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Endlich Leben im Collegium Academicum

Das selbstverwaltete Studierendenwohnheim ist nach vielen Verzögerungen fertig. Alle freuen sich über den Einzug.

25.02.2023 UPDATE: 25.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Fabio Klevenz in seinem Zimmer. Sieben Quadratmeter stehen ihm zur Verfügung. Dafür wurden extra Möbel angefertigt, die die Fläche optimal ausnutzen. Foto: Philipp Rothe

Von Hannes Huß

Heidelberg. Endlich – das Collegium Academicum auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Rohrbach hat die Abnahme bekommen. Jetzt können die Bauherren und Bewohner des selbstverwalteten Wohnheimes ihre neuen Zimmer beziehen. "Ich hab mir sofort eine Decke und ein Kissen geschnappt und bin hergeradelt", erzählt Fabio Klevenz. Der 26-Jährige ist einer der 176 neuen Bewohner des Collegiums, in dem von nun an Auszubildende, Studierende und auch Promovierende gemeinsam leben.

"Die Stimmung war total gelöst, wir haben Sekt getrunken. Es waren auch ein paar von den Leuten dabei, die das Projekt vor zehn Jahren angestoßen haben", erzählt der 26-jährige Student vom Tag vor dem Einzug.Auf die Baufreigabe mussten sie insgesamt ein halbes Jahr lang warten. Eigentlich sollte das Collegium Academicum schon Ende September, pünktlich zu Beginn des Unisemesters eröffnet werden. Doch immer wieder musste das Einzugsdatum verschoben und neue Übergangslösungen für die Studierenden gefunden werden. Denn viele, wie Klevenz, hatten ihre WG-Zimmer schon gekündigt und schlugen sich mit Zwischenmieten und Sofaübernachtungen durch. "Dadurch, dass wir in der Stadt ganz gut vernetzt sind, konnten wir den Leuten auch gut Sachen vermitteln", erzählt Klevenz.

Noch ist nicht alles fertig, Rollläden etwa fehlen noch. Aber Helen Fischer und Fabio Klevenz freuen sich, dass jetzt Leben in die Bude kommt. Foto: Philipp Rothe

Jetzt kann er, zusammen mit seinen neuen Mitbewohnern, endlich seine neue Wohnung einrichten. Sein Zimmer ist dabei nur sieben Quadratmeter groß, das ist gerade genug Platz für sein Bett, einen Schreibtisch und einen Schrank. Das liegt an dem besonderen Konzept des Collegium Academicum. Hier hat jeder Bewohner insgesamt 14 Quadratmeter zur Verfügung, kann sich aber entscheiden, eine Zwischenwand in sein Zimmer zu ziehen. Dann hat er, wie Klevenz, sieben Quadratmeter für sich selbst, die anderen sieben Quadratmeter stehen der Wohngemeinschaft zur Verfügung. In Klevenz’ Wohnung haben sich alle vier Bewohner für mehr gemeinsamen Platz entschieden. So werden noch drei Sofas und eine eigene Leseecke für alle entstehen. Und ein Klavier soll auch noch einziehen.

Damit die sieben Quadratmeter pro Zimmer auch wirklich zum Wohnen ausreichen, hat das Team des Collegium Academicum eigene Möbel entworfen, die jeden Millimeter des Zimmers optimal nutzen. Passgenau sind Bett, Schrank und Schreibtisch gefräst. Den Zusammenbau müssen die neuen Bewohner allerdings selbst übernehmen, die zugeschnittenen Möbelteile warten schon in den Zimmern.

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Wer das alleine nicht schafft oder keinen eigenen Akkuschrauber zur Hand hat, kann zu Jan Dumke und Elisa Romeu an der Werkzeugausgabe in der Aula des Wohnheimes gehen. Hier erhalten die Neuankömmlinge Schrauben, Werkzeug und praktische Unterstützung. Dabei stehen Dumke und Romeu selbst noch auf einer Baustelle. Die Aula ist nämlich noch nicht fertig. Wo in der Zukunft Lesungen und Gemeinschaftsabende stattfinden sollen, liegen aktuell noch Sägespäne.

Auch sonst ist noch nicht alles fertig. Rollläden etwa fehlen bislang, räumt Helen Fischer ein. "Aber davon lebt das Projekt ja auch." Der 22-Jährigen ist der Stolz auf das Geleistete sichtlich anzumerken. "Die Fähigkeiten, die wir hier erlernt haben, bleiben auf jeden Fall." Fachkundig erklärt die Studentin, wie die Zwischenwände verstellt werden können, um das Zimmer im Zweifelsfall doch wieder zu vergrößern. Sie kann es noch gar nicht glauben, dass sie jetzt wirklich in ihrem neuen Zimmer steht: "Das ist total überwältigend. Ich war den ganzen Prozess dabei, und jetzt ist es endlich fertig."

Robin Mäncher und Robin Höpfner (v.l.) mit den Einzelteilen ihrer neuen Möbel. Foto: Philipp Rothe

Fischer sieht dieses modulare Raumkonzept auch als Herausforderung an sich selbst: "Das ist super interessant, auszuprobieren, wie viel Platz man für sich selbst braucht. Man kann unheimlich viel dazu gewinnen, indem man teilt." Da stimmt ihr auch Klevenz zu: "Das ist der zentrale Gedanke am Collegium Academicum. Wir wollen neue Wege gehen und uns die Frage stellen, wie viel ich nur für mich brauche."

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