Der Personal-Umbau belastet die SAP-Bilanz
Ein starker Dollar gibt dem Konzern Rückenwind - Doch der Finanzvorstand mahnt zur Kostendisziplin

Die Konzernzentrale der SAP in Walldorf. Firmenbild
Von Daniel Bernock
Walldorf. Der vom SAP-Vorstand eingeleitete personelle Umbau sorgt für hohe Kosten - die belasten die Bilanz des Konzerns. Der starke US-Dollar gibt dem Walldorfer Software-Unternehmen hingegen Rückenwind.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der amerikanische Vorstands-Chef Bill McDermott damit begonnen, Arbeitsplätze in klassischen Geschäftsbereichen zu reduzieren, in Zukunftssegmenten wie der Cloud hingegen kräftig aufzubauen. Beim "Cloud Computing" nutzen Kunden die Software über das Internet und installieren sie nicht auf ihren Rechnern. Statt einmalig einen hohen Preis zu zahlen, fällt bei Cloud-Programmen eine monatliche Gebühr an.
Im ersten Quartal legte das Geschäft mit Cloud-Software bei SAP um fast 130 Prozent zu. Der klassische Software-Bereich stieg dank des schwachen Euro um zwölf Prozent. Die positiven Währungseffekte herausgerechnet, wäre das Geschäft mit fest installierter Software nur um ein Prozent gewachsen. Trotz der Bedenken vieler zeige sich: "Das Wachstum in der Cloud geht einher mit einem stabilen Umsatz im klassischen Software-Bereich", sagte Finanzvorstand Luka Mucic im Gespräch mit der RNZ.
Hintergrund
> Die wichtigsten Kennzahlen der SAP SE für das erste Quartal 2015:
> Umsatz: 4,5 Mrd Euro (+22%), davon
> Cloud: 503 Mio Euro (+129%)
> Klassische Software: 3,1 Mrd (+16%)
> Operative Aufwendungen: 3,8 Mrd Euro (+30%)
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> Die wichtigsten Kennzahlen der SAP SE für das erste Quartal 2015:
> Umsatz: 4,5 Mrd Euro (+22%), davon
> Cloud: 503 Mio Euro (+129%)
> Klassische Software: 3,1 Mrd (+16%)
> Operative Aufwendungen: 3,8 Mrd Euro (+30%)
> Betriebsergebnis: 638 Mio Euro
(-12%)
> Gewinn nach Steuern: 413 Mio Euro (-23 %)
> Mitarbeiter: 74 550 (+12%), davon in
Deutschland: 17 660 (Vorjahr: 17 157)
Belastend wirkte sich der Umbau hingegen auf der Kostenseite aus. Die Ausgaben stiegen um 30 Prozent an. Im ersten Quartal seien das vor allem Restrukturierungskosten für ein Vorruhestandsprogramm in den USA gewesen. Aufgrund dieser höheren Ausgaben sanken Betriebsergebnis und Gewinn.
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Kosten für Abfindungen dürften auch im Gesamtjahr zur Belastung werden. Insgesamt sollen rund 2250 der weltweit 75 000 Stellen in schwächelnden Bereichen abgebaut werden, rund drei Prozent aller Arbeitsplätze. Europa soll mit bis zu fünf Prozent sogar überproportional betroffen sein. Bei 18 000 Mitarbeitern in Deutschland könnten also bis zu 900 Stellen hierzulande wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen wird es jedoch nicht geben, hatte SAP jüngst betont.
Seit Montag läuft in Deutschland ein Freiwilligen- sowie ein Vorruhestandsprogramm. Bis Ende Juli können Mitarbeiter der SAP aus bestimmten Bereichen ihr Arbeitsverhältnis freiwillig auflösen. Die Höhe der Abfindung richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Zudem können Mitarbeiter, die 1960 oder früher geboren wurden, in Vorruhestand gehen - und sich ihre Abfindung entweder auf einmal oder monatlich gestückelt auszahlen lassen.
Wie viele Mitarbeiter in Deutschland am Ende vom Umbau betroffen sein werden, lässt sich nicht sagen, argumentiert SAP, da nicht klar ist, wie viele Mitarbeiter die freiwilligen Angebote annehmen werden. Daher sei auch unklar, was die Programme am Ende kosten werden. Mit einem Wert zwischen 150 und 250 Millionen Euro rechnet Finanzvorstand Mucic. Personalchef Stefan Ries betonte gestern: "Wir sind sehr erfolgreich und wachsen." 2014 habe SAP ohne Zukäufe rund 2200 neue Mitarbeiter eingestellt. "Im laufenden Jahr wollen wir auf ähnlichem Niveau wachsen", so Ries. Am Ende des Jahres würden mehr Mitarbeiter für das Unternehmen arbeiten als heute.
Konkrete Sparmaßnahmen gibt es laut SAP für das laufende Jahr nicht, jedoch "Kostenanstiegsbegrenzungsmaßnahmen", so Mucic. Investiert werde nur in Bereiche, die sich gut entwickeln. So sollen die Kosten weniger stark ansteigen wie der Umsatz. "Wir müssen bei den Kosten diszipliniert bleiben", mahnte Mucic.
Der starke Dollar gibt dem Konzern derzeit Rückenwind. Nur 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet SAP im Euro-Raum. Durch die jüngsten Zukäufe macht das Unternehmen mittlerweile 32,5 Prozent der Umsätze in den USA. Angesichts der aktuellen Euro-Schwäche dürfte sich der positive Effekt auch im zweiten Quartal fortsetzen.




