Ihr Interesse gilt den komponierenden Frauen
Als Sängerin und nicht zuletzt als Gründerin eines Festivals für die Musik von Frauen, mit dem sie zahlreiche Prominenz an den Neckar lockte, drückte sie der Stadt ihren Stempel auf

Roswitha Sperber. Foto: Joe
Von Matthias Roth
Man sieht sie wieder häufiger im Konzert, denn die Musik ist ihr Leben. Auch körperliche Einschränkungen halten sie nicht ab, vom Dilsberg, ihrem langjährigen Domizil, nach Heidelberg zu kommen, in die Stadthalle, den Kunstverein oder ins neue Kulturzentrum TankTurm, wo das KlangForum das einstudiert und aufführt, was der nun 80-Jährigen immer noch besonders am Herzen liegt: die Musik lebender Komponisten.
Roswitha Sperber, die geborene Ludwigshafenerin, hat der Stadt ihres Herzens in früheren Jahren ihren Stempel deutlich aufgedrückt, als Sängerin und nicht zuletzt als Gründerin eines Festivals für die Musik von Frauen (1986), mit dem sie zahlreiche Prominenz an den Neckar lockte und das - seit 1996 unter dem Titel "Gegenwelten-Festival" - bis 2005 jährlich stattfand.
Ihr Einsatz und Interesse galt dabei nicht allein der in den 80er Jahren noch nötigen (Wieder-) Entdeckung und Präsentation von komponierenden Frauen, sondern sehr schnell - und lange vor der politschen Wende - den Künstlerinnen des damaligen "Ostblocks", denen sie häufig erstmals eine Ausreise in den Westen ermöglichte. So brachte sie Sofia Gubaidulina, Galina Ustwolskaja, Ruth Zechlin oder Annette Schlünz nach Heidelberg, gab ihnen Kompositionsaufträge (und damit West-Währung) und Aufführungsmöglichkei-ten.
Sie unterstützte auch Adriana Hölszky oder Violeta Dinescu, die damals gerade im Westen eine neue Heimat gefunden hatten. Mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis schuf sie ein Werkzeug der dringend benötigten direkten Hilfe, das sie zeitweise aus eigener Tasche finanzierte und das gestiftet wurde, um der in Rumänien unter fürchterlichen Umständen lebenden Myriam Marbé 1987 ganz konkret unter die Arme greifen zu können. Erst spät (2008) wurde der Künstlerinnenpreis zum Musikpreis der Stadt Heidelberg. Er wird seither vom städtischen Theater und Orchester verliehen.
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Roswitha Sperbers Engagement und Neugier haben nie nachgelassen, auch wenn es aus gesundheitlichen Gründen stiller um sie geworden ist. Ihren Visionen hat sie bereits 2012 mit einem Buch zum 25-Jahr-Jubiläum des Künstlerinnenpreises im Wunderhornverlag ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt. Möge ihr die Energie zu unverdrossener Aktivität auch weiterhin erhalten bleiben.
Info: Das KlangForum Heidelberg wird sein Herbstkonzerts am 25. November Roswitha Sperber widmen.



