Ein Erlebnisparcours dank der Zuschauer (plus Fotogalerie)
Cooler SAS-Halbmarathon und noch coolere Zuschauer - Aber ein paar Promis und auch ein paar Zuschauer fehlten

Einzigartige Kulisse: Über die Alte Brücke geht es beim SAS-Halbmarathon schon nach gut zwei Kilometern. Doch nicht nur in der Altstadt werden die Läufer kräftig angefeuert. Traditionell stehen an der letzten Steigung am Schloss-Wolfsbrunnenweg viele Zuschauer. Foto: Priebe
Von Klaus Welzel
Nein, es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, sich das anzutun. Morgens früh aufstehen. Dichtes Gedränge am Start. Bergauf, bergab. Keuchen, Schwitzen. Die Füße tun weh. Ein klitzekleiner Kiesel rutscht dann noch hinter dem Philosophenweg seitlich in den Schuh. Das tut weh am Neuen Weg, wenn es steil bergab geht. Kurzum: eine zweistundenlange Quälerei, bei der man den Puls nahezu an 200 Schläge pro Minute bringt. Blasen an den Zehen, die Knie tun weh. Also, warum sollte sich das ein vernünftiger Mensch antun?
Wegen der Zuschauer. Der Heidelberger Halbmarathon ist nämlich für die meisten der 3500 Teilnehmer in erster Linie kein Sportevent, sondern ein Erlebnisparcours. Es sind die Stimmen, die Rufe, die Tröten, die Trommeln, die Trompeten, es ist der kleine Nachbarsjunge Leopold, der mit seinen vier Jahren am Schloss-Wolfsbrunnenweg gut 50 Meter nebenher rennt. Und die ältere Dame, die mit einer Kuhglocke Stimmung macht. Wunderbar. Es ist die Empathie von Jung und Alt, die die Quälerei nicht nur erträglich macht. Der Lauf wird zum Genuss.
Schon in Neuenheim begegnet mir Theresia Bauer. Nicht etwa, weil die grüne Wissenschaftsministerin falsch gelaufen wäre, sondern weil sich dort die Strecke auf gut 150 Meter kreuzt. Die 2,5 Stunden sieht man ihr da noch nicht an, aber die Lunge ist schon eifrig in Pumpfunktion. Stadtsprecher Achim Fischer wiederum ward nur vor dem Start und später am Ziel gesehen: 1:50. Sein Weinheimer Kollege Roland Kern bringt es auf 2:21.

Klaus Welzel am Schloss-Wolfsbrunnenweg. Foto: v
"Promis" sieht man in diesem Jahr wenige unter den Läufern. Oberbürgermeister Eckart Würzner, eigentlich immer dabei, fuhr mit einer kleinen Delegation der Stadt ins französische Gurs, wo der Deportation der Juden aus Baden vor 77 Jahren gedacht wurde. Auch Cornelius Meister, das Dirigenten-Genie - ansonsten unter den Topläufern -, zog es ins Ausland; er gab am Wochenende in Zürich den "Werther" von Jules Massenet. Ebenso fehlte HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele auf der Starterliste, und, und, und.
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Gefehlt haben auch ein paar Zuschauer. Die Reihen waren - vermutlich wegen des langen Maiwochenendes - streckenweise deutlich gelichtet. Dort aber, wo die Menschen standen, war die Stimmung umso schöner. Alleine die Anfeuerungsrufe am Fuße des Mausbachwegs, wo es kurz oberhalb des Stifts Neuburg wieder steil bergan geht - das trägt die nächsten 400 Meter. Und dort standen die Nächsten mit Wasser und Isogetränken. Was will man mehr?
Richtig: Eine Ehefrau, die einen anfeuernd, anspornend die letzte Steigung im Flug nehmen lässt. Na gut: Vielleicht nicht im Flug, aber beflügelt. So geht es in Richtung Schloss. Den Kollegen Benjamin Auber (1:59) im Rücken, gefolgt von Christoph Moll (2:06) und Katharina Eppert (2:08). Wir alle treffen uns im Ziel (nach einem kleinen, aber doch sehr sportlichen Endspurt) und regeln uns hechelnd wieder ein.
Die Sonne scheint immer noch. Der kühle, angenehme Wind vertreibt das Rot aus unseren Gesichtern. Es war ein Superlauf (der für mich mit 1:57 endete). Und weil das Gefühl abhängig macht, von so vielen Menschen über die Strecke bis zum Ziel getragen zu werden, ist völlig klar: Nächstes Jahr geht es wieder an den Start. Dieser Halbmarathon macht süchtig - vor allem wegen der Zuschauer.













































