Neuer Dorfmittelpunkt nimmt Gestalt an
Auf dem Platz des abgebrannten Hauses soll ein Wohlfühlort entstehen - Wurden Anwohner bei Planung übergangen?

Aktuell wird die freie Fläche gerne als Parkplatz genutzt. Nach der Umgestaltung sollen hier auch Feste stattfinden und der Dorfplatz zum Verweilen einladen. Foto: Jürriens
Neidenstein. (bju) Ein gemütlicher Platz mit Bäumen und Sitzbänken, ein Veranstaltungsort für Festivitäten und dazu noch Parkplätze für Anwohner und Besucher. Die 300 Quadratmeter große Fläche in der Bergstraße 20 hat bei Verwaltung und Gemeinderäten Visionen geweckt, die es so in der bisherigen Amtszeit von Bürgermeister Frank Gobernatz noch nicht gab. Auch weil in der Vergangenheit die Sanierung von Straßen, Kanälen und Infrastrukturmaßnahmen für Energieversorgung und Telekommunikation im Mittelpunkt standen und somit kein Geld für visionäre Pläne da war. Trotz kritischer Haushaltslage möchte die Verwaltung diese Gelegenheit für eine Dorfplatzgestaltung ergreifen, auch weil man jetzt noch mit entsprechenden Zuschüssen rechnen kann.
Ein neuer Dorfmittelpunkt soll im "Unterdorf" entstehen. Und in der Tat scheint der Neubau dieser Platzanlage eine optisch vielversprechende Maßnahme zu werden, wie man den Skizzen von Ines Breiding vom Mosbacher Büro IFK-Ingenieure entnehmen konnte. "Zwei Jahre sind seit dem Brand in der Bergstraße 20 vergangen", blickte Bürgermeister Gobernatz auf die bisherigen erforderlichen Schritte zurück, die von den Verhandlungen mit den Eigentümern über den Kauf des Grundstücks und den Abbruch des Gebäudes bis zur ersten Planungen reichten. Auch mit Blick auf die 700-Jahr-Feier 2019 möchte die Gemeinde hier eine Platzanlage entstehen lassen. Stellplatzmöglichkeiten mit Überdachungen für Pkw sowie für Buden und Stände bei Festen oder Märkten sollen künftig vorhanden sein. Die zwei Entwürfe des Ingenieurbüros unterschieden sich insbesondere in dem Standort der "Carport-Überdachung", der sich in der vom Gremium favorisierten Variante hinten befindet. Ein Satteldach-Giebel öffne sich zum Platz hin und könne als Bühnenüberdach genutzt werden. Auch das bereits vorhandene Sitzbank-Rondell soll saniert und umgebaut werden. "Es gibt sozusagen mit der Kreisform die Gestaltung auf dem Platz vor", so Breiding. Grünbeete an den Längsseiten sollen nämlich bogenförmige Ausschnitte aufweisen.
Aus Sandsteinblöcken mit Holzsitzbankauflagen sollen die Sitzbänke gestaltet werden. Mit vier Säulenhainbuchen erreiche man eine gewisse Geschlossenheit. "Eine Bestuhlung auf der langgestreckten Fläche ist bei Veranstaltungen ebenfalls möglich." Bodenstrahler, Pollerleuchten, Festplatzverteiler als Stromquelle und Wasseranschluss seien ebenfalls berücksichtigt. Auf dem großformatigen Betonpflasterplattenbelag könnten dann auch Marktbuden ihren Platz finden.
Eine kurze Diskussion über die Anzahl der Bäume, die eventuell gerade direkt am Buswartehäuschen oder bei der Einfahrt in die Stellplätze für Probleme sorgen könnten, blieb ohne Ergebnis. Dass diese Variante auch die kostengünstigere ist, freute den Gemeinderat besonders. Auf rund 215.000 Euro beziffern die Mosbacher Ingenieure die Gesamtherstellungskosten. "Mit Geldern aus dem Landessanierungsprogramm und aus dem Ausgleichsstock bleiben rund 117.000 Euro bei der Gemeinde", ergänzte Gobernatz. Der Förderantrag auf Investitionshilfe aus dem Ausgleichsstock sei bis zum 1. Februar befristet. Einstimmig erteilte das Gremium sein Votum für die Antragsstellung und der Weiterverfolgung der Variante "Carport-Überdach hinten".
Kritik gab es von Zuhörer Volker Mayer als direkt Betroffener in diesem Bereich. Aufgrund der Geschäftsordnung durfte er sich in der Fragezeit für die Bürger vor Beginn der Tagesordnungspunkte zu dem aktuellen Thema nicht äußern. Nach der Sitzung bekam er Gelegenheit, mit dem Bürgermeister ein Vier-Augen-Gespräch zu führen. Zuvor verriet er der RNZ, dass er mit dieser Planung unzufrieden sei. "Gerade wenn Veranstaltungen im Artificium oder im Sängerheim sind, ist die Situation zum Parken einfach kritisch. Mehr Parkplätze in diesem Bereich wären für den Altort besser gewesen." Mayer bedauerte, dass die Anwohner ihre Erfahrungen und Ideen nicht miteinbringen konnten, weil "wir einfach nicht gefragt wurden."



