Chaos pur nach Sturm und Regen in weiten Teilen der Region

Besonders hart traf es den östlichen Rhein-Neckar-Kreis und erneut den Neckar-Odenwald-Kreis

30.05.2016 UPDATE: 31.05.2016 06:00 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden

Land unter hieß es gestern fast überall entlang des Neckars, wie hier in Hirschhorn. Foto: Biener-Drews

Rhein-Neckar-Odenwald. (RNZ) Auch wenn es nicht ganz so schlimm war wie weiter südlich im Land: Die Unwetter, die in der Nacht zum Montag zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit den Neckar-Odenwald-Kreis und weite Teile des Rhein-Neckar-Kreises heimsuchten, waren heftig und sorgten in manchen Gemeinden für absolutes Chaos. Die gute Nachricht dabei: Zumindest so weit bis gestern überschaubar, kamen in der Region keine Menschen zu Schaden.

> Im Neckar-Odenwald-Kreis sorgte der anhaltende Starkregen insbesondere in Billigheim und Elztal für Überschwemmungen. Immense Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen hinterließen ein Bild der Verwüstung. Mehrere Autos wurden mitgerissen und mit Pflastersteinen, Ästen oder Mülltonnen durch die Gassen gespült. "Für viele Betroffene war das noch schlimmer als das Jahrhunderthochwasser von 1993", berichtete Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr aus Billigheim, wo neben dem Hauptort vor allem auch die Ortsteile Allfeld und Sulzbach von Überschwemmungen und Hochwasser getroffen wurden.

Auch in der Nachbargemeinde Elztal waren Straßenzüge zum Teil völlig überflutet, zahlreiche Keller liefen mit Schlamm und Wasser voll. Rund 400 Feuerwehrleute, 60 THW-Helfer und zwei Dutzend DRK-Kräfte waren laut Kirschenlohr im Einsatz, etliche davon hatten bereits am Samstagabend mit den Folgen des Unwetters in Schollbrunn und Neckargerach kämpfen müssen. - Rechtzeitig vor dem rasant steigenden Neckar in Sicherheit bringen konnte man sich an den Campingplätzen in Binau und Neckarzimmern dank eilig organisierter Räumungsaktionen in aller Frühe.

> In Bammental versank durch den Starkregen der Ortskern am frühen Morgen in den Fluten. Und das, obwohl im letzten Jahr ein neues Regenrückhaltebecken eingeweiht wurde, das genau dies verhindern sollte. Dieses funktionierte auch. Doch das Problem war, dass das noch durchfließende Wasser so viel Geröll, Äste und Grünschnitt mitriss, dass der Rechen vor der Verdolung verstopfte und das Wasser darüber auf die Straße schoss. Von dort lief es den Berg hinunter in den Ortskern, wo es teilweise bis zu anderthalb Meter hoch stand. Sieben Feuerwehren aus der Region kämpften mit 130 Einsatzkräften gegen die Wassermassen, pumpten vollgelaufene Keller aus und reinigten die Straße. "Es war katastrophal", meinte Feuerwehrkommandant Timo Winkelbauer. Das Wasser kam gleichzeitig auch noch an einer anderen Stelle den Hang hinunter. Die Einsatzkräfte waren zunächst machtlos und mussten sich darauf konzentrieren, Häuser zu schützen. Der Ortskern war bis 11 Uhr voll gesperrt.

> In Dossenheim kämpften Feuerwehr, THW und DRK mit 116 Helfern an 33 Einsatzstellen gegen die Wassermassen. Insbesondere die Gerhart-Hauptmann- und die Talstraße waren von Überflutungen betroffen. Am Waldrand war der Mühlbach komplett über die Ufer getreten, drei Frauen mussten aus ihren Anwesen gerettet werden.

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> In Schönau traten die Bäche über die Ufer - insbesondere die Steinach. Eine regelrechte "Flutwelle" schwappte über die Klosterstadt. Besonders stark traf es den SV Altneudorf: Der erst einige Jahre alte Kunstrasenplatz wurde durch die Fluten komplett zerstört.

> In Mauer führten die Regenfälle zu einem Verkehrsstillstand: Angespültes Geröll blockierte die Gleise; die Bahn konnte zwischen 4.15 und 5.40 Uhr nicht fahren. Die Bundesstraße 45 war bis 10 Uhr wegen der Wassermassen gesperrt.

> Im Neckargemünder Stadtteil Waldhilsbach mussten ebenfalls einige Straßen gesperrt werden, da Hänge abzurutschen drohten

> In Wiesloch ließ der Regen im Stadtteil Baiertal den Gauangelbach über die Ufer treten. Das Regenüberlaufbecken Hohenhardter Hof, das am Samstag die Wassermassen noch zurückgehalten hatte, war restlos gefüllt, so dass es zum Notüberlauf kam. Auch die Kapazitäten der Becken in Maisbach und Gauangelloch waren laut dem Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW) ausgeschöpft. AHW-Geschäftsführer Josef Zöllner sprach von "wirklich extremen Niederschlagsereignissen". In Baiertal wurde die Straße überflutet, Schlamm und Wasser lief in viele Keller. Ein Baukran, der längere Zeit im Wasser stand, drohte umzustürzen und musste mit Spezialfahrzeugen abgebaut werden.

> In Hirschhorn war der Neckar nach Angaben eines Sprechers binnen 18 Stunden um fünf (!) Meter gestiegen, was die eigentliche Herausforderung dieses ansonsten hier "wenig dramatischen" Mai-Hochwassers darstellte, wie es hieß. Dass die Uferstraße samt Parkplätzen vom Neckar verschluckt wird, Keller auch im Rathaus volllaufen und der Campingplatz leer geräumt werden muss, gehört schon zur Routine der in dieser Hinsicht gut eingespielten Hirschhorner und ihrer Feuerwehr. Als Verlust zu beklagen war allerdings ein an der Stadtmauer geparktes Auto, für das die Flut zu schnell gekommen war.

> In Eberbach waren Ordnungsamt, Polizei, Freiwillige Feuerwehr und Bauhof ab 4 Uhr früh im Dauereinsatz. 15 bis 20 auf dem Neckarlauer und an der B 37 geparkte Autos mussten abgeschleppt werden. Gegen 14 Uhr hatte das Wasser die B 37 voll erfasst; der Verkehr wurde durch die Innenstadt umgeleitet.

> Im Schriesheimer Tal traten der Kanzelbach und seine Nebenbäche über die Ufer. In einem Altenheim mussten vier Zimmer geräumt und die Bewohner kurzfristig verlegt werden. Der Campingplatz sowie die Liegewiese im Waldschwimmbad wurden überflutet. Schlamm- und Geröllmassen ergossen sich über die Talstraße, auf der es zu Verkehrsbehinderungen kam. Auch der Schriesheimer "Mühlenhof", eine Einrichtung der Wiedereingliederungshilfe der Evangelischen Stadtmission Heidelberg, war betroffen. Hier stand ein Stall unter Wasser. Die darin untergebrachten Tiere waren jedoch nicht in Gefahr. Schließlich wurden die Feuerwehrkameraden auch zum Branichtunnel gerufen, der in knapp drei Wochen eröffnet werden soll. Hier drang das Wasser in das noch nicht ganz fertiggestellte Betriebsgebäude ein. Größere Schäden gab es aber nicht.

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