TSG 1899 Hoffenheim

Katz-und-Maus-Spiel mit den "Wölfen"

Die TSG 1899 Hoffenheim schlägt einen erschreckend schwachen VfL Wolfsburg 3:0 - Rekordsieg für Julian Nagelsmann

11.03.2018 UPDATE: 12.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Der ehemalige Hoffenheimer Torwart Koen Casteels (l.) muss zuschauen, wie Serge Gnabry (vorne) den Ball zum 2:0 ins Netz der Wolfsburger befördert. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Nach der Pressekonferenz standen Julian Nagelsmann und Bruno Labbadia am frühen Samstagabend noch erstaunlich lange beieinander. Labbadia, gebürtiger Darmstädter, hatte viel Redebedarf. Hoffenheims Trainer war in erster Linie aufmerksamer Zuhörer. Gerade war der 52-jährige Hesse, der den VfL Wolfsburg vor dem Bundesliga-Abstieg bewahren soll, mit seinem Team sang- und klanglos 0:3 (0:1) bei den Kraichgauern untergegangen.

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Hatte Zeit für Bewegungsübungen. Ihm war langweilig.

Akpoguma: Löste seine Abwehr-Aufgabe unaufgeregt.

Vogt: "Wir standen kompakt", meinte der Kapitän. Das galt auch für ihn.

Hübner: Musste an diesem Tag nicht

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Einzelkritik

Baumann: Hatte Zeit für Bewegungsübungen. Ihm war langweilig.

Akpoguma: Löste seine Abwehr-Aufgabe unaufgeregt.

Vogt: "Wir standen kompakt", meinte der Kapitän. Das galt auch für ihn.

Hübner: Musste an diesem Tag nicht über sich hinauswachsen.

Kaderabek: "Er rennt auch noch, wenn er nicht mehr kann", sagte Nagelsmann. Gut so.

Schulz: Torschütze und stärkster Hoffenheimer.

Grillitsch: Bereitete den Führungstreffer vor. Eine gute Partie des Österreichers.

Rupp: Fiel nicht auf, fiel im Vergleich zu den Kollegen auch nicht ab.

Geiger: Musste angeschlagen noch vor der Pause raus. Bis dahin war es okay.

Kramaric: Hätte zum siebten Mal im sechsten Spiel treffen müssen. Ärgerlich, aber kein Beinbruch.

Gnabry: Gemeinsam mit Schulz am Auffälligsten und eiskalter Vollstrecker zum 3:0.

Polanski: Kam für Geiger und hatte gleich ein zerfetztes Trikot. Wie immer kämpferisch. Sah die Gelbe Karte. Der bald 32-Jährige wird nicht mehr allzu viele Spiele für die TSG bestreiten.

Uth: Wieder nur Bankdrücker. "Ich habe heute nicht viel zu sagen", meinte der zukünftige Schalker. Tut sich schwer mit der Reservistenrolle.

Amiri: Leidensgenosse von Uth mit Kurzeinsatz. Das macht ihm keinen Spaß. awi

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"Haben Sie schon einmal so eine schlechte Mannschaft gesehen", fragte Gerd Doll (63) fassungslos den RNZ-Berichterstatter in der Pause. Die lokale Trainerlegende, ein Mann der klaren Worte, konnte es kaum fassen, was anerkanntermaßen feine VfL-Fußballer wie Malli, Mehmedi und Didavi bis zum Halbzeitpfiff des guten Schiedsrichters Manuel Gräfe aus Berlin auf dem Rasen der Rhein-Neckar-Arena dargeboten hatten. "Es ist nicht so lustig, nach so einem Spiel, wie wir es gemacht haben, Rede und Antwort zu stehen", hatte Labbadia sein offizielles Statement begonnen. Es gab keinen einzigen Anwesenden im Stadionbauch, der den Ex-Torjäger nicht allzu gut verstehen konnte.

Den Hoffenheimern konnte all das ziemlich schnuppe sein. Nach dem 2:0-Erfolg in Augsburg legten Nagelsmanns Profis nach und mischen im Kampf um die internationalen Plätze kräftig mit. Der glänzend aufgelegte Nico Schulz (18. Minute), Serge Gnabry (77.) und Wolfsburgs Guilavogui (80.) passenderweise mit einem Eigentor sorgten für den 33. Bundesligasieg von Nagelsmann als "Hoffe"-Coach - eine neue Bestmarke.

Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gab, dann war es die Tatsache, dass die TSGler nur mit einem knappen 1:0-Vorsprung nach 45 Minuten in die Kabine gingen. Chancen, die Kicker des VW-Klubs durch den Wolf zu drehen, waren in Hülle und Fülle vorhanden (siehe Spielfilm). "Die erste Halbzeit war überragend von uns, die beste in der Rückrunde. Leider stand es nur 1:0", meinte Außenbahn-Dampfmacher Pavel Kaderabek. Dem Tschechen war nicht zu widersprechen, "Hoffe" spielte Katz und Maus mit den "Wölfen". Die Angestellten des Gegners haben augenscheinlich nicht verstanden, was Abstiegskampf bedeutet und kamen den Hoffenheimern in dieser Verfassung gerade recht.

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Kaderabek und Schulz bekamen von ihrem Chef ein Extra-Lob. "Ein Mentalitätstier", charakterisierte Nagelsmann den Erstgenannten und meinte über den ehemaligen Gladbacher Schulz: "Er hat extreme Qualitäten, was seine Athletik angeht und ein unglaubliches Tempo." Kaderabek wie Schulz wussten nur zu gut, dass am kommenden Wochenende ein ganz anderes sportliches Kaliber auf sie und ihre Kollegen wartet. Im Gladbacher Borussia-Park steht ein heißes Tänzchen für den Tabellensiebten bevor, auch und gerade weil der Rautenklub zuletzt geschwächelt hat und siegen muss, um mit 1899 gleich zu ziehen. "Ein Sechs-Punkte-Spiel", sagte Kaderabek. "Kein Sechs-Punkte-Spiel", setzte Nagelsmann dagegen, "aber ein wichtiges Spiel." Die beiden werden sich nach dem angenehmen Fußball-Nachmittag darüber nicht zerstritten haben ...

Die Stimmung war übrigens von Beginn an hervorragend. Nach den Pfiffen gegen Freiburg zeigte sich die Südkurve ausgesprochen sangesfroh und riss so auch die übrige Kundschaft mit. "Sehr gut" - Kaderabek vergab für die Leistung der Anhänger die Höchstnote.

Nagelsmann freute sich derweil auf den nächsten Plausch mit einem Trainerkollegen. Auf Gladbachs Dieter Hecking hält er große Stücke. "Einer der genialsten Typen", lässt er sich nicht davon beirren, dass Hecking derzeit schwere Zeiten am Niederrhein durchlebt. Genau wie Bruno Labbadia, der mehr als nachdenklich von dannen zog.

Doch um die Frage von Gerd Doll zu beantworten: Ja, es gibt mit Mainz, Hamburg und Köln genauso schlechte Mannschaften wie die des VfL. Was ein Glück für Wolfsburg - und für Labbadia.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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