1899 Hoffenheim nach deftiger Niederlage: Es nagt an Nagelsmann

Zu den Nebenwirkungen des Hoffenheimer Debakels kommen Hohn und Spott aus der Landesmetropole hinzu

07.03.2016 UPDATE: 08.03.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Puh: Nagelsmann mit den Co-Trainern Alfred Schreuder und Armin Reutershahn. F: APF

Von Joachim Klaehn

Stuttgart/Zuzenhausen. Ein Satz mit x - das war wohl nix! Das jüngste 1:5-Debakel der TSG 1899 Hoffenheim beim schwäbischen Rivalen VfB Stuttgart wirft Fragen auf. Warum präsentierte sich die Mannschaft vom Anpfiff weg derartig verunsichert und konfus? Wieso lief man den bekanntermaßen offensivstarken Weiß-Roten ins offene Messer? War’s einfach nur ein böser Ausrutscher? Und vor allem: Welche Schlüsse ziehen Trainer wie Spieler aus einer eklatant schwachen Vorstellung?

Vor der mit Spannung erwarteten Auseinandersetzung, die Stuttgart in allen Bereichen klar dominierte, hatte VfB-Trainer Jürgen Kramny unter dem Eindruck der Niederlage in Mönchengladbach erklärt: "Es kann schon mal passieren, dass man ein Spiel verhaut." Wichtig sei letztlich, wie ein Team darauf reagiere. Dem VfB durfte man gegen "Hoffe" eine eindrucksvolle Antwort bescheinigen. Alles passte an diesem Tag: Aggressivität, Lauffreude, Dynamik, Gier und Wucht. "Wir haben öffentlich ziemlich auf die Mütze bekommen", erinnerte Doppeltorschütze Georg Niedermeier an die jüngsten Niederlagen gegen Hannover 96 (1:2) und gegen die Gladbacher Fohlen (0:4), "das hat unseren Sportsgeist geweckt."

Dass die Ankündigung von Julian Nagelsmann, die TSG wolle den VfB "mit in den Abstiegsstrudel zu ziehen", zusätzliche Motivation bei den Hausherren auslöste, wollte keiner der Stuttgarter bestreiten. "Wir können alle gut lesen", sagte Niedermeier. Innenverteidiger-Kollege Daniel Schwaab berichtete ebenfalls in der Mixed Zone: "Der Trainer hat uns in der Besprechung vor dem Spiel gesagt, dass Julian Nagelsmann offensive Aussagen getätigt hat."

Es ist völlig normal und legitim, dass Trainer Kampfansagen des Gegners für ihre eigenen Zwecke nutzen. Etwas befremdlich war nur der hämische Unterton des ansonsten besonnenen Kramny, als es um die "Zettel-Wirtschaft" des Hoffenheimer Trainergespanns ging. "Wenn du zu viel auf Zettel schaust, dann bekommst du Gegentore. Das ist das Problem", spottete Kramny und grinste dabei breit. Ein überflüssiges Nachkarten, zumal sich Nagelsmann nach der erfolgten Abreibung als fairer Sportsmann erwiesen hatte. "Wir hatten keinen guten Tag und haben verdient verloren. Der VfB hätte sogar noch das eine oder andere Tor mehr machen können", konstatierte Nagelsmann wohltuend offen.

Teilweise bekam der 28-Jährige übers Wochenende auch die erbarmungslose Härte der Medienwelt zu spüren. "Die Taktik geht nur auf dem Papier auf", titelten die Stuttgarter Nachrichten und attestierten dem jüngsten Bundesliga-Trainer "eine Neigung zur gesteigerten Profilierung", er wirke "wie ein übereifriger Schüler, der mit allen Lerninhalten auf einmal glänzen will." Erinnert sei nur daran, dass der mutige TSG-Trainer noch vor wenigen Tagen als neues Taktikgenie gefeiert worden war ...

Ballyhoo gehört offenbar zum Profifußball - und beim Thema Nagelsmann scheint das Pendel noch heftiger auszuschlagen. Als der Jugendtrainer "JN" am 1. November 2014 mit seiner U 19 als Tabellenführer seinerzeit mit 1:4 gegen den VfB im Hopp-Stadion verlor, machte er sich selbst schwere Vorwürfe. Warum soll dies auf Bundesliga-Ebene anders sein!? Nein, diese Packung nagt an Nagelsmann. "Es geht jetzt in der Trainingsarbeit darum, den Jungs Vertrauen zu geben. Ich werde das Ergebnis kein einziges Mal erwähnen", sagte er noch in Stuttgart, wohl wissend, dass am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg die nächste riesige Herausforderung bevorsteht. Am Montagnachmittag wurde er in Hennef von den DFB-Prüfern mündlich abgefragt, am Mittwoch findet die Urkunden-Verleihung in Frankfurt statt. "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat er alle Prüfungen bestanden", verriet DFB-Chefausbilder Frank Wormuth gestern.

Die dann erhaltene Fußballlehrer-Lizenz wird den Erfolgshunger von Nagelsmann verstärken - erst einmal gegen die gefährlichen "Wölfe".

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