Heidelberger Halbmarathon

Uhrig siegt mit fabelhafter Bestzeit (plus Fotogalerie)

Zum ersten Mal gewinnt der Weinheimer in Heidelberg - Die Frankfurterin Anna Herzberg ist erneut schnellste Frau

01.05.2017 UPDATE: 02.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Sieger Jochen Uhrig, der den Streckenrekord verbesserte. Fotos: vaf

Von Christoph Ziemer

Heidelberg. In ihrem richtigen Leben stellt Anna Herzberg für die Deutsche Bahn Sicherheitspersonal ein und verhandelt mit Lieferanten. Wenig verhandlungsbereit zeigte sie sich allerdings auf der Heidelberger Laufstrecke. Denn wie schon im Vorjahr machte die 29-jährige Frankfurterin auch diesmal kurzen Prozess mit ihren Gegnerinnen.

Ganz so einfach wie im Vorjahr konnte Herzberg aber nicht zum Sieg laufen. Ganze acht Sekunden Vorsprung hatte sie im Ziel, mit ihrer Zeit von 1:25:26 Stunden konnte sie aber bestens leben. "Ich bin froh, dass ich hier gesund durchlaufen konnte", freute sich die Siegerin, die lange mit einer Stressfraktur im linken Fersenbereich zu kämpfen hatte. Stress hatte sie am Sonntag vor allem bergab.

"Das ist meine Schwäche", gab die Siegerin zu, die zwischenzeitlich sogar von Lena Berg eingeholt wurde. Die 29-Jährige vom TSV Schriesheim, die in der Heidelberger Altstadt wohnt, kennt vor ihrer Haustür jeden Winkel. "Dass ich sie beim Runterlaufen kurzzeitig überholt habe, war vielleicht taktisch etwas unklug", sagte die Ärztin. Zu gerne hätte sie vor ihren Arbeitskollegen, die an der Strecke mitfieberten, gewonnen: "Aber ich bin ja noch jung. Der Druck ist für mich hier schon enorm, aber in der Heimat zu laufen, motiviert natürlich auch sehr."

Trocken, kühl und sonnig war es am Sonntag - perfekte Laufbedingungen für einen neuen Streckenrekord. Mit der Fabelzeit von 1:12:45 Stunden holte ihn sich der Weinheimer Jochen Uhrig (hier das Interview mit dem Sieger). Zum vierten Mal war der 33-Jährige am Start, zweimal war er schon Dritter gewesen. Nun schlug der ehemalige Triathlet richtig zu. Premierensieg und Streckenrekord - das hatte der Betriebswirtschaftler selbst nicht erwartet. "Ich bin heute relativ schnell in den Philosophenweg rein", sagte Uhrig, der von seiner Rekordjagd erst im Ziel erfahren hatte (siehe Interview unten).

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Sehr zum Leidwesen von Holger Freudenberger. Denn der 40-jährige Gemeinschaftskundelehrer aus Eppingen war beim 36. SAS Halbmarathon ebenfalls flott unterwegs. Mit seiner Zeit von 1:14:51 Stunden war er aber chancenlos gegen Jochen Uhrig. "Der Rückenwind war angenehm am Ende", fand Freudenberger, der bei seinem Sieg vor sechs Jahren sogar über eine Minute schneller gelaufen war: "Damals war ich fitter. Ich bin aber sehr zufrieden, der Platz ist mir wichtiger als die Zeit."

Das dürfte auch für Issac Kibrom gelten. Der Vorjahressieger aus Eritrea leidet immer noch an Knieschmerzen. Seit drei Wochen habe er nicht richtig trainieren können, sagte Kibrom, der sich gerade auf den Mannheimer Marathon vorbereitet: "Wenn ich fit bin, ist das alles kein Problem."

Mathias Pfähler (43) nutzte den Halbmarathon ebenso als Vorbereitung für die Triathlonsaison, mit Rang 14 war der ehemalige Heidelberg-Sieger durchaus zufrieden: "Das Laufwetter war ideal. Ich wusste, dass da viele jüngere und topmotivierte Läufer am Start sind. Die haben bei den hohen Geschwindigkeiten am Anfang Vorteile."

Den Henkel Team-Lauf durch die Altstadt gewann Kathrin Halter nach 11:30 Minuten zum dritten Mal in Folge. Die 20-Jährige, die mit dem EngelhornSports-Team trainiert, hat noch Hüftschmerzen, im Mai bestreitet sie einen Testwettkampf für die Triathlon-Bundesliga.

Bei den Herren war Seriensieger Frederic Giloy nicht zu stoppen. "Zum fünften Mal, wie die Bayern", grinste der 25-Jährige, der für seinen Sieg exakt 10 Minuten benötigte: "Heidelberg ist immer ein Highlight, so viele Zuschauer haben wir als Bahnläufer nie." Gleich beim Start war Giloy der Konkurrenz enteilt, denn auf einen Schlusssprint wollte es der lange an der Ferse verletzte Seriensieger nicht ankommen lassen. Schnellste Schule beim Altstadtlauf war das Heidelberg College.

Info: Alle Ergebnisse www.sashalbmarathon.tsg78-hd.de

Hintergrund

Geschichten rund um den Heidelberger Halbmarathon

> Zeichen für den Frieden: Samalya Schäfer lief mit einer Fackel los. Der Berliner, der 2013 schon mal auf den zweiten Platz gelaufen war, gehörte zu einer Gruppe von 36 "Peace

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> Zeichen für den Frieden: Samalya Schäfer lief mit einer Fackel los. Der Berliner, der 2013 schon mal auf den zweiten Platz gelaufen war, gehörte zu einer Gruppe von 36 "Peace Runnern" aus zehn verschiedenen Ländern. "Wir wollten damit ein Zeichen für den Frieden setzen", sagte er. In diesem Jahr feiert der Peace Run sein 30. Jubiläum. Der Inder Sri Chinmoy hatte die Idee 1987 geboren. Seitdem habe das Weiterreichen einer Fackel Millionen von Menschen in über 155 Ländern über die Grenzen von Nationalität, Kultur, Religion, Hautfarbe und Weltanschauung hinweg im Geist der Freundschaft und des Friedens miteinander verbunden. "Die Fackel, die wir dabei und immer weitergereicht haben, war sogar schon mal auf dem Kilimandscharo", erklärte die Heidelberger Koordinatorin Vasanti Niemz. "Die Zuschauer haben gespürt, dass es damit etwas Besonderes auf sich hat", genoss Samalya Schäfer den ersten Kilometer mit der Fackel, "es gab tolle Emotionen und Reaktionen."

> Beifall für die Radfahrer: Laura Geiger war ganz schön ins Schwitzen gekommen. Dabei erlebte die Vorjahresneunte der TSG Heidelberg den Halbmarathon diesmal aus einer anderen Perspektive. Weil sie wegen einer Verletzung pausieren muss, erklärte sie sich bereit, die schnellste Frau mit dem Fahrrad zu begleiten. "Die Stimmung auf der Strecke war toll", sagte sie, "selbst als Radler wird man beklatscht." Geiger steigt auch in ihrer Freizeit oft in den Sattel. "Ohne Training wäre für mich der Philosophenweg nicht ohne gewesen." Und was sollen da erst die Läufer sagen? Geiger hat den Ausflug genossen. "Es war sehr spannend, ganz vorne live dabei zu sein und die Führungswechsel zu erleben", sagte sie, "aber im nächsten Jahr will ich doch lieber wieder selbst laufen."

> Erst getroffen, dann gerannt: Weil er zwei, drei Meter dem Führungsrad folgte und auf dem Uniplatz zu spät abbog, musste Julius Kretzer Joel Dahner knapp vorbeiziehen lassen. Die Jungs nahmen den knappen Rennausgang sportlich. Beide Bambini sind Fußballspieler. Kretzer im Mittelfeld beim TSV Handschuhsheim, Dahner ist Stürmer bei der SG Wiesenbach. Für den Drittklässler aus Gaiberg war’s ein rundum gelungenes Wochenende. Einen Tag vor seinem Endspurt-Sieg auf dem Heidelberger Uniplatz, hatte er neun Tore für sein Fußballteam bei einem Turnier in Neckarsteinach erzielt.

> Zeit wichtiger als Platzierung: Keine schlimmeren Verletzungen wurden der TSG 78 von den Ärzten und Sanitätern gemeldet - von den üblichen Kreislaufgeschichten und Verstauchungen abgesehen. Mit 20 Grad war es ein klein wenig zu warm. Optimal seien zwischen 16 und 18 Grad, erklärte Streckenarzt und Kardiologe Dr. Mohammed Natour. "Das Problem ist, dass die Läufer zu sehr schwitzen und zu wenig trinken." Eine leichtere Blessur erlitt Julia Bongiovanni, die trotz ihres Sturzes am Kornmarkt als Dritte ins Ziel kam. "In der Kurve hat es mich hingelegt", sagte sie. Dabei hatte sie beim Bergablaufen Vorsicht walten lassen. "Seit ich Kinder habe, bin ich verantwortungsbewusster", erklärte die Anästhesistin, die gegenüber 2016 einen Platz einbüßte, obwohl sie zwei Minuten schneller war als im Vorjahr. "Ich bin dennoch super zufrieden", sagte sie, "uns Läufern geht es mehr um die Zeit als um die Platzierung." ber

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