus der Hockenheimer Innenstadt zeigen ein ähnliches Bild: Im H+ Hotel waren am Mittwoch nur noch zwei Zimmer für zwei Übernachtungen von Freitag bis Sonntag übrig, zum überwältigenden Preis von 968 Euro.

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"Zu 100 Prozent ausgebucht" ist dagegen das Gasthaus zur Pfalz. Inhaber Oliver Berlinghof berichtet von einer "sehr großen" Nachfrage und setzt noch einen obendrauf: "Hockenheim wäre auch ohne einen Zuschauer voll." Denn die Hotels in der Stadt beherbergen zusätzlich Lieferdienste, Catering-Firmen, Sanitäter und Zeltaufbau-Teams. "Das ist nicht mal mit der DTM vergleichbar", stellt Berlinghof zufrieden fest.

Zusätzlich werden laut Richard Damian etwa 10.000 Camper erwartet. Doch woher plötzlich der große Andrang? "Man merkt: Die Angst, dass es das letzte Mal in Hockenheim ist, steckt in den Köpfen der Leute", erklärt er.

Eine gewichtige Rolle spiele auch Rennfahrer Max Verstappen, die belgisch-niederländische Nachwuchs-Hoffnung in der Königsklasse. Von einem "Holländer-Boom" spricht der Hotelier, der die Innentribüne C am Wochenende bereits in leuchtendes Orange getaucht sieht. Dort sollen knapp 3000 Verstappen-Fans exklusiv Platz nehmen. Insgesamt werden 10.000 Motorsport-Begeisterte aus dem Nachbarland erwartet.

"Das tut uns allen gut", sagt Damian mit Blick über Hockenheim hinaus. Viele Hoteliers berichten ihm die gleiche frohe Botschaft. Das Hotel Krone in Großsachsen an der Bergstraße sei aufgrund der Formel 1 ausgebucht. In der Fuchs’schen Mühle in Weinheim gebe es nur noch ein einziges Zimmer.

In drei Heidelberger Hotels mache man sich noch Sorgen wegen freier Zimmer. Aber: "Beschweren kann sich niemand. Auch Kollegen in Heidelberg haben ihre Zimmer zu höheren Raten angeboten", sagt Damian. Genaue Zahlen aus Heidelberg kann auch Melanie von Görtz nicht liefern. "Noch hat sich zumindest keiner über schlechte Besucherzahlen beklagt", erklärt die örtliche Dehoga-Geschäftsführerin.

Trotz der relativ weiten Entfernung zum Hockenheimring spürt auch die Hotellerie in Sinsheim das Rennwochenende deutlich. Das Hotel Sinsheim - mit seinen 110 Zimmern das mit Abstand größte Hotel im Bereich der 36.000- Einwohner-Stadt - hatte gestern Nachmittag 25 freie Zimmer von Freitag auf Samstag; von Samstag auf Sonntag sei man ausgebucht.

Bei der Nachfrage spiele, wie Kenner des örtlichen Tourismus schätzen, Sinsheims Autobahnnähe eine Rolle, möglicherweise auch die zahlreichen Freizeiteinrichtungen in Sinsheim. Mancher Motorsportfan verbindet offenbar den Hockenheim-Trip mit einem Abstecher in das Technikmuseum oder die Thermen- und Badewelt Sinsheim.

"Dieses Jahr explodiert es noch mal", prognostiziert Damian. Ob der große Fan-Andrang die Wende am Ring einleiten kann, bleibt abzuwarten. Eins steht fest: Auch die Hoteliers der Region würden ihre Formel-1-Stammkundschaft nur zu gern wieder empfangen.

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