Viele SAP-Mitarbeiter wollen mit einer Abfindung gehen

Rund vier Prozent der SAP-Mitarbeiter interessieren sich für die freiwilligen Abfindungs-Programme des Software-Konzerns - Starkes Wachstum mit Mietsoftware

21.07.2015 UPDATE: 22.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Hohe Abfindungen winken derzeit SAP-Mitarbeitern, die den Konzern verlassen. Foto: Uwe Anspach

Von Daniel Bernock

Walldorf. Die Mitarbeiter der SAP scheinen sich deutlich stärker als erwartet für die Abfindungsprogramme des Unternehmens zu interessieren. Das lässt die Kosten in die Höhe schießen - darunter leidet der Gewinn im ersten Quartal. "Es haben sich viel mehr Mitarbeiter für das Freiwilligen- und das Vorruhestandsprogramm registriert", sagte Finanzvorstand Luka Mucic gestern bei einer Telefonpressekonferenz. Die eher konservative Prognose des Unternehmens sei damit deutlich übertroffen.

Alleine im ersten Halbjahr 2015 beliefen sich die Restrukturierungskosten auf 418 Millionen Euro. Weil die Abfindungen so gut angenommen werden, rechnet SAP im Gesamtjahr mit Kosten von 470 bis 530 Millionen Euro - ursprünglich hatte der Softwarekonzern mit einer Belastung von 250 Millionen Euro gerechnet.

Hintergrund

Die wichtigsten Kennzahlen der SAP SE im zweiten Quartal 2015:

> Umsatz: 4,97 Mrd Euro (+20%),

davon Cloud: 550 Mio Euro (+129%)

davon Software und Support: 3,5 Mrd Euro (+13%)

davon Services: 910 Mio Euro

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Die wichtigsten Kennzahlen der SAP SE im zweiten Quartal 2015:

> Umsatz: 4,97 Mrd Euro (+20%),

davon Cloud: 550 Mio Euro (+129%)

davon Software und Support: 3,5 Mrd Euro (+13%)

davon Services: 910 Mio Euro (+14%)

> Restrukturierungskosten: 367 Millionen Euro (Vorjahr: 40 Mio Euro)

> Gewinn vor Zinsen und Steuern: 701 Mio Euro (+1%)

> Gewinn: 469 Millionen Euro (-16%)

> Mitarbeiter: 74 500 (+10%)

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"Das Restrukturierungsprogramm entwickelt sich schneller als ursprünglich erwartet", schrieb am Dienstag Vorstands-Chef Bill McDermott in einer Mail an die Mitarbeiter. Das liege hauptsächlich daran, dass mehr Mitarbeiter in den USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien sich für das dort verfügbare Vorruhestandsprogramm entschieden haben, so der Amerikaner. Die Restrukturierung wirke sich insgesamt auf etwa vier Prozent aller globalen Positionen aus. Bei circa 74 000 Beschäftigten weltweit macht das rund 3000 Betroffene. Ursprünglich hieß es von SAP, dass drei Prozent aller Stellen von dem Umbau betroffen seien.

Seit Ende April laufen das Freiwilligen- sowie das Vorruhestandsprogramm. Diese sollen Mitarbeitern den Weggang erleichtern, je nach Länge der Betriebszugehörigkeit gibt es bis zu 43,5 Monatsgehälter als Abfindung. Nach Angaben der IG Metall hatten sich bereits vor vier Wochen rund 1000 Mitarbeiter hierzulande registriert. Die Programme laufen noch bis Ende des Monats.

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Wegen des Erfolgs der derzeitigen Programme geht Finanzvorstand Mucic davon aus, dass im nächsten Jahr kein neues Restrukturierungsprogramm notwendig sei. Durch den Abgang der zumeist älteren - und damit teureren - Mitarbeitern will SAP einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag sparen. Der volle Effekt werde sich aber erst 2016 zeigen, sagte Mucic. Wie das Unternehmen in der Vergangenheit mehrfach betonte, stellt das Unternehmen derzeit in Wachstumsbereichen auch kräftigt ein - Ende des Jahres will SAP mehr Mitarbeiter haben als Anfang 2015.

Im zweiten Quartal belasteten die hohen Restrukturierungskosten den Gewinn des Konzerns, der um 16 Prozent auf 469 Millionen Euro fiel. Besonders starkes Wachstum verzeichnete der Walldorfer Konzern im Bereich Cloud Computing, bei dem Kunden die Software des Konzerns über das Internet nutzen. Der Umsatz mit Mietsoftware legte um 129 Prozent zu, der Bereich Software und Support um 13 Prozent.

Mit einem Umsatz von 3,5 Milliarden Euro ist das klassische Geschäft mit fest installierter Unternehmenssoftware immer noch das Kerngeschäft der SAP, der schnell wachsende Cloudbereich kommt auf einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz auf 4,9 Milliarden Euro.

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