Bei Schönau in Straßengraben gerutscht

Busfahrer wollte Jugendliche ermahnen und vergaß die Bremse

Alle Insassen hatten einen Schutzengel und blieben unverletzt - Die Bergung dauerte die ganze Nacht

06.05.2018 UPDATE: 07.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Mit Stahlseilen wurde verhindert, dass der Bus bis zur Bergung noch weiter die Böschung hinabrutscht oder gar umkippt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckarsteinach/Schönau. Die Anzeigetafel leuchtet zwar noch und zeigt "Heidelberg Hbf" an, doch dieses Ziel wird der Bus an diesem Abend nicht mehr erreichen. Stattdessen hängt er nun mit bedrohlicher Schieflage im Straßengraben und droht umzukippen, die Seitenscheiben sind eingeschlagen: Das Bild, das sich den Einsatzkräften am späten Samstagabend an der Landesstraße L535 zwischen dem Schönauer Ortsteil Lindenbach und Neckarsteinach bietet, lässt Schlimmes erahnen. Doch wie durch ein Wunder wurde bei diesem Unfall mit einem Bus der Linie 735 niemand verletzt. Sowohl der Fahrer als auch die vier jungen Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon.

"Wenn solch eine Alarmierung kommt, beginnt man gleich zu denken, denn man weiß nie genau, was einen erwartet", sagt Schönaus Feuerwehrkommandant Hans-Peter Wey. "Bus abgerutscht und droht zu kippen" hieß es am Samstag kurz nach 22 Uhr. "Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie viele Personen im Bus sind", berichtet Wey. "Es hätten ja 50 oder mehr sein können." Als die Einsatzkräfte dann an der Einsatzstelle etwa 800 Meter nach dem Schönauer Ortsausgang kurz vor der "Zuckerkurve" auf Neckarsteinacher Gemarkung eintrafen, war die Erleichterung riesengroß. Denn im Bus waren samt Fahrer nur fünf Personen - und diese waren auch alle ansprechbar. "Da ist uns ein Stein vom Herzen gefallen", schnauft Wey durch.

Doch wieso landete der Bus im Graben? Das war am Samstagabend noch rätselhaft. Klar war nur, dass er nicht sonderlich schnell gewesen sein kann - sonst wären der Bus stärker beschädigt gewesen und die Fahrgäste wohl nicht so glimpflich davongekommen. Am Sonntagmorgen klärte die Polizei dann auf. Wie die Beamten mitteilten, war der Linienbus unterwegs von Schönau in Richtung Neckarsteinach, als der 46-jährige Fahrer die insgesamt vier Fahrgäste im Heckbereich des Busses auf die Einhaltung des Alkoholverbots für Jugendliche aufmerksam machen wollte. Laut Polizei handelte es sich um Heranwachsende aus dem Rhein-Neckar-Kreis.

Woher genau und wie alt diese waren, konnte ein Polizeisprecher am Sonntag auf Nachfrage der RNZ nicht sagen. Fest steht aber, dass die Jugendlichen dem Busfahrer laut Polizei "keinerlei Beachtung schenkten". Daraufhin hielt dieser den Bus an, um nach hinten zu den Jugendlichen zu laufen und diese zu ermahnen. Dabei hatte er jedoch nach den Ermittlungen der Polizei den Bus nicht ausreichend gegen Wegrollen gesichert. "Er hat vergessen, die Feststellbremse zu aktivieren", so der Polizeisprecher. "Diese ist vergleichbar mit der Handbremse beim Auto." Noch bevor der Busfahrer eingreifen konnte, rollte der Bus die Böschung neben der Fahrbahn hinunter und blieb stecken.

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Die Fahrgäste blieben wohl auch deshalb unverletzt, weil der Bus langsam rollte und sie sich so auf das Abrutschen "vorbereiten" konnten. Nachdem die Insassen über die Seitenscheiben mit Leitern ins Freie gebracht waren, musste der Bus gesichert werden. "Sonst hätte er umkippen können", so Wey, der sich mit seinem Neckarsteinacher Kollegen Sven Schmitt die Einsatzleitung teilte. Im Einsatz waren zudem die Wehren aus Altneudorf, Neckargemünd, Darsberg, Grein und Neckarhausen, sodass in der Spitze fast 100 Feuerwehrleute vor Ort waren.

Mit Stahlseilen wurde der Bus an der Front und am Heck fixiert, sodass er nicht weiter abrutschte. Da er nicht zurück auf die Straße gezogen werden konnte, forderte die Polizei einen Kran zur Bergung an. Dieser traf schließlich gegen 4 Uhr ein. Nach etwa einer Stunde stand der Bus auf dem Abschleppwagen. Am Bus entstand nach Angaben der Polizei ein Schaden von 5000 Euro. Erst gegen 6 Uhr wurde die Vollsperrung der L 535 aufgehoben.

Für die Schönauer Wehr war es übrigens der zweite Einsatz in zwei Tagen. Erst am Freitag war es wenige Hundert Meter von der Bus-Einsatzstelle entfernt zu einem Zusammenstoß zweier Autos gekommen, bei dem zwei Personen schwer verletzt wurden. "Wir hatten jetzt so lange Ruhe", sagt Kommandant Wey. "Und dann kam es jetzt gleich so heftig."

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