"Marionetten"-Affäre

Xavier Naidoo bezeichnet Songtext als "überzeichnet" und missverständlich

Der 45-Jährige betont, dass er und die "Söhne Mannheims" für eine "offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft" stehen.

09.05.2017 UPDATE: 09.05.2017 16:55 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Xavier Naidoo. Foto: dpa

Mannheim. (dpa) Xavier Naidoo hält den umstrittenen Song "Marionetten" seiner Band Söhne Mannheims für möglicherweise missverständlich. Es handele sich "um eine zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen, also um die Beobachtung bestimmter Stimmungen, Auffassungen und Entwicklungen", schrieb der Musiker am Dienstagmorgen auf Facebook. Diese Beschreibung sei "bewusst überzeichnet". "Das mag missverständlich gewesen sein", räumte Naidoo ein.

Naidoo ist Mit-Autor des umstrittenen Lieds "Marionetten", in dem es über Politiker unter anderem heißt: "Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter." Dies hatte zu massiver Kritik geführt. Am Montagabend hatte sich die Band mit Vertretern der Mannheimer Stadtspitze zusammengesetzt.

 

Der 45-Jährige Musiker betont in dem Statement, er selbst und die Band Söhne Mannheims stünden "für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft, in der viele Kulturen gemeinsam zusammenleben und in der es allen Menschen möglichst gut geht". Dies sei ihm wichtig und dafür lohne es sich, einzustehen. Allerdings hätten momentan "viele Menschen zumindest das Gefühl", dass "sie nicht mehr 'mitgenommen' werden von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik". Das sei gefährlich und könne zu Extremismus führen, der nie gut sei.

Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und die Band hatten am Montagabend ein Gespräch, dass auf Anregung der Band zustande gekommen war. Die Atmosphäre sei offen, intensiv und das Gespräch von großer Ernsthaftigkeit geprägt gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Stadt.

Die Aufforderung zur Erklärung war für die Stadt Mannheim erforderlich, da die Band mit Mannheim verbunden wird, das aktuelle Album mit den hoch kontroversen Texten "MannHeim" heißt und nicht zuletzt vielfältige Verbindungen zwischen Stadt und Band bestanden.

Mit "Marionetten" hätten die Söhne einen Song veröffentlicht, dessen Inhalt in den Medien wie im gesamten politischen Spektrum inklusive der Rechtsextremen nahezu einheitlich bewertet und verstanden werde. "Er wird in Anspruch genommen von Bewegungen wie den Reichsbürgern, die die Existenz unseres Staates verneinen oder solchen, die sich gegen die Werte des Grundgesetzes stellen", heißt es in der Pressemitteilung.

Gegen solche Bewegungen und Haltungen stehe die Stadt Mannheim. Die Mannheimer Erklärung zum Zusammenleben in Vielfalt, die über 200 Institutionen in Mannheim tragen, verweise auf die Grenzen der Toleranz, wenn sich "Einzelne, Gruppen, Institutionen und Strukturen in ihrer Haltung und ihrem Handeln gegen die Werte unseres Grundgesetzes richten". Das gestrige Gespräch sei für die Stadt Mannheim ein Beleg, dass die Söhne Mannheims diese Überzeugung teilen, hieß es.

Vor diesem Hintergrund begrüße die Stadt ausdrücklich die Erklärung der Söhne Mannheims. Sie verdeutliche, dass die Söhne der Inanspruchnahme durch demokratiefeindliche Rechtspopulisten widersprechen und sich zum Grundgesetz und zur Mannheimer Erklärung bekennen.

Auch interessant
Streit um "Marionetten": Söhne Mannheims treffen OB Kurz am heutigen Montag
Wirbel um "Marionetten": Konzert-Übertragung der "Söhne Mannheims" abgesagt (Update)
Weiter Wirbel um "Marionetten": Was ist mit Xavier Naidoo passiert?
Faszination Verschwörungstheorie: ...und die Erde ist eine Scheibe
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.