Schwimmbad wird geschlossen
Fehlende Finanzen führen zur Schließung des Bads im Kinderheim St. Kilian - Für Ersatz ist gesorgt

Das marode Gebäude des Kinder- und Jugendheims St. Kilian, in dem sich das heimeigene Schwimmbad befindet, muss abgerissen werden. Foto: Andreas Hanel
Von Andreas Hanel
Walldürn. Die allgemeine Welle der Schwimmbadschließungen hat nun auch das Kinder- und Jugendheim St. Kilian in Walldürn erreicht, an dem etwa 60 junge Menschen mit Entwicklungs- und Verhaltensstörungen unter anderem durch regelmäßig stattfindendes Gruppenschwimmen betreut und gefördert werden. Für eine Renovierung des maroden Bauwerks, in dem sich das Schwimmbad befindet, fehlen die Gelder. Nun muss es am morgigen Donnerstag geschlossen werden.
Der Schließung sei ein längerer Entscheidungsprozess vorausgegangen, berichtet Iris Hellmuth-Gurka, ihres Zeichens seit eineinhalb Jahren Direktorin und Heimleiterin in St. Kilian. "Das Schwimmbad ist seit zehn Jahren marode. Es müsste dringend saniert werden", schildert sie den desaströsen Zustand der heimeigenen Badeanstalt. Zu dem gleichen Ergebnis kam ebenso ein Gutachten, das man Ende des vergangenen Jahres einholte.
Über die Entwicklung der Maßnahmen am Schwimmbadgebäude informiert die Direktorin weiter: "Es wurde immer wieder etwas gemacht, aber nicht ausreichend. Nun müssten wir für den Erhalt viel Geld investieren" - 1,4 Millionen Euro, um genau zu sein. So viel Geld kann das Heim schlichtweg nicht aufbringen.
Die Krux dabei ist, dass sich das Heim in privater Trägerschaft befindet und sich somit selbstständig finanzieren muss - Subventionen aus öffentlichen Geldern gibt es keine. Die finanziellen Konsequenzen manifestieren sich nun in der morgigen Schließung des Schwimmbadgebäudes.
Auch interessant
Die Leidtragenden sind neben den Teilnehmern eines Kurses für Babyschwimmen sowie den Mitgliedern der Rheuma-Liga BW, die das Schwimmbad mitbenutzen, vor allem diejenigen, die im Heim betreut werden und für die das zweimal in der Woche stattfindende Gruppenschwimmen im Schwimmbad des Kinderhauses eine therapeutische Maßnahme bedeutet. "Alle haben hier ihr Päckchen zu tragen - da ist es nur logisch, dass sie mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet sind", charakterisiert die Heimleiterin ihre Schützlinge. Das Päckchen, das ihnen aufgebürdet ist, bedeutet konkret: Entwicklungs- und Verhaltensstörungen sowie funktionale Schwächen mit teilweise massiven Schulschwierigkeiten.
Im Walldürner Kinder- und Jugendheim wird ihnen geholfen: Schwächen werden geschwächt, Stärken gestärkt, um den jungen Menschen eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Übergeordnete Ziele sind dabei die Rückführung in ihre Familie sowie die Verselbstständigung der jungen Menschen.
Zum Erreichen dieser Ziele trägt das Gruppenschwimmen einen nicht unwesentlichen Anteil bei. "Das Schulschwimmen bietet einen anderen Zugang, das Element Wasser baut Vertrauen auf. Durch die Bewegung im Wasser lernen die jungen Menschen Selbstwirksamkeit und sich selbst zu spüren", erläutert Hellmuth-Gurka die pädagogischen Ziele des Schwimmunterrichts.
Doch für einen Schwimmbadersatz ist bereits gesorgt: Man sei mit der Stadt Walldürn übereingekommen, dass man die öffentlichen Schwimmbäder in Walldürn und in Höpfingen nutzen könne, so die Direktorin. Auch das Babyschwimmen und die Wassergymnastik der Rheuma-Liga BW seien schon anderweitig untergekommen.
Das weitere Schicksal der frei werdenden Fläche des Schwimmbadgebäudes sei indes noch ungewiss; über deren weitere Nutzung werde man noch entscheiden.



