Mittelalterliche Playmobilstadt ausgestellt
Eine Stadt geht auf Reisen. Der Aufbau dauerte 26 Stunden.

Von Berthold Jürriens
Neidenstein/Bretten. Wer derzeit das Museum Schweizer Hof in Bretten besucht, der wird bei den Exponaten auch auf den Namen Neidenstein treffen. Denn der Verein für Kultur- und Heimatpflege aus dem Burgdorf hat zur Brettener Sonderausstellung "Träume der Kindheit" einige Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt. Besonders stolz sei man im Burgdorf auf das "Herzstück" der Ausstellung, denn die große mittelalterliche Playmobilstadt kommt ebenfalls aus Neidenstein und erstreckt sich über einen ganzen Raum.
Verantwortlich dafür ist Harald Schaaf, der seit einiger Zeit mit weiteren Vereinskollegen das Heimatmuseum mit neuen Ausstellungskonzepten und anderen Exponaten bestückt hat. Darunter auch die Stadt mit der großen Kathedrale, die das mittelalterliche Leben im Kleinformat präsentiert und nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt. Thema der Sonderausstellung ist aktuelles und längst vergessenes Spielzeug sowie besondere Lieblingsstücke aus der Kindheit. "Linda Obhof, die Leiterin des Brettener Museums, und ich hatten schon länger Kontakt über die Sozialen Medien", erzählt Schaaf.
Ein persönliches Treffen bei der Regionalkonferenz der Museen im Regierungspräsidium im Landesmuseum in Karlsruhe habe dann den Austausch intensiviert, sodass ein Besuch im Burgdorfmuseum folgte. "Und sie hat die Exponate ausgesucht, die für ihre Ausstellung interessant sein könnten", berichtet Schaaf weiter. Dass darunter auch die 9,40 Meter mal 2,80 Meter große Playmobilstadt war, habe ihn natürlich besonders gefreut.
"Ich sammle seit etwa zehn Jahren Playmobil und baue damit das Mittelalter quasi in Miniatur nach, um den Besuchern und vor allem Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie es im Mittelalter war." Alle möglichen Handwerker tummeln sich um das große Kirchengebäude, bei dem der große Marktplatz ein vielseitiges Angebot für Kaufleute bietet. "Sogar Martin Luther und Katharina von Bora sowie viele Mönche und Nonnen sind zu entdecken", erklärt Schaaf, bevor er dann berichtet, dass die Besucher auch rund 100 Mäuse und Ratten zwischen Pflanzen und Häusermauern suchen können.
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26 Stunden seien für den Aufbau nötig gewesen. "Aber es hat sich wohl gelohnt", wie der Bastler bei persönlichen Besuchen vor Ort oder durch die Medien erfahren habe, die von einer "sehr erfolgreichen Ausstellung" sprechen. Zeitweise seien rund 500 Besucherinnen und Besucher an einem Wochenende gekommen, um die "Träume der Kindheit" anzuschauen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Aus dem Neidensteiner Burgdorfmuseum haben es auch zwei Puppenwagen, ein Druckerkasten, ein Papp-Memory aus dem Jahr 1945 und ein Pferdefuhrwerk in die Ausstellung geschafft. "Das Memory ist von Kindern im Zweiten Weltkrieg gebastelt worden. Es gab ja kein Spielzeug zu kaufen und somit ist man selbst kreativ geworden", weiß Schaaf zu berichten.
Die Ausstellung sei eine regelrechte Zeitreise durch 130 Jahre in deutschen Kinderzimmern. Puppen, Kasperletheater, Kaufladen, Brettspiele, Stofftiere und Elektrospielzeug werden präsentiert. Zahlreiche Mitmach-Stationen laden die jungen Besucher zur Entdeckungsreise ein. Und auch die dunkle Seite der Jahrzehnte wird nicht ausgeklammert. Daher thematisieren die Verantwortlichen auch Spielzeug im Dritten Reich sowie Rassismus und Geschlechtergleichheit im Kinderzimmer.
"Die Zusammenarbeit zwischen dem Museum und der Museumsleiterin Linda Obhof war hervorragend", lobt Schaaf, der auch erzählt, dass er die Tische für seine Mittelalterstadt ebenfalls in Eigenarbeit angefertigt hat. Nach dem Ende der Ausstellung geht die Playmobilstadt weiter auf Reisen.
Denn auch im Stadtmuseum in Sinsheim wird die mittelalterliche Anlage noch zu sehen sein, bevor sie im kommenden Jahr für vier Monate ins Archäologische Landesmuseum in Brandenburg an der Havel im dortigen Paulikloster Einzug hält.
Info: Bis zum 26. März ist das Museum im Schweizer Hof, Engelsberg 9, in Bretten immer samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Für Schulen und Kindergärten werden auch unter der Woche kostenlos Führungen angeboten.