Die Bauarbeiten auf der Bundesstraße 27 sind in vollem Gange
25 Tonnen sind in drei Minuten abgetragen. Vorbereitungen für nächsten Abschnitt laufen parallel.

Von Sebastian Schuch
Mosbach. Während der Verkehr jeweils einspurig über die B 27 zwischen Neckarelz und Mosbacher Kreuz fließt, hupt es andauernd auf der Baustelle. Mal nach drei, mal nach fünf, mal nach zehn Sekunden. So gibt die riesige Fräse dem Sattelschlepper das Signal, dass er ein kleines Stück weiter nach vorne fahren kann. Währenddessen strömt das abgebrochene Material unnachgiebig in die Ladefläche.
Nach etwa drei Minuten ist sie voll, rund 25 Tonnen machen sich auf den Weg zur Mischanlage. Der nächste Schwertransport rollt heran und weiter geht’s. 15 Lkw pendeln jeden Tag zwischen Baustelle und den verschiedenen Mischwerken, erklärt Projektleiter Philipp Kraft vom Regierungspräsidium Karlsruhe beim Vor-Ort-Termin.

Die Fräse ist 2,2 Meter breit, eine Walze mit knapp 180 Meißeln, sogenannten Zähnen, besetzt, die sich in die Straße drehen und die beiden oberen Asphaltschichten "mit roher Gewalt" entfernen: vier Zentimeter Deck- und acht Zentimeter Binderschicht. Bei zwölf Zentimetern Höhe wiegt ein Quadratmeter rund 300 Kilo. Allein beim Bauabschnitt 2a, der auf der Spur Richtung Sinsheim zwischen Neckarelz und Mosbacher Kreuz ausgeführt wird, werden um die 6000 Tonnen Straßenmaterial ausgetauscht. Pro Fahrspur muss die Fräse die zwei Kilometer zweimal abfahren.
Laut Kraft ist es die erste tiefer gehende Sanierung der B 27 in diesem Abschnitt. Einzig im Bereich des Mosbacher Kreuzes wurde vor etwa 20 Jahren größer ausgebessert. Bei etwa 22.000 Fahrzeugen am Tag sei es durchaus Zeit, dass die Straße ertüchtigt wird. Was und wie viel gemacht werden muss, wurde im Vorfeld mit Kernbohrungen ermittelt. "Für Verkehrsteilnehmer sah das aus, als würde die Straßenmeisterei Rasen mähen", beschreibt der Projektleiter. Auf Grundlage der Kernbohrungen wurde auch ermittelt, ob sich etwaige Schadstoffe im Material befinden.
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Am Donnerstagvormittag läuft es rund auf der Baustelle. Die Fräse fräst, die Lkw transportieren ab und die Kehrmaschine kehrt. Am Mittwoch sah das anders aus. Die Meißelverschalung klemmte, die Walze konnte nicht getauscht werden – und die Fräse stand still. "Das heißt aber nicht, dass wir nach Hause geschickt haben", betont Kraft. Es sei nicht unerwartet, dass auch mal was schiefläuft. Stattdessen hätte man etwa die Nachbearbeitung der abgetragenen Oberfläche vorgezogen, die normalerweise erst später im Bauverlauf angesetzt ist. Bis zum Wochenende sollen die entsprechenden Fahrbahnschichten abgetragen sein, am Montag, sofern nötig, noch letzte Nacharbeiten erledigt werden. Der für die Fräse "verlorene" Mittwoch könnte da zum Problem werden. Der Straßenbau hat im Sommer Hochkonjunktur, die Geräte wandern von Baustelle zu Baustelle. Da gibt es bei Verzögerungen nicht mal schnell Ersatz. Kraft ist dennoch guter Dinge, dass alles klappt.

Bis zum Beginn der Sommerferien sollen die Arbeiten im Abschnitt 2a abgeschlossen sein. Autofahrer (und alle drumherum) profitieren dann nicht nur von einer neuen Straßenauflage – das Material kommt aus Asbach und Boxberg –, sondern auch von sogenanntem lärmoptimierten Asphalt. Schon jetzt hört man auf der Baustelle eigentlich nur die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos. Reifengeräusche sollen künftig kaum noch wahrzunehmen sein. Das trägt auch dem Lärmschutzgutachten für das Wohngebiet an der Heilbronner Straße in Neckarelz Rechnung, erklärt Kraft. "Mit dem neuen Asphalt gibt es noch mal eine Verbesserung." Aber letztlich sei Lärm ein subjektives Empfinden.
Parallel zu den Arbeiten auf der Bundesstraße laufen bereits die Vorbereitungen für den nächsten Bauabschnitt 3, sprich die Vollsperrung zwischen Bahnhof Mosbach West und Neckarelz. Damit es an der Kreuzung Mosbacher/Industriestraße keinen Stau gibt, wird die Auffahrt Neckarelz in Richtung Sinsheim für den Zeitraum der Sperrung zweispurig befahrbar sein. Das dafür nötige Teilstück des Banketts trägt ein Bagger bereits ab. Später soll hier eine mit Rasenpflasterstein gedeckte Haltebucht für die Straßenmeisterei sein – ebenso an der Ausfahrt ins Weiße Feld. "Der Abschnitt ist zweispurig mit Mitteltrennung autobahnähnlich ausgebaut, aber es gibt keinen Standstreifen", verdeutlicht Kraft das Problem, dass die Straßenmeisterei für Unterhaltungsarbeiten fast schon auf der Bundesstraße parken muss. Das soll sich in Zukunft ändern.
Stichwort Auffahrt Neckarelz: Die ist in Richtung Sinsheim seit Wochenbeginn gesperrt. Das hat einen Lkw aber nicht davon abgehalten, auf der Gegenfahrbahn auf die Bundesstraße zu fahren, sich trotz Gegenverkehrs, den die Baustellenmitarbeiter extra stoppten, über die Leitschwelle zu quälen und nach Mosbach zu fahren – was drei Pkw-Fahrer direkt nachgemacht hätten. Um nach solchen oder kleineren Vorfällen die Schutz- und Straßenführungsmaßnahmen wieder zu richten, ist zweimal täglich ein Verkehrssicherer vor Ort.
Läuft alles nach Plan, ist die B 27 ab den Sommerferien wieder beidseitig zweispurig befahrbar, dafür aber auf etwa 800 Metern zwischen Mosbach West und Neckarelz eben vollgesperrt. Quasi mit Beginn des neuen Schuljahrs ist die andere Fahrbahn zwischen Mosbacher Kreuz und Neckarelz dran. Das Bauende ist für Ende Oktober anvisiert.



