Die Menschen wünschen sich ein "normales Jahr"
Bürgermeister Thomas Ludwig gab einen informativen Jahresrückblick.

Großeicholzheim. (lm) Traditionell wird der Seckacher Neujahrsempfang mit dem Auftritt der Sternsinger eröffnet. Daran konnte auch die Zwangscoronapause nichts ändern, wie die Sternsinger der Pfarrgemeinde St. Sebastian in der Großeicholzheimer Schlossgartenhalle begeisternd bewiesen. Sie wünschten den Ehrengästen mit dem Leitwort "Kinder stärken, Kinder schützen" Gottes Segen.

In seiner Neujahrsansprache betonte Bürgermeister Thomas Ludwig, wie glücklich er sei, die seit 1980 bestehende Tradition des Neujahrsempfangs endlich wieder aufnehmen zu können.
In seinen Vorbereitungen zur Neujahrsrede sei ihm sehr deutlich geworden, wie bescheiden die Wünsche der Menschen für 2023 geworden seien: "Ein ganz normales Jahr ohne Pandemie und Kriege". Und damit ein Ende der humanitären und wirtschaftlichen Katastrophen.
Dabei betonte Ludwig die unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft – auch in Seckach mit dem Arbeitskreis Flüchtlingsbegleitung, einer Gemeinschaftsunterkunft im Kinder- und Jugenddorf Klinge mit teilweise über 100 Geflüchteten und einem echten Kraftakt in der Gemeindeverwaltung.
Er kritisierte, dass Bund und Land den Bürgern immer neue Leistungsversprechen machten, die von den Kreisen und Kommunen umzusetzen seien, ohne dass die finanziellen, organisatorischen und vor allem personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt würden. Der seit Jahrzehnten versprochene Bürokratieabbau lasse weiter auf sich warten.
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In seinem Rückblick erinnerte er an den gelungenen Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde, der coronabedingt im Sommer nach Zimmern verschoben und mit der Übergabe eines Jubiläumsbuchs gekrönt worden war.
Sein Dank ging auch an Bürgermeisterin Carina Dittrich aus der Partnerstadt Reichenbach, die im Sommer mitgefeiert hatte. Das zeige die enge Verbundenheit zwischen den Partnergemeinden, deren Pflege durch Besuche nach Corona gemäß dem Beispiel der Feuerwehren aus Mengelsdorf-Biesig und Großeicholzheim aufgenommen werden solle. Das gelte auch für die guten Beziehungen zur Patenschaftseinheit der Bundeswehr in Walldürn und für die Patenschaft mit Schüttwa.
Weiter ging Ludwig auf die "nachgeholten" Anlässe ein, wie zum Beispiel das Gedenken an den 200. Geburtstag des Großeicholzheimer Lithografen Jakob Fehr durch den Verein Großeicholzheim und seine Geschichte, den 100. Geburtstag des SV Großeicholzheim mit Überreichung der Sportplakette des Bundespräsidenten, das 50. Jubiläum des Nabu Seckach-/Schefflental unter nur einem Vorsitzenden Christian Thumfart, die Ehrungsmatinee der Gesamtfeuerwehr und die Aktion der "Schlotfeger" mit Radio Regenbogen zum Weltbienentag.
Er bedauerte, dass sich der Square-Dance-Club "Yellow Rabbits" und die Frauengemeinschaft Zimmern wegen Corona aufgelöst hätten. Zudem mussten sich die VdK-Ortsvereine Seckach und Adelsheim sowie die DRK-Ortsvereine Seckach und Osterburken zusammenschließen.
Dann beleuchtete der Bürgermeister den Aufstieg der ersten Fußballmannschaft des FC Zimmern in die Kreisliga und den Aufstieg der B-Juniorinnen des SC Klinge Seckach in die Oberliga Baden-Württemberg. Dies sei ebenso erfreulich wie die erfolgreiche Jugendarbeit in der Kegelabteilung des SV Seckach.
Gerne erinnerte er sich auch an die große Reise des Musikvereins Seckach zum Jubiläum des Blasorchesters Greifswald. Weiter erinnerte Ludwig an die nachgeholte ADAC Heidelberg Historic, den zehnten Geburtstag der engagierten Bürger-Energie Großeicholzheim und die Einweihung des tollen Gemeindehauses der Kirchengemeinde Großeicholzheim.
Vieles habe Geduld erfordert. So zum Beispiel für die Wartezeit, bis die Ortsdurchfahrten von Seckach und Großeicholzheim neue Fahrbahndecken bekamen, für die Planungen zur Schaffung einer Radweganbindung zur S-Bahn-Station Eicholzheim oder die Realisierung der Runderneuerung der Verbandskläranlage des Zweckverbandes Gruppenkläranlage Seckachtal in Roigheim sowie das Jahrhundertprojekt B292 Ortsumgehung Osterburken-Adelsheim.
In Sachen erneuerbare Energien nannte er den abgeknickten Windradflügel in Großeicholzheim und die vier neu erstellten Freiflächenfotovoltaikanlagen im Einverständnis mit den Bürgern.
Stolz sei man auf Ertüchtigung von vier Spielplätzen in Kooperation mit der Sparkassen-Bauland-Stiftung sowie auf den maschinell leistungsstarken Gemeindebauhof und auf die Aufarbeitung des Nazi-Verlagerungsprojekts in dem Buch von Simon Metz "Als Sachsen noch in Seckach lag".
Bedauerlich sei dagegen das Ende der 60-jährigen Maschinenfabrik-Geschichte mit Schließung von Hilite in Seckach und dem Wegfall von 60 Arbeitsplätzen.
In seinem Ausblick zu aktuellen Herausforderungen der Gemeinde standen an erster Stelle die Nichtfinanzierbarkeit des Kindergartenneubaus und die verzweifelte Suche nach Alternativen sowie die optimale Infrastruktur mit neuen Bauplätzen für das Baugebiet "Steinigäcker-Gänsberg". Weitere Herausforderungen liegen in der Fertigstellung der Jahrhundertaufgabe "Wasserversorgungskonzeption für die Gesamtgemeinde" sowie in der Suche nach Fachkräften für das Hallenbad, das unbedingt erhalten und im ersten Halbjahr 2023 geöffnet werden soll.
Dafür freue man sich umso mehr, dass für das Bahnhofsgebäude mit Thomas Schließmann aus Auerbach ein Investor gefunden wurde, der begonnen habe, eine Arztpraxis und acht Wohneinheiten zu realisieren und mit Allgemeinärztin Edy Yamile Ruiz Gonzales als Nachfolgerin von Dr. Bender auch die ärztliche Versorgung sichergestellt werden konnte.
Den Bürgerempfang im Dorfgemeinschaftshaus Zimmern anlässlich der Kreisbereisung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 17. Februar nannte Ludwig als ersten Höhepunkt in der Gemeinde im neuen Jahr.

Nach der Vorführung des Jubiläumsfilms "Seckach aus der Luft" spiegelten die Grußworte von Minister Peter Hauk, Landrat Dr. Achim Brötel, Pfarrer Kurt Wolf und Bürgermeisterin Carina Dittrich die Wertschätzung für Seckach wider. Für einen gelungenen musikalischen Rahmen sorgten neben den Männergesangvereinen Großeicholzheim und Auerbach unter Stabführung von Klaus Bayer auch Joan und Joen Park sowie Nelli und István Koppányi von der Musikschule Bauland. In seinem Schlusswort dankte Ortsvorsteher Reinhold Rapp allen Mitwirkenden für den ebenso informativen wie unterhaltsamen Abend und lud zum Stehempfang ein.



