Sexuelle Belästigungen im Miramar Weinheim

Angefasst, begrapscht, gebissen

Acht Vorfälle mit Kindern und Jugendlichen in einem Jahr - Sechs Mal Täter gefasst - Bad reagiert mit Mitarbeiterschulung

14.03.2018 UPDATE: 15.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Das "Miramar" will auch seine Kameras auf den neuesten Stand der Technik bringen. Damit werden die Rutschen, der Eingangsbereich und die Kabinen-Gänge überwacht. Nicht jedoch der Bade- und Saunabereich. Hier sind Aufnahmen nicht erlaubt. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Vorfälle haben weit über die Region hinaus für Aufsehen gesorgt: Innerhalb der letzten zwölf Monate waren im Weinheimer Freizeitbad "Miramar" acht mal Kinder und Jugendliche sexuell belästigt worden. Jetzt reagierte die Bäder-Leitung. Für den 20. März ist eine Schulung für alle Bade-Aufseher durch die Polizei angesetzt. Außerdem will das Bad bereits vorhandene Kameras durch modernere Geräte ersetzen und das Aufsichtspersonal leicht verstärken. Dieses solle zudem mehr Präsenz im Bad zeigen, so Betriebsleiter Christian Bierth.

"Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter", betont er. Dennoch war das Bad nach dem vorletzten Vorfall dieser Art in die Diskussion geraten: Ein Unbekannter hatte am letzten Februar-Wochenende in einem Außenbecken einem zehnjährigen Mädchen zunächst an den Unterleib gefasst. Später soll er sich vor dem Kind entblößt haben. Auf Anfrage teilte ein Polizeisprecher damals mit, dass sich im Vorjahreszeitraum bereits sechs weitere, ähnliche Vorfälle ereignet hatten. Als dann auch noch am Abend des 5. März ein 36-Jähriger vor zwei 14-jährigen Mädchen onanierte, war der Skandal perfekt.

Auf weitere Medienanfragen gaben Polizei und Staatsanwaltschaft Daten zu allen acht Vorfällen bekannt. Es ist eine lange und unerfreuliche Liste: In sieben der acht Fälle hatten die mutmaßlichen Täter Kinder und Jugendliche angefasst oder sich vor diesen präsentiert - ein Mädchen soll sogar in den Po gebissen worden sein.

In sechs Fällen konnte die Polizei die mutmaßlichen Täter schnappen. Der eingangs geschilderte Fall mit dem zehnjährigen Mädchen gehört nicht dazu. Fünf mal handelte es sich um erwachsene Männer - Deutsche, größtenteils mittleren Alters. Zu einem Vorfall, der sich im Juni 2017 abspielte, gibt es sechs Tatverdächtige mit Migrationshintergrund: Jugendliche Nachwuchsfußballer aus Darmstadt sollen ihre Rutschenfahrt gestoppt haben, um eine Blockade zu errichten und Mädchen zu begrapschen.

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Was geschah mit den Tatverdächtigen? In zwei Fällen ermitteln noch Polizei oder Staatsanwaltschaft. Zwei mal wurden Strafbefehle erlassen, die Täter müssen 30 beziehungsweise 100 Tagessätze zahlen. Der 50 Jahre alte Koblenzer, der unter anderem ein Kind gebissen haben soll, muss sich vor dem Landgericht in Mannheim verantworten. Ihm werden weitere Straftaten zur Last gelegt. Der Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Die sechs Jugendfußballer werden sich in Hessen verantworten, da bei Jugendlichen das Wohnortprinzip gilt. Für Polizei und Staatsanwaltschaft handelt es sich bei sieben der acht Vorfälle um Kindesmissbrauch, da die Opfer unter 14 Jahre alt waren. Schwerer Kindesmissbrauch - sprich: Vergewaltigung - liegt in keinem Fall vor.

Das Polizeipräsidium Mannheim hat in einer schriftlichen Stellungnahme betont, die Öffentlichkeit nicht über jeden derartigen Fall informieren zu können. Zum einen erhoffen sich die Ermittler davon nicht unbedingt neue Erkenntnisse. Zum anderen konkurriere das Öffentlichkeitsinteresse massiv mit dem Opferschutz. Auch die Leitung des Miramar wehrt sich: "Unsere Bademeister reagieren sofort, wenn sie angesprochen werden", so Bierth. "Als das zehnjährige Kind am 25. Februar belästigt wurde, haben wir alles stehen und liegen lassen, um den Mann zu finden."

Das Bad überwache den Eingang, die Kasse, die Gänge zu den Umkleiden sowie die Rutschen mit Kameras. Im Bade- und Saunabereich sei dies nicht zulässig. Die Badebecken werden von einem zentralen Posten beobachtet. Weitere Anlaufstellen befinden laut Bierth im Wellenbad, am Eingang des Sauna-Bereichs und in der Therme. Zudem sollen die Bademeister - etwa 20 Prozent von ihnen sind Frauen - alle zehn bis bis 20 Minuten Präsenz zeigen. Welche Rechte das Personal hat und wie es deeskalieren kann, will die Polizei am 20. März vor etwa 30 "Miramar"-Beschäftigten erläutern.

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