Cassian Schmidt führte Buga-Symposium durch Hermannshof
Mit Sondererlaubnis führte Cassian Schmidt Teilnehmer des Buga-Symposiums "The Dynamic Vision" durch den früheren Schau- und Sichtungsgarten.

Von Thoma Veigel
Weinheim. Für Cassian Schmidt kommt der Neustart nach der Kündigung im Hermannshof gezwungenermaßen, für die Branche ist der Klimawandel der Grund. 450 Teilnehmer aus rund 30 Ländern hatten am Donnerstag und am Freitag ein mit hochkarätigen Referenten besetztes Symposium im Luisenpark besucht. Unter dem Titel "The Dynamic Vision" beschäftigte sich das Symposium mit dem Paradigmenwechsel, der der grünen Branche bevorsteht.
Große Freude kam bei den Teilnehmern des Symposiums auf, als sich am Freitag herumgesprochen hatte, dass am Samstag eine Führung durch Cassian Schmidt im Hermannshof stattfinden wird. Mehrere Hundert Hände schnellten in die Höhe, als kurz vor dem Ende des Symposiums gefragt wurde, wer bis Samstag bleiben und an der Führung teilnehmen würde. Anfang April waren nach der Freistellung von Cassian Schmidt alle Fachführungen abgesagt worden. Außerdem durfte er den Garten nicht mehr betreten. Nun bekam er die Ausnahmegenehmigung für eine Führung.
Ein Glück für die Teilnehmer des Symposiums. Denn mit der Dynamik im Garten und den Auswirkungen des Klimawandels für die Arbeit von Planern und Gärtnern hatte sich Cassian Schmidt mit hohem wissenschaftlichen Aufwand seit vielen Jahren beschäftigt.
In wenigen Tagen wäre Cassian Schmidt 25 Jahre lang Leiter des Hermannshofs gewesen. Als er am 1. September 1998 die Leitung von Urs Walser übernommen hatte, hätte ihm die Familie Freudenberg, allen voran Gisela und Hermann Freudenberg, große Freiheit bei seiner Arbeit gelassen. Eine seiner ersten großen Neuanlagen war der Präriegarten östlich der Villa.
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Während eines beruflichen Aufenthalts in den USA hatte Schmidt die letzten Reste der Hochgras-Prärie besucht. Die üppig wachsenden Gräser und hoch aufragenden blühenden Stauden hatten ihn so stark beeindruckt, dass er im Hermannshof mehrere Beete mit Präriepflanzen anlegte. Diese stehen trotz hoher Dynamik stabil bis heute.
Viele Pflanzen verschwinden mit der Zeit, dafür siedeln sich einheimische an, die zur Prärie passen – wie im vergangenen Jahr die Walderdbeere. Vor genau 20 Jahren veranstaltete Cassian Schmidt in Weinheim ein großes, richtungsweisendes Symposium zum Thema Prärie.
Es war der Auftakt zu einem Siegeszug des Themas in der Branche – in ganz Europa sind seither Gärten mit Präriepflanzen angelegt worden. Im Präriegarten begann Schmidt am Samstag die Führung, gut zwei Stunden lang zeigte und erläuterte er den Kollegen die nach den Lebensbereichen der Stauden angelegten Beete. Dazu zählen auch zukunftsfeste Pflanzungen, die nicht gewässert werden, in denen Dynamik zugelassen wird und die durch ihre starken Strukturen immer noch schön sind, wenn nach einer Hitzeperiode alles braun wird.
Das Ende der Führung und die Verabschiedung der Kolleginnen und Kollegen wurde eine emotionale Veranstaltung. "Wir müssen neu denken, uns neu sortieren und neu starten" gab Cassian Schmidt den Kollegen mit auf den zum Teil sehr langen Heimweg. Die versammelte Fachwelt bedankte sich bei Schmidt für die Führung und vor allem für seine vorbildliche Arbeit mit stehenden Ovationen. Ein würdiger Abschied vom Hermannshof.



