St. Leon-Rot

Wieder Mehrkosten für die Kramer-Mühle

Ausschuss für Technik und Umwelt genehmigte 150.000 Euro. Gemeinderäte kritisieren schlechte Kommunikation der Verwaltung.

12.05.2023 UPDATE: 12.05.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 29 Sekunden
Der ehemalige Ortsbaumeister Peter Dietz, der dem Planungsteam der Kramer-Mühle angehört, rechnet damit, dass in der kommenden Woche die Arbeiten am Dach des Haupthauses (im Hintergrund) beginnen. Foto: Teufert

Von Timo Teufert

St. Leon-Rot. Von außen hat sich an der Baustelle der Kramerschen Mühle in St. Leon in den letzten Wochen und Monaten wenig getan. Die Gründe dafür sind vielschichtig, wie der ehemalige Ortsbaumeister Peter Dietz, der dem Planungsteam angehört, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt den Gemeinderäten erläuterte. Gleichzeitig stimmten diese bei Enthaltung von Erwin-Peter Albert (Junge Liste) Nachträgen in Höhe von 142.181,86 Euro für Zimmererarbeiten am Dach, den Gerüstbau und Abbrucharbeiten in der Scheune zu.

"Es wurden viele Arbeiten gemacht, die man nicht sieht", versicherte Dietz. So seien etwa Dachkanten beigemauert und die Traufbereiche nachgearbeitet worden. Auch vorbereitende Sandsteinarbeiten wurden laut Dietz erledigt. Und auch aus der Verwaltung gab es gute Nachrichten: Der Bewilligungszeitraum für den Kulturzuschuss wurde verlängert und in einem ersten Schritt werden fast 700.000 Euro Fördermittel in Aussicht gestellt. "Das beinhaltet nahezu die Hälfte der geleisteten Kosten, inklusive Planungsleistungen, Wettbewerbe und Gebühren", heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Dietz gab aber gleichzeitig zu: "Der Baufortschritt ist etwas schleppend, vor allem wegen Personalengpässen." Bei der Dachdeckerfirma seien fünf von acht Personen ausgefallen und es wurde kein Ersatz gefunden. Durch die europaweite Ausschreibung sei es aber nicht möglich, eine zweite Firma zu lancieren.

Nun soll aber ein Subunternehmer aus der Region die Arbeiten ausführen. Darauf habe man sich mit dem eigentlichen Auftragnehmer nach rechtlicher Prüfung verständigt. "Mitte nächster Woche sollen die Arbeiten weitergehen", so Dietz. Man habe in der Baustruktur verschiedene Dinge umgestellt: So werden die Arbeiten für die Dachverschalung so ausgeführt, dass man später diese mit den Ausbaugewerken nicht mehr anfassen müsse. "Dass heißt, wir werden die Balken jetzt sanieren und streichen und die Schalldämmung vornehmen. Dafür wird die Verschalung mit einem Filz beplankt.

Auch interessant
St. Leon-Rot: Erstes "Kramer-Mühle-Open-Air-Festival" im Juni
St. Leon-Rot: Wird die Kramer-Mühle zu teuer?

"Vor Ort gibt es außerdem technische Probleme nach dem Abbau des Scheunendaches", so Dietz. Dort müsse nachgebessert werden, um den Dachstuhl in Ordnung zu bringen. Außerdem habe man auf der südlichen Seite erhebliche Probleme: "Die Mühle senkt sich ab." Grund dafür sei die Austrocknung einer Lehmlinse, die unter dem Gebäude liege: "Der Boden senkt sich hier in einer Geschwindigkeit ab, mit der wir nicht gerechnet hätten", erklärte Dietz. Deshalb müssten Zusatzarbeiten ausgeführt werden, um die Mühle zu sichern. "Im hinteren Teil sind wir soweit, dass wir Sicherungsmöglichkeiten haben, um sie zu stabilisieren."

Bislang habe es unter der Mühle einen Grundwassersee gegeben, durch den das Moor gewässert wurde. Wegen der enormen Hitze in den letzten Jahren habe sich dieser See aber um zwei Meter abgesenkt. Den Kraichbach zur Bewässerung aufzustauen, wie Michael Herling (FDP) vorgeschlagen hatte, sei nicht möglich: "In den 1950er Jahren hatte die Mühle zwei Wasserräder. Dafür wurde das Flussbett ausbetoniert. Dies kann aber nicht zurückgebaut werden, weil die Kramers ihr Wasserrecht zurückgegeben haben", erklärte Dietz. Man wolle nun das Oberflächenwasser nicht nur in den Bach leiten, sondern einen Teil auch auf der Wiese versickern lassen. Um ein weiteres Absenken des Gebäudes zu verhindern, müsse man Mini-Pfahlgründungen vornehmen und ein künstliches Fundament im Injektionsverfahren schaffen.

Jeanine Polzin, zuständig für die Objektüberwachung, erläuterte anschließend, wie es zu den Nachträgen gekommen ist: "In der Scheune mussten diverse Deckenbalken ausgetauscht werden." Zunächst habe man die schadhaften Balken gegen neue austauschen wollen, doch habe massiv Gegenwind vom Denkmalschutz bekommen. "Wir werden jetzt aus der Tenne zwischen Haus und Scheune und aus der Mühle Balken entnehmen, die dort nicht gebraucht werden", erklärte sie. Diese Balken können dann in der Scheune verwendet werden. In der Scheune müssen zudem alte, ungewollte Wände entfernt werden.

"Wenn man das hochrechnet, wird das ganz schön happig", sagte Theo Vetter (Freie Wähler) mit Blick auf die 150.000 Euro, die der Ausschuss als Nachtrag genehmigen sollte. Es werde immer schwerer, zuzustimmen, zumal er Bauschmerzen habe, wenn er an die Gründungsarbeiten denke. Denn: "Wenn wir für die Bestandssicherung ein Vermögen ausgeben, wird es irgendwann eng."

Adolf Geider (Freie Wähler) verglich die Kramer-Mühle sogar mit "Stuttgart 21": "Ich tue mich schwer, zuzustimmen. Denn das Projekt gerät total aus den Fugen." Man könne jedes alte Gebäude sanieren, doch er frage sich zu welchem Preis: "Wie hoch werden die Gesamtkosten?", war Geiders zentrale Frage. Er werde nur noch der Sicherung des Gebäudes zustimmen. Im September 2022 war zuletzt von Gesamtkosten von 24 Millionen Euro die Rede.

Udo Back (CDU) mahnte die Einhaltung des Zeitplanes an: "Verzögerungen wie beim Dach können wir uns nicht bei jedem Gewerk leisten", sagte er. Dietz versprach aber, den Zeitplan einzuhalten: "Wir werden Ausbaugewerke mit in den Rohbau hineinnehmen und die Arbeiten anders strukturieren." So wolle man die Zeit wieder einholen.

Kritik kam von den Gemeinderäten am Informationsfluss von Seiten der Gemeinde: "Die Infos fließen spärlich", ärgerte sich Back. Er forderte, nach den Sicherungsmaßnahmen einen Schnitt zu machen und zu schauen, wie viel man über dem geplanten Budget sei. "Bei unserer Haushaltssituation können wir nicht mehr einfach alles durchwinken", ist Back überzeugt. Auch Marina Krenzke (Grüne) schloss sich an: "Dass wir Informationen erhalten, ist extrem wichtig."

"Die Zahlen müssen bei diesem Projekt extrem transparent sein", forderte Herling und erinnerte daran, dass es zu jeder Vorlage einen Kostenplan geben sollte und eine Sondersitzung zum Thema ausstehe. "Den Bau der Mediathek schließe ich heute aber schon aus", so der FDP-Rat. Man müsse stattdessen offen und ehrlich über Einsparmöglichkeiten diskutieren. "Das klingt alles nach einer unendlichen Geschichte", fürchtete Klaus Grün (SPD).

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.