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Café Bohne ist fester Bestandteil des Gemeindelebens

Die Einrichtung der Boenhoeffer-Gemeinde in Kirchheim wurde vor einem Jahr gegründet.

19.10.2023 UPDATE: 19.10.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Im Café Bohne kommen seit einem Jahr die unterschiedlichsten Menschen in Kirchheim zusammen. Vor allem ist das Angebot aber für Geflüchtete aus der Ukraine wichtig – wie für die Kindergruppe, die hier Musik und Tanz aus ihrer Heimat präsentiert. Foto: Philipp Rothe

Von Hannes Huß

Heidelberg. Dass das Café Bohne mal so mit Leben gefüllt sein würde, hätte sich Christiane Bindseil nicht vorstellen können. Die Pfarrerin der evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde sitzt an einem Mittwochnachmittag im Café ihrer Gemeinde, das im Oktober vergangenen Jahres eröffnet wurde. Inzwischen ist das Café Bohne, das dreimal in der Woche seine Türen öffnet, zu einem festen Bestandteil des Gemeindelebens geworden und bietet anderen Projekten einen Rahmen. So trifft sich hier regelmäßig der Gesprächskreis für ukrainische Geflüchtete.

Jeden Mittwoch sitzen Geflüchtete aus der Ukraine zusammen am größten Tisch des Gemeindecafés und haben sich zu einer kleinen "Selbsthilfegruppe" entwickelt. So sieht das Natalya Sahonenko. Die Belarussin ist die Ansprechpartnerin des Gesprächskreises, hilft bei allen möglichen Problemen des inzwischen eingekehrten Alltags.

Der Alltag der Ukrainerinnen mag inzwischen "normaler" sein – die meisten von ihnen haben einen dauerhaften Wohnort in Heidelberg gefunden –, doch damit sind ihre Probleme nicht vorbei, wie Sahonenko erzählt. Letztes Jahr sei es für viele um die Wohnungssuche gegangen, die meisten Unterkünfte seien anfangs nur kurzfristig gewesen.

Inzwischen gebe es Schwierigkeiten in anderen Bereichen: "Jetzt kommen Rechnungen, wir sehen auch immer mehr gesundheitliche Probleme", erzählt Sahonenko. "Die Tochter einer Frau ist an Krebs gestorben und sie musste 4000 Euro für die Beerdigungskosten aufbringen. Das hat sie mir erzählt und wir konnten einrichten, dass die Kirche hilft."

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Sahonenko begleitet die Geflüchteten auch zu Arztterminen oder steht ihnen einfach als Gesprächspartnerin zur Seite. Dass dieser Gesprächskreis im Café Bohne stattfindet, ist auch für das Deutsch der Ukrainerinnen ein Segen. "Hier können sie einfach mal üben, wie man einen Kaffee bestellt, oder kurze Gespräche führen", freut sich die Belarussin.

Inzwischen haben sich, nachdem der psychologische Stress der Flucht der "Normalität" gewichen ist, bei einigen Geflüchteten aber psychologische Probleme bemerkbar gemacht. "Bei vielen merkt man quasi eine Posttraumatische Belastungsstörung", erzählt Sahonenko. Daher nimmt nun regelmäßig eine ausgebildete Psychotherapeutin an den Gesprächskreisen teil, die den Ukrainerinnen psychologische Hilfe in ihrer Muttersprache anbietet.

Bezahlt wird die Psychotherapeutin aus Mitteln des "Nothilfefonds Flucht und Migration", wie Christiane Bindseil erzählt (siehe Artikel unten). So kann die psychotherapeutische Beratung regelmäßig angeboten werden, was vor allem in der schwierigen Situationen der Ukrainerinnen von großem Wert ist.

Bindseil und ihr Kollege, Pfarrer Fabian Kliesch, sind beide immer wieder im Café Bohne anzutreffen, was dem Gemeindeleben sehr helfe, wie Sahonenko findet: "Hier sitzt man nicht mit der Frau Dr. Bindseil zusammen, sondern eben mit der Christiane." Auch für sie sei Bindseil in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Ansprechpartnerin geworden.

Wie sehr das Café-Angebot dem gesamten Gemeindeleben im Stadtteil hilft, illustriert Bindseil mit einem Blick auf den Nachbartisch. Dort sitzen alteingesessene Kirchheimer mit Menschen aus Eritrea oder dem Iran zusammen und kommen ins Gespräch. "Das hier ist einfach ein richtiger Ort der Begegnung geworden."

Diese Gemeinschaft ist auch Barbara Schulte von der evangelischen Landeskirche wichtig, die die Aktion über das Projekt "Sorgende Gemeinde werden" unterstützt. "Damit wollen wir Projekte für generationsübergreifende Arbeit aufbauen", erklärt sie. Im Café Bohne sieht sie hierfür ein "typisches Beispiel". Sie freut sich sichtlich an Angeboten wie den Repaircafés, bei denen defekte Haushaltsgeräte repariert werden: "So gibt es wirklich einen Ort, an dem die Menschen zusammenwachsen können."

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