Das satte Übernachtungs-Plus hat einen kleinen Haken
Die Übernachtungszahlen in den Hotels und Pensionen im Kreis sind im Jahr 2017 deutlich gestiegen - Ständige Erneuerung gefragt

Gut belegt waren die Gästebetten in der Region im letzten Jahr: 529 000 Übernachtungen weist die Statistik für die Beherbergungsbetriebe im Neckar-Odenwald-Kreis aus - ein sattes Plus von sieben Prozent, das aber offenbar relativiert werden muss . Archiv-Foto: Schattauer
Von Heiko Schattauer
Neckar-Odenwald-Kreis. Wenn es um wirtschaftliche Kennzahlen oder Vergleichsstatistiken aus dem Land geht, ist der Neckar-Odenwald-Kreis in aller Regel nicht in den oberen Tabellenregionen zu finden. Umso erfreulicher, dass die Region in Sachen Übernachtungszahlen eine deutlich bessere Bilanz ausweist als das der Landesschnitt vermuten lassen würde. 529.000 Übernachtungen wurden im letzten Jahr in den Hotels, Gasthöfen und Pensionen im Neckar-Odenwald-Kreis registriert, das sind satte sieben Prozent mehr als 2016. Das Plus von 1,7 Prozent, das der baden-württembergische Tourismus mit 52,9 Millionen Übernachtungen verzeichnen konnte, toppt man in der Region diesmal also ebenso locker wie deutlich.
Der stattliche Zuwachs an Nächtigungen im Kreis und das achte Rekordjahr in Folge im Ländle sind durchaus als Belege für den allgemeinen Trend zum (Kurz-)Urlaub in heimischen Gefilden zu werten. "Heimische Hotels und Pensionen erleben seit mehreren Jahren einen kleinen Boom", erklärt der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Burkhard Siebert. Seine Einschätzung stützen die neuesten Beherbergungszahlen des Statistischen Landesamts. Von den hohen Gäste-Zahlen profitierten Sieberts Ansicht nach auch Gaststätten, Restaurants und Biergärten. "Dass Besucher gern zu uns kommen, ist aber auch das Verdienst der Mitarbeiter in der Hotellerie und Gastronomie. Sie machen den regionalen Tourismus zu einer Wachstumsbranche", sagt Siebert, dessen Gewerkschaft ob der erfreulichen Zahlen "einen fairen Anteil an den steigenden Umsätzen" fordert. In der laufenden Tarifrunde für das baden-württembergische Gastgewerbe fordert die NGG daher ein Lohn-Plus von monatlich 140 Euro in allen Lohngruppen. Azubis sollen 100 Euro mehr pro Monat bekommen. Die Verhandlungen laufen ...
Die positiven Zahlen des Statistischen Landesamts kann man vor Ort in den Hotelbetrieben durchaus bestätigen. "2017 war ein gutes Jahr", weiß Marcus von Gemmingen vom Hotel Burg Hornberg in Neckarzimmern. Von "angestiegenen Übernachtungszahlen" berichtet auch Johanna Brenner, beim Natur- und Kulturhotel Stumpf in Neunkirchen für Sales & Marketing zuständig. Die allgemein gute wirtschaftliche Lage und der Trend zum Urlaub in Deutschland haben ihrer Einschätzung nach die Positiv-Entwicklung begünstigt. Natürlich müsse man als Hotelbetrieb auch selbst immer wieder aktiv werden, um für (potenzielle) Gäste attraktiv zu bleiben. Bei Stumpf habe man 2017 etwa den Lobbybereich komplett neu gestaltet.
Auf Erneuerung setzt man auch in Mosbach im Hotel "Zum Lamm". Im laufenden Betrieb hat man 2017 einen Teil der Gästezimmer renoviert, auch aktuell ist man modernisierend für die Kundschaft aktiv. Die Übernachtungszahlen des vergangenen Jahres sind für Bernadette Martini daher auch nur schwer vergleichbar. Einen "Aufwärtstrend" hat die Geschäftsführerin des 51-Betten-Hauses aber dennoch ausgemacht, auch wenn sie die Positivzahlen der Statistik relativiert: "Belegung und Umsätze steigen, die Rendite aber nicht." Denn die Personal- und Einkaufskosten steigen laut Martini eben stärker als der Umsatz. "Das ist aber ein allgemeines Problem in der Branche". Die guten Zahlen aus 2017 im Rücken und weitere Renovierungen vor Augen (insgesamt investiert man 600.000 Euro), freut man sich im "Lamm" bereits jetzt auf das Jahr 2019. Dann werden alle Zimmer gleichermaßen modernisiert und das Haus vermutlich ziemlich voll sein. "Dank der Bundesgartenschau in Heilbronn haben wir schon sehr viele Buchungen für 2019 vorliegen", erklärt Bernadette Martini, die in Bezug auf die großen Investitionen nachschiebt: "Das muss man immer wieder machen, sonst bleibt man auf der Strecke."
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Diese Einschätzung bestätigt Tanja Littig vom Hotel "Zum Amtsstüble" in Mosbach. Auch ihr Haus hat 2017 einen Anstieg der Übernachtungszahlen ausgemacht. Aber auch Littig relativiert die dadurch gestiegenen Umsätze, weil etwa eine abermals angehobene Gewerbesteuer einen Teil des vermeintlichen Wachstums wieder auffresse. Investiert hat man für die Zukunft dennoch kräftig: Auch im "Amtsstüble" wurde 2017 ein Gutteil der Zimmer (31 von insgesamt 50 sind inzwischen erneuert) renoviert, rund 300.000 Euro für das Wohlfühlgefühl der Gäste eingesetzt. "Es muss ständig was passieren", erklärt Littig, denn schließlich erwarte der Gast eine Unterkunft, die den Ansprüchen der Zeit gerecht werden kann. Und dementsprechend ist auch für 2018 eine weitere Investition von 250.000 Euro für die Gästezimmer eingeplant.
Wenn die Nachfrage dann (dauerhaft) stimmt, lohnen die Maßnahmen allemal. Nur zufriedene Gäste sind gute Gäste, erst recht in Zeiten, in denen Hotels sich auch über Bewertungen in Internetforen und -portalen definieren und beweisen müssen. Der Trend zum Urlaub im eigenen Land wird den Hotels in der Region auch 2018 zugutekommen. Wer (weiter) gute Noten und ein bleibendes Plus bei den Übernachtungszahlen haben will, wird aber darüber hinaus stetig am eigenen Haus arbeiten müssen.



