Im Selbstversuch als Anfänger durchs Bikeländ
Wie man als Mountainbike-Neuling den ersten Trail erlebt. Die Kategorie "einfach" täuscht über die Herausforderungen hinweg.

Von Moritz Bayer
Eberbach. Mit dem Grand Opening wird am Samstag und Sonntag das Bikeländ Eberbach offiziell eröffnet. Zwölf Singletrails und drei Rundstrecken machen Eberbach zu einem wahren El Dorado für Mountainbiker. Schon seit geraumer Zeit entwickelt sich die Szene, die Community wächst stetig an.
Grund genug, vor der offiziellen Eröffnung den Blick vor Ort und einen Selbstversuch zu wagen: mit dem eigenen Rad einen der Trails hinunter. Als blutiger Anfänger bin ich froh, mit Timo Bracht einen echten Profi an meiner Seite zu haben. Im ersten Teil der Reportagen-Reihe fahren wir den Captain Hiob und werfen einen Blick auf den Lumberjack, beide am Itterberg.
Treffpunkt Rhein-Neckar-Zeitung: Durch den Schienenersatzverkehr musste ich mein Rad im Kofferraum meines Autos herbringen, nun quietscht die Scheibenbremse vorne. Zwei geübte Handgriffe von Bracht später ist das Problem aber beseitigt. Des Weiteren lässt er auch etwas Luft aus beiden Reifen, denn mein Hard-Tail-Rad (also nur vorne mit Federung) fahre ich eigentlich nur in der Stadt oder übers Feld. Da rollt es sich schneller mit höherem Luftdruck. Aber heute steht die Dämpfung im Vordergrund, daher sind zwischen ein und zwei Bar ausreichend. Los gehts Richtung Scheuerberg am Bahnhof und dem Hohenstaufen-Gymnasium vorbei.

Neben der Naturbelassenheit gibt es eine weitere Besonderheit des Bikeländs: Wer runter will, muss zuerst aus eigener Kraft hochfahren. Und der Weg hat es durchaus in sich. Ich bezeichne mich als fit, bin aber dennoch froh, dass ich nur in die Pedale treten muss. Timo Bracht füttert mich beim Radeln nämlich noch mit zusätzlichen Infos, das Sprechen bereitet ihm keinerlei Probleme, was die Luft angeht. Triathleten sind eben eine eigene Kategorie, was Ausdauer angeht.
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Dafür erfahre ich, dass die Namen der Trails nicht zufällig entstanden sind, sondern absichtlich gewählt wurden. Jeder mit eigenem Hintergrund. Statt numerische Listen à la "Eberbach Track 08-15" liest man klangvolle Namen mit Wiedererkennungswert. So wurde der Lumberjack einem vor Jahren dort verstorbenem Waldarbeiter gewidmet. Der Captain Hiob lehnt an den Aussichtspunkt der Hütte an der Hiobskehre an, in dessen Nähe sich der Start befindet.
An besagtem Punkt angekommen, genießen auch wir den Ausblick auf die Altstadt und den Scheuerberg. "Im Prinzip kann man bis unten durchfahren", sagt Bracht stolz. Je nach Fähigkeiten gibt es nämlich die Möglichkeit, den Trail zu nehmen oder ihn mittels Rundweg zu umfahren. Was in Eberbach als leichter Trail eingestuft ist, bedeutet nicht, dass es keinerlei schwierige Stellen gibt.
Von Bracht vorgewarnt, fahre ich also vorsichtig mit dem nötigen Abstand hinter dem Profi her. Füße auf gleicher Höhe, flacher Oberkörper, Arme weit gespreizt, um mittels der angewinkelten Ellenbogen natürliche Federwege zu haben. "So weit reicht keine Federung im Rad", wird mir die Wichtigkeit der Körperhaltung auf dem Mountainbike verdeutlicht.
Schon an einem der ersten Hindernisse bewahrheitet sich die Aussage. Anders als bei anderen Trails sind die Eberbacher beinahe völlig naturbelassen. Es gibt keine gebaggerten Fahrspuren, vorgefertigte Kurven oder dergleichen. Wurzeln, Steine und eine leichte natürliche Kurve reichen aus, um mich knapp ans vornüber Kippen zu bringen. Das Problem: Ich kann mit dem Sattel meines Rads gar nicht so weit mit dem Hintern runter, wie der ideale Schwerpunkt es verlangen würde. Der Einsatz der Bremsen muss wohldosiert sein, sonst landet man - zumindest ich - im Gebüsch. Dass ich auf dem Rad bleibe, macht mich schon ein bisschen stolz. Ich wäre auch absolut nicht scharf darauf gewesen, die stoßdämpfenden Eigenschaften meines Helms live zu testen.
Im Falle eines Unfalls bieten sämtliche Tracks aber ein gut ausgeschildertes und kartografiertes System. An jedem Start, Wegequerungs- und Zielpunkt ist eine Koordinate angebracht. Eine beispielhafte Meldung wie "Sturz auf dem Trail Lumberjack zwischen Eberbach 002 und 003 würde also für die Rettungsdienst-Leitstelle alle Informationen von genauem Ort des Unglücks bis hin zu möglichen Anfahrtswegen beinhalten.

Bracht fährt jeweils ein Stück vor, gibt Infos zu komplexeren Stellen und schaut dann zu, wie ich mich schlage. Das Fazit nach einer Runde Captain Hiob: "Das sieht doch gut aus. Für so ein Rad und das erste Mal wirklich sehr ordentlich." Ich habe mich passabel geschlagen und nur zweimal den Fuß fast als Stütze absetzen müssen. Schwierig war für mich vor allem die Kombination aus Gleichgewicht halten und dabei noch um kleinere Kurven zu lenken. Von unten betrachtet, sieht der Captain Hiob gar nicht wie ein Trail aus, er schmiegt sich völlig natürlich ins Waldbild ein.
Den Lumberjack fahren wir nur in Teilen. Die schwierigsten Stellen schiebe ich mein Rad - noch. Denn die erste Eigenerfahrung bei den Eberbacher Mountainbike-Trails macht Lust auf mehr. Man sieht es mir wohl an, denn Bracht meint direkt: "Mit dem richtigen Rad, Techniktraining und etwas Übung kannst du in wenigen Monaten bestimmt schon andere Tracks in Angriff nehmen."
Bei der offiziellen Eröffnung am Wochenende wird auch Techniktraining angeboten. Der Ball liegt bei mir.
Trails werden mit einem Festwochenende offiziell eröffnet
Eberbach. (stve) Morgen und am Sonntag dreht sich im Depot 15/7 in der Güterbahnhofstraße sowie auf dem Freigelände alles um die Bikeländ-Eröffnung. Das "Grand Opening" der Mountainbike-Rundstrecken und Single-Trails steht an. Dazu laden der Kanuclub Eberbach, die Stadt Eberbach und der Naturpark-Neckartal-Odenwald ein.
Am Samstag, 23. September, gehts um 11 Uhr los mit der Eröffnung auf dem Freigelände, welches zum Festgelände umstrukturiert wird. Ganztägig steht die "Bikeländ Trophy" auf dem Programm, der "Pumptrack" wird eröffnet und natürlich gibt es auch Essen und Getränke. Um 13 Uhr starten geführte Ausfahrten für Anfänger und Fortgeschrittene sowie ein Fahrtechnik-Training für Ladys. Um 18 Uhr stehen Grußworte an, um 19 Uhr folgt die Bikeländ-Trophy-Tombola und um 21 Uhr startet bei freiem Eintritt die After-Bike-Party mit drei DJs.
Am Sonntag, 24. September, geht es um 10 Uhr auf dem Festival-Gelände weiter. Freie Fahrt ist wieder auf dem Pumptrack und auch für das leibliche Wohl wird wieder bestens gesorgt. Geführte Ausfahrten für Anfänger und Fortgeschrittene stehen an, Fahrtechnik-Training Ladys startet um 11 Uhr; der Ausklang ist gegen 15 Uhr geplant.