Schlemmermeyer-Filialen in Heidelberg und Mannheim vor dem Aus
Die Schließung werde mit der erwarteten Eröffnung des Insolvenzverfahrens Ende Juli geschehen.

Von Matthias Kros
Heidelberg/Mannheim. Für die Filialen der insolventen Feinkostkette Schlemmermeyer in Heidelberg und Mannheim gibt es nur noch wenig Hoffnung. Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé teilte am Mittwoch in einer Presseinformation mit, dass elf von bundesweit 14 Standorte voraussichtlich schließen müssten. Dazu gehörten auch Heidelberg und Mannheim, bestätigte auf RNZ-Nachfrage ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Die Schließung werde mit der erwarteten Eröffnung des Insolvenzverfahrens Ende Juli geschehen. Lediglich für die beiden Schlemmermeyer-Stände am Münchner Viktualienmarkt sowie die Filiale in Augsburg liefen die Verhandlungen mit potenziellen Interessenten noch und der Betrieb gehe hier vorerst weiter.
Die hiesigen Filialen befinden sich in Heidelberg an der Hauptstraße und in Mannheim an den Planken, also jeweils in bester Lage. Angeboten werden unter anderem Salate und Antipasti sowie Wurst-, Käse- und Grillspezialitäten, vorzugsweise deftige bayerische Klassiker.
Hintergrund der Schließungen sei, dass die Umsätze seit dem Insolvenzantrag Ende Mai nur einen kleinen Teil der anfallenden Kosten deckten, teilte die Geschäftsführung in der Presseinformation mit. Die Löhne und Gehälter der zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags rund 130 betroffenen Mitarbeiter seien durch das Insolvenzgeld noch bis Ende Juli gesichert.
Danach müsste das Unternehmen die Löhne und Gehälter wieder selbst zahlen, wozu es nach eigener Auskunft aber nicht in der Lage ist. Ein Teil der Arbeitnehmer habe ohnehin bereits von sich aus gekündigt oder sei von der Konkurrenz abgeworben worden. Auch für die übrigen, von einer Schließung der Filialen betroffenen Arbeitnehmer bestünde entsprechendes Interesse, weil Schlemmermeyer-Mitarbeiter in der Branche als hoch qualifiziert und engagiert geschätzt würden.
Schlemmermeyer hatte bereits in den Jahren 2019/20 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchlaufen. Seit März 2022 sei die Lage aber zunehmend kritischer geworden, heißt es in der Mitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Die Inflation habe sich sowohl im Einkauf als auch in der Kaufzurückhaltung der Kunden bemerkbar gemacht und auf Umsatz und Ergebnis des Unternehmens gedrückt. Im laufenden Jahr habe sich dies weiter verstärkt und zum Insolvenzantrag geführt.
Die Bestandsaufnahme und wirtschaftliche Analyse durch den Insolvenzverwalter habe die schwierige Ausgangslage bestätigt, heißt es weiter. Demnach sei das Unternehmen nicht im Stande, die insgesamt anfallenden Löhne und Mieten zu erwirtschaften. Eine Fortführung des Betriebes in der bisherigen Form sei aufgrund der enormen Verlustsituation nicht möglich. Daher sei die Schließung von elf defizitären Filialen mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens voraussichtlich Ende Juli unvermeidlich. Infolgedessen habe der vorläufige Insolvenzverwalter auch bereits seine Zustimmung zu dem von der Geschäftsführung veranlassten Abverkauf gegeben, der nun in den elf Filialen anlaufe und voraussichtlich noch den Juli über andauern werde.
Update: Donnerstag, 6. Juli 2023, 14.35 Uhr


