"Schwarze Löcher" auf der MS Wissenschaft
Das Schiff macht Halt in Heidelberg und bietet eine Interaktive Ausstellung rund um Weltraum, Satelliten und die ISS.

Von Ludwig Spitaler
Heidelberg. Der elfjährige Johann macht es vor: "Man muss auf die optimale Temperatur achten und dann das Feld bewässern." Dafür fährt er mit dem Finger über die auf dem Display angezeigten Äcker, für die die eingeblendete Bodentemperatur perfekt ist. Die Daten bekommt er vom Nano-Satellit "Ernst". Das in Originalgröße ausgestellte Modell zeigt einen von rund 8500 Satelliten, die aktuell um die Erde kreisen.
"In diesem Beispiel geht es um Weizenfelder", sagt Mitarbeiter Joshua Menner. "Die bewässert man am besten bei Temperaturen von 25 bis 35 Grad." In der Landwirtschaft könne man mithilfe von Satellitenmessungen Wasser einsparen. "Bis zu 60 Prozent der Bewässerung in der Landwirtschaft ist eigentlich unnötig", so der 27-jährige Umweltpsychologie-Student aus Lüneburg.
Hintergrund
Die "MS Wissenschaft" liegt noch bis Donnerstag, 24. August, am Neckarstaden auf Höhe des Marstalls vor Anker und ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Kostenlose Führungen finden jeweils um 11 und um 17 Uhr
Die "MS Wissenschaft" liegt noch bis Donnerstag, 24. August, am Neckarstaden auf Höhe des Marstalls vor Anker und ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Kostenlose Führungen finden jeweils um 11 und um 17 Uhr statt.
Am Mittwoch, 23. August, um 14 Uhr spricht Astrophysikerin Teresa Marrodán Undagoitia vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in einem zweistündigen Vortrag auf der "MS Wissenschaft" zum Thema Dunkle Materie. Ebenfalls am Mittwoch um 18 Uhr lädt die "MS Wissenschaft" zusammen mit dem Gloria-Kino zu einer Podiumsdiskussion zum Verhältnis von Astrophysik und Fiktion sowie der Schaffung einer gleichberechtigten Raumfahrt in das Kino in der Hauptstraße ein. Im Anschluss zeigt das Gloria den Film "Hidden Figures" über das Leben der ersten schwarzen Mathematikerinnen der Nasa, Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson. Der Eintritt ist jeweils frei.
Zusammen mit zwei Kolleginnen lebt er vier Wochen lang auf der "MS Wissenschaft", einem ehemaligen Sand- und Kiesfrachter, der zum Museumsschiff umgebaut wurde. Zu den Stopps gehörten bereits Hannover, Köln und viele weitere Städte. Gestartet ist das Schiff im Mai in Berlin, das Ziel ist Nürnberg. Seit Dienstag und noch bis Donnerstag ankert es in Heidelberg.
Neben Satelliten und ihren Funktionen gibt es noch viele weitere zum Teil interaktive Exponate zu entdecken. Zudem ist die Ausstellung in einen "dunklen" und einen "hellen" Bereich aufgeteilt. "Der dunkle Bereich konzentriert sich auf das All und die Sterne, die uns umgeben", so Menner.
Hierzu gehört eine Kompassnadel, die immer auf das Zentrum der Milchstraße, ein Schwarzes Loch mit dem Namen "Sagittarius A*", ausgerichtet wird. Vor dem beliebtesten Exponat, einer virtuellen Reise durch den Weltraum mithilfe von VR-Brillen, hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. "Hier gelangt man etwa auf den Mond eines Exoplaneten und muss nach Rohstoffen bohren", verrät Joshua Menner. Um den Bohrer zu bedienen, halten die Besucher zwei Joysticks in der Hand.
Der helle Bereich lenkt den Blick vom Weltraum aus auf die Erde. Hier erfährt man etwa, wie der Schutzschild der Raumstation ISS funktioniert. Dieser besteht aus mehreren Schichten, die in einem Modell des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik veranschaulicht werden.

Dazu wird der Aufprall eines wenige Zentimeter großen Objekts auf die Raumstation simuliert. "Ohne den mehrschichtigen Schutzschild hätte das bereits verheerende Folgen", weiß Menner. Schließlich bewege sich die ISS mit einer Geschwindigkeit von knapp 28.000 Kilometern pro Stunde um die Erde. Täglich seien mehrere Ausweichmanöver nötig. "Bisher gibt es außerdem keine rechtliche Beschränkung der Anzahl von Satelliten." Das führe zu immer mehr Weltraumschrott.

An einer weiteren Station können die Besucher raten, welche der Objekte tatsächlich im Zuge der Raumfahrt entwickelt wurden: die Computermaus, die Digitalkamera oder Teflon?
Während Sohn Johann vor allem die interaktiven Stationen gefallen, ist Vater Karsten Steinkamp vom wissenschaftlichen Anspruch der Ausstellung überzeugt: "Der Bezug zur aktuellen Forschung der Physik- und Raumfahrt-Institute ist wirklich sehr gelungen."