Die Stimmung muss man erleben (plus Fotogalerie)
Schlagerikone Kuhn machte 7000 Festival-Besucher restlos glücklich

Nicht nur wenn Dieter Thomas Kuhn auf den Laufsteg ins Publikum kam, wogten die bunten Massen. Mit seiner Band machte er fast drei Stunden lang Stimmung. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Nein, man muss kein erklärter Fan von Dieter Thomas Kuhn (DTK) und seiner Musik sein. Man muss auch keine Brusthaartoupets, Koteletten, knallbunten Klamotten oder gar kniehohen Plateaustiefeln mögen. Aber man sollte es trotzdem einmal erlebt haben, so ein DTK-Konzert. Denn was dieser Mann und seine Band an Stimmung aufs Konzertgelände zaubern, ist schlicht einmalig: Als Dieter Thomas Kuhn zu den Klängen von "Musik ist Trumpf" am Samstagabend vor seine rund 7000 Fans (Veranstalterangaben) tritt, geht ein Ruck durch die Massen.
Von einer Sekunde auf die andere verwandeln sich die knallbunt gekleideten Wartenden in Feierbiester. Menschen fast jedes Alters singen, tanzen, schunkeln und schwenken Sonnenblumen durch die Luft. "Sag mir quando" macht den Opener - und danach geht’s quer durch DTKs Schlager-Cover-Welt mit Songs von Reinhard Mey, Rio Reiser und vielen anderen.
Michael (52) und Carmen (44) haben nicht zuviel versprochen: Die beiden Mörlenbacher sind jedes Jahr auf mindestens einem DTK-Konzert. "Es war jedes Mal klasse, nur nicht in Mainz", sagt Michael. Ausgerechnet in der Karnevalshochburg am Rhein habe sich niemand kostümieren wollen. Dabei sei es neben der Stimmung doch genau das, was den Reiz der Konzerte ausmacht: "Wir haben auf jedem Konzert etwas anderes an", sagt Carmen. Sie suche sich immer rechtzeitig etwas zum Anziehen aus, denn: "Wenn man zeitlich zu knapp kalkuliert, sind die besten Teile ausverkauft."
Die Beiden stehen zu ihrer DTK-Leidenschaft, "auch wenn in Mörlenbach einige Leute weggeguckt haben, als sie uns heute herumlaufen sahen". Dass Dieter Thomas Kuhn und seine Konzerte auch vom Zusammengehörigkeitsgefühl der Fans leben, wissen auch die Veranstalter. Das Gelände ist schon drei Stunden vor Konzertbeginn geöffnet. "Dann können sich die Leute gegenseitig bewundern und fotografieren", so eine Mitarbeiterin der Konzertagentur DeMi-Promotion.
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Der Star des Abends führt wie gewohnt durchs eigene Programm: mal sentimental, mal schlüpfrig - eben ganz der Mann aus den 1970ern. Als er den Peter-Maffay-Song "Und es war Sommer" ankündigt, wird’s richtig zotig: "Auch ich habe mit 16 Jahren davon geträumt, von einer doppelt so alten Frau verführt zu werden. Aber manche Wünsche relativieren sich im Laufe der Jahre." Das Publikum verzeiht solche Sprüche, es braucht überhaupt wenig Animation. Wie von selbst klatschen, schunkeln oder jubeln die Leute zu den Songs; oft reichen die ersten Takte des Ankündigungstexts. Das Konzert erinnert an Theaterstücke, bei deren Aufführung die Zuschauer wie von selbst mitmachen - und damit zum Teil der Inszenierung werden.
Auf der Bühne lassen DTK und seine Band - zwei Bläser, zwei Gitarristen, ein Drummer sowie je ein Organist und Keyboarder - nicht zuletzt den unvergessenen Udo Jürgens und Schlagerikone Peter Alexander hochleben. Die DTK-Versionen von "Ich war noch niemals in New York" und "In einer kleinen Kneipe" rühren so manchen zu Tränen.
Ebenfalls Songs für die Tränendrüse: "Am Tag als Conny Kramer starb" oder "Schenk mir Liebe ohne Leiden". Aber es geht auch anders: Mit "Über den Wolken" lässt DTK ebenso die Sonnenblumen fliegen wie mit "Mendocino", der ersten Zugabe. Zu "Für Dich und immer für Dich" wird am Bühnenrand ein Feuerwerk gezündet - ehe die Show mit "Tränen lügen nicht" endet. Nicht ganz: Zuletzt heißt es wie zu Beginn: "Musik ist Trumpf".